Nachdem mit Kiefernkreuzschnäbeln (Loxia pytyopsittacus) und Braunwürger (Lanius cristatus) in der letzten Zeit 2 schöne Seltenheiten in Mitteleuropa aufgetaucht sind, habe ich mich mal näher mit dem Thema ornithologischer Invasionsgäste beschäftigt. Dabei bin ich auf eine Mitteilung des ornithologischen Vereines in Wien vom 7. Januar 1889 gestoßen (Zeitschrift: Die Schwalbe, XIII. Jahrgang, Nr. 1), in der ein gewisser Josef Talsky von einem Steppenhuhn in Mähren berichtet. Das Steppenhuhn oder Steppenflughuhn (Syrrhaptes paradoxus) war also früher schon mal Invasionsgast in Europa. In dem besagten Jahr war es in Olmütz – tschechisch Olomouc – angetroffen worden. Die Stadt ist eines der Zentren Mährens und liegt im östlichen Teil Tschechiens in der Flussaue der March. Die Stadt befindet sich in einer nach Nordwesten und Südosten geöffneten Ebene, welche von Westen und insbesondere von Osten von Bergen umgeben ist. Interessant, dass sich ein asiatischer Gast dorthin verflogen hatte. Man darf aber nicht vergessen, dass auch der aktuell in den Niederlanden befindliche Braunwürger wohl ungefähr aus der gleichen – weit entfernten – Gegend in Asien kommt; er war dann auch eine Erstbeobachtung für die Niederlande. Mein weiß also nie, was man noch zu Angesicht bekommt. Daher gebe ich den Text in Auszügen wieder.
…dass am 6. December desselben Jahres in der nächsten Nähe von Olmütz, nämlich in dem Dorfe Horka, noch ein Steppenhuhn beobachtet und erlegt wurde. Der glückliche Schütze, Herr Franz Schreiber, Revierförster daselbst, hatte die Güte, mir einen ausführlichen Bericht über diesen Fall zu übersenden, dem ich Nachstehendes entnehme:
Am genannten Tage begab sich der Revierförster um 7 Uhr morgens mit seinem Heger in das von ihm gepachtete Gemeinde-Jagdrevier, um Hasen zu schiessen. Nach einer halben Stunde Weges langte er während eines ziemlich dicht en Nebels, in einem, im freien Felde liegenden, verlassenen Steinbruch an, der ein Hügelland von angehäuften Thonschiefer bildet und theilweise mit Disteln und anderem Unkraute bewachsen ist.. Hier begann die Jagd. Kaum, dass das Terrain betreten wurde, erhob sich in einer Entfernung von etwa 120 Schritten vor ihm ein Vogel vom Erdboden, der durch seinen durchdringenden Laut, den der Beobachter mit einem: „Tik, tik, tik“! bezeichnet, die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Der Vogel, den der Forstmann im ersten Augenblicke für einen Sperber angesprochen hatte, strich ähnlich einer Waldschnepfe im Zick—Zackzuge über eine steil aufsteigende Steinwand des Bruches den angrenzenden Feldern zu, kehrte aber nach wenigen Secunden mit demselben Rufe, den er kurz nacheinander 3- bis 4mal hören lies, zurück und fiel in einer beiläufigen Distanz von 100 Schritten vom Beobachter zwischen den Hügeln wieder ein.
Herr Schreiber wechselte seine starke Patrone mit Schrott Nr. 8 aus und rückte vorsichtig zur Stelle vor, um dem unbekannten, befiederten Reviergaste auf Schussdistanz anzukommen. Er hatte kaum 20 bis 30 Gänge zurückgelegt, als schon der Vogel, den bekannten Ruf abermals ausstossend, aufstieg, von dem wohlangebrachten Schusse jedoch getroffen, sofort zu Boden fiel.
Staunend betrachtete ich, schreibt der Berichterstatter, die unverhoffte Beute, die allerdings kein Sperber, sondern ein asiatisches Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus) war. Obzwar ich noch niemals Gelegenheit hatte ein Steppenhuhn zu sehen, so erkannte ich es sogleich, als solches, und zwar nach den in der jüngsten Zeit gelesenen Berichten über diese Vogelart in den öffentlichen Blättern.
Nach der Beschreibung des erlegten Stückes, die sodann folgt, ist es ein altes Männchen. Dasselbe wurde in der Folge von dem Stadt-Olmützer Holzgartenaufseher Georg Schwanzer präpariert und wird als Eigenthum des Erlegers im Forsthause zu Horka aufbewahrt.
Leider hat man es unterlassen, den Mageninhalt des Fremdlings zu untersuchen. Es wäre gewiss von Interesse gewesen zu erfahren, womit der Vogel, der wie ich glaube, entweder als Überrest einer verunglückten Gesellschaft oder als versprengtes Mitglied derselben umherirrte, sein Leben bei uns gefristet hatte. Dass er aus weiter Ferne in die Olmützer Gegend gekommen, ist nicht zu bezweifeln, da hier das ganze Jahr über kein einziges Steppenhuhn gesehen wurde.
Meiner Ansicht nach hätten die Steppenhühner in Mähren, wenn sie auch zahlreich erschienen wären, keinen längeren Aufenthalt genommen. Das Land ist seiner grossen Fläche nach für diesen Steppenbewohner viel zu viel cultiviert und mit fruchtbaren Feldern bedeckt. Mau kann dies aus dem Betragen des hier behandelten Exemplares ersehen, das den bebauten Ackerboden gemieden und seinem Bedürfnisse gemäss, den unfruchtbaren Steinbruch zu seinem Aufenthalte gewählt hatte; ja es ist sogar, von, dem Schützen beunruhigt und trotz der drohenden Gefahr sogleich wieder auf die ihm zusagende Stelle zurückgekehrt…..
Der Text schließt mit den Worten: … Ob denn die Ornithologen und Jagdfreunde eine neuerliche Invasion des Steppenhuhnes in Europa, falls sie wieder einmal erfolgen sollte, mit denselben sanguinischen Hoffnungen begrüssen werden, wie die des Jahres 1888?
Tja, dem kann man sich nur anschließen. Ein Steppenflughuhn (Syrrhaptes paradoxus) in Mitteleuropa könnte eine willkommene Bereicherung mancher Birdlist sein. Mir selber fehlt die Art auch noch für die Westpläarktis. Allein im Jahr 2007 konnte ich kurz in Kirgisistan ein solches Steppenflughuhn sehen.
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