Steinadler am Fuchsköder in Norwegen

Golden EagleIst es möglich, den eindrucksvollen Steinadler (Aquila chrysaetos) am Köder im Winter zu beobachten und zu fotografieren? Und das in zuverlässig und in anständiger Anzahl? Ist das möglich, in Europa? Ja, das ist es!
Ole Martin Dahle, auch der „Adler- Mann“, genannt, hat mehrere Fotoverstecke in der Wildnis Norwegens eingerichtet.

Circa 1 Woche habe ich auf Einladung von Ole Martin Dahle nördlich von Trondheim verbracht. Die Ausbeute kann sich sehen lassen. Der Trip war sehr produktiv – wie Sie in der Galerie sehen. Ole bietet nicht nur Wildlife Workshops an, sondern offeriert auch die Möglichkeit, in eine (oder mehrerer) seiner Fotoverstecke auf Bergrücken oder in der Mitte von Kiefernwäldern zu sitzen. Es ist auch möglich – auch im Winter – mit dem Boot raus auf den Fjord zu fahren, um sich der Seeadler – Fotografie zu widmen.

Ole hat einige wunderschön gelegene Grundstücke in den letzten Jahren gemietet, weitere Standorte für seine Hides besitzt er selber. Die Verstecke liegen nicht weit von Forststraßen oder Wegen entfernt. Sie sind also fußläufig in akzeptabler Zeit zu erreichen sodaß man nicht völlig abgekämpft mit der schweren Fotoausrüstung am Versteckt ankommt. Auf der anderen Seite sind sie so weit von der öffentlichen Infrastruktur entfernt, daß man sich mitten in der Wildnis fühlt und selbst Motorengeräusche praktisch nicht zu vernehmen sind. Man ist wirklich mitten drin. Folglich gibt es ideale Bedingungen um seiner fotografischen Leidenschaft nachzugehen und Bilder von Wildvögeln auf kürzeste Entfernungen zu schießen.

Im Winter sind die Chancen, atemberaubende Bilder des Steinadlers zu schießen, konkurrenzlos. Hier in der Wildnis von Norwegen finden die Adler ihre Köder schon seit Jahren. Es wird behauptet, dass es nirgendwo sonst in Europa einen besseren Ort gibt, um Steinadler aus nächster Entfernung fotografieren zu können. Die Kundschaft ist daher international. Auch chinesische Fotografen haben sich schon von den fotografischen Möglichkeiten begeistern lassen.

Die Adler fressen, fliegen oder kämpfen miteinander. Innerhalb von ein paar Metern nur, macht sich der Steinadler über seinen Köder – häufig einen toten Fuchs – her oder setzt sich auf einen perfekt drapierten abgestorbenen Kiefernast direkt vor dem Fotoversteck um sich zu entspannen. Ausgezeichnet formatfüllende Aufnahmen in absolut natürlicher Landschaft sind garantiert. Aber das sind nicht die einzigen Vögel, die mit Ole Dahle Hilfe ” geschossen ” werden können. Die Fotografie von Greifen ist nicht neu bei bird-lens.com, wie man bei diesem Blog zum Mäusebussard im Winter sehen kann. Aber der Steinadler ist natürlich die ultimative Trophäe!

Um die vielen guten Kritiken über den Adler-Mann, die ja im Internet dazu schon zu lesen sind, zu testen, wurde eine Reise in der dunkelsten Zeit des Winters – Ende November – geplant. Der erste Tag des Aufenthalts war für Steinadler Fotografie reserviert. Mit einem Fotografen aus Norwegen machen wir uns in den frühen Morgenstunden (6.30 Uhr Abfahrt) auf den Weg von Ole´s Gästehaus. Es hat die Nacht ziemlich gestürmt. Dazu Schnee. Es ist dunkler als dunkel als wir aus dem Gästehaus treten und immer noch (oder schon wieder) ist es am Schneien. Aber jetzt sind wir endlich im Fotoversteck. Ein früher Start ist ein Muss in der Steinadler-Fotografie. Die Fotoverstecke müssen vor dem ersten Licht betreten werden, damit die Vögel nicht gestört und vom Erscheinen am Luder abgehalten werden. So sitzen wir in der Dunkelheit vor der Morgendämmerung, Kaffeetrinkend und wispern leise, hoffen, daß wir was hören: aber nichts. Ich entscheide mich, es mir zu einem kurzen Nickerchen auf dem Feldbett bequem zu machen. Sehr gemütlich kann man es sich auf bereitliegenden Schlafsäcken bequem machen. Nun mit einsetzender Morgendämmerung wird der Himmel heller mit jeder Minute. Nun können wir die Silhouette der schneebedeckten Berge vor uns sehen. Jetzt könnten die Steinadler ja mal kommen. Dann wieder Kaffee trinken und leise plaudern. Dann ist tatsächlich etwas zu hören. Dieses Mal gibt es – hoppla – einen großen Vogels zu bewundern. Ja, es ist ein Steinadler (Aquila chrysaetos), der da kurz über dem Bergrücken kreisendend eine Schleife dreht. Ein kraftvoller Flug führt den jungen Adler, dessen weiße Schwanzbasis schön zu sehen ist, über das Plateau mit dem als Köder ausgelegten Birkhuhn (Tetrao tetrix) und dem Rotfuchs (Vulpes vulpes). Dann verschwindet er wieder auf der anderen Seite des Berghangs.

Es dauert dann doch recht lange, bis es einem weiteren Besuch eines Steinadler gibt. Dieses Mal auch wieder ein junger Vogel, der nur kurz auf einer Kiefer sitzt, bevor er wieder verschwindet. Der Adler hatte nicht einmal versucht, sich am Kadaver des Fuchses zu bedienen.

Bis Mittag war es nun ausgesprochen ereignislos gewesen. Wir hatten aus der Holzhütte auf einen toten Fuchs und ein totes Birkhuhn gestarrt. Auch wenn wir noch das Kommen und Gehen der Eichelhäher (Garrulus glandarius), die sich an ausgestreuten Körnern bedienten, sehen konnten, was das doch wenig ergiebig. Inzwischen ist es 13.00 Uhr.
Der Wind weht immer noch sehr heftig – wie bereits den ganzen Tag. Bisher haben wir hauptsächlich Eichelhäher (Garrulus glandarius) und Haubenmeisen (Lophophanes cristatus) gesehen.

Aus dem Nichts landet dann aber ein Adler auf der abgestorbenen Kiefer, auf dem das Birkhuhnluder ausgelegt ist. Anfangs kämpft der Adler hauptsächlich mit den Federn des Huhnes. Ein weiterer Adler fliegt ein und sie kämpfen ein bisschen um das Birkhuhn, bis einer maulend und quiekend daneben sitzt und der andere genüsslich die ganze Beute zerlegt. Dann widmet der andere hungrige Adler seine Aufmerksamkeit dem Fuchs. Es ist aber gar nicht so einfach, viel Fleisch aus dem gefrorenen Kadaver heraus zu holen.

Das Licht wird schnell wieder weniger. Nun kommt noch ein hungriger Adler und landet direkt auf dem Fuchs. Dieses Mal ist es ein erwachsener Vogel. Die Farben im Gefieder sind insgesamt gedämpfter und weniger kontrastreich. Der Schwanz ist komplett dunkel. Unmittelbar widmet der Adler seine Aufmerksamkeit dem Fuchs und ohne jede Hektik rupft er dem toten Fuchs erst das Fell aus und fängt dann an dem Fleisch des beinhart gefrorenen Kadaver zu fressen. Plötzlich – wir halten beide die Luft an – starren uns im Fotoversteck misstrauisch zwei Adleraugen an. Aber bald entspannt sich der Adler wieder um weiter zu fressen. Jedes Mal, wenn der Adler eine Pause beim Fressen einlegt und aufschaut ist eine gleichzeitige Salve von Kameraauslösungen die Antwort. Obwohl die Kameras schon fast „glühen“, beeindruckt dieses Geräusch den Adler nicht.

Eine wirklich beeindruckender Vogel, ziemlich sicher ein Weibchen, was aus seiner Größe zu schließen ist. Immer wieder ist der Adler für Variationen seines Stehens auf dem Fuchs gut. Mal frontal, dann wieder von der Seite. Natürlich auch von hinten. Zwischendurch setzt wieder Schneetreiben ein. Der Adler vor bzw. hinter dem windgepeitschten Schnee sieht sehr gut aus. Er rauscht in dicken weißen Flecken an dem Adler vorbei. Manchmal ist das Schneetreiben so dicht, daß der Autofokus der EOS Schwierigkeiten hat zu fokussieren. Es wird wieder dunkel, als dieser letzte Adler – offensichtlich mehr oder weniger satt – den Fuchskadaver ohne Hast verläßt.

Das letzte Adlermahl ist noch nicht lange vorbei als auch schon Ole Martin Dahle erscheint und uns abholt. Mittlerweile wird das Licht immer geringer. Das war ein langer und die meiste Zeit ereignislosen Tag, wie es oft der Fall ist, wenn man wilde Tiere fotografieren will. Ok, das ist Wildnis! Dafür war die Zeit der Anwesenheit von Adlern umso produktiver.  Insgesamt wurden gut 3.000 Bilder gemacht. Und dies ist ja nur der erste Tag.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird –Lens.com gezielt Reisen an entfernte Orte wie die Küstengebirge von West-Norwegen oder zu touristischen Attraktionen wie die Insel Norderney unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.

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