die Erfahrungen mit diesem Fotorucksack konnten nun schon gut 3 Jahre reifen. Als ich einen Kamera-Systemwechsel (von Nikon zu Canon) im Jahr 2010 vorgenommen habe, hatte ich mich auch für einen neuen Fotorucksack zu entscheiden. Dieser Rucksack sollte handlich sein, als Bordgepäck ohne Schwierigkeiten bei allen Airlines akzeptiert werden, einen guten Wetterschutz bieten und eher die Ausmaße eines Daypack aufweisen. Anbei ein paar Anmerkungen zu meinen Erfahrungen mit dem Lowepro Flipside 300:
Das Konzept ist bestechend. Man dreht den Rucksack um und kommt sehr schnell an sein fotografisches Equipment. Dabei ist der Inhalt sehr gut vor dem Wetter und unbefugten Zugriff geschützt. Denn beim Tragen zeigt der einzige Zugang zum Rücken. Es ist also nicht möglich, dass Diebe den Rucksack unbemerkt beim Tragen öffnen. Wie kommt man denn nun genau an seine Ausrüstung? Wie bereits beschrieben, kommt man nur über die Rückseite des Rucksacks an seine Kameraausrüstung. Es gibt zwei Möglichkeiten um an die Ausrüstung heran zu kommen. Entweder man nimmt den Rucksack ab und öffnet das Rückteil oder man nimmt den Rucksack von den Schultern und dreht ihn nach vorn (Flipside) auf die Bauchseite. Dabei muß der Bauchgurt angelegt sein, der die nötige Halterung liefert. Nun hat man den Flipside vor sich und öffnet bequem das Rückenteil über die Reißverschlüsse. Die Ausrüstung liegt frei vor einem und man kann sicher die Kamera oder ein Objektiv herausholen bzw. das Objektiv wechseln. Das geht schneller und ist sicherer als wenn man den Rucksack ablegt und dann öffnet.
Dann ist das gute Stück innen fast größer als außen. Ich hatte vorher einen größeren Rucksack und war mir nicht sicher ob ich vor allem die im Prospekt versprochene 300er- Kombination in den Flipside rein bekomme. In den Flipside 300 passt aber doch einiges rein, als da wären:
EOS 1- Profikameras EOS 1 DX oder EOS 1 Mark IV mit angesetzten 4,0/70 – 200mm EF oder dem Canon EF 400mm f/4.0 DO IS USM oder dem Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM. In der verschließbaren Tasche passen noch das Canon Speedlite 430EX II rein. Dazu der Kleinkram, den man so bei sich hat. Das funktioniert natürlich nur, wenn man die standardmäßig am oberen Ende des Rucksacks mittels Klettverschluss angebrachte Reissverschlusstasche entfernt. Hier könnte man sonst auch noch Speicherkarten, Kabelkram etc. hineinstopfen.
Es wäre natürlich schön, wenn das Objektiv – am besten mit aufgesetzter Sonnenblende – in den überschaubaren Rucksack passen würde. Eine Kombination des Sigma mit dem Canon ESO 1 DX passt perfekt – natürlich nicht mit angesetzter Gegenlichtblende – in den Lowe Pro Flipside 300. Ein ähnlicher Wermutstropfen wie in der Kombination der EOS 1- Profikameras mit dem Canon EF 400mm f/4.0 DO IS USM. Bei Letzterem fehlen nur wenige Zentimeter in der Länge. Schade!
Der “Trick mit dem Flip” bei diesem Rucksack funktioniert wirklich gut, man kommt an alles dran und braucht den Rucksack nicht abzunehmen. Ich habe schon mehrere längere Touren mit dem Teil unternommen und ich kann nur Positives über den Tragekomfort berichten. Ich war damit schon im Gebirge – dann nehme ich auch immer eine Trinkflasche im Außennetz und ein zusätzliches Thermo-Shirt im Rucksackinnern mit – im Pantanal und ganz normal in Deutschland auf Wanderungen unterwegs. Man merkt natürlich, dass das Tragegestell nicht mit einem professionellen Wanderruck vergleichbar ist. Aber für die Zwecke in 90% der Fälle ist es sehr gut geeignet. Erwähnenswert ist noch, daß der Flipside 300 kein „eingebautes“ Regencape aufweist. Hier kommt die einzigartige Konstruktion voll zur Geltung. Der innenliegende Reissverschluss ist mit einer „Lippe“ vor Regen in der Transportposition gut geschützt und auch bei abgesetztem Rucksack habe ich keine Beschwerden. Auch einen mehrstündigen Einsatz auf hoher See bei starkem Wind und hohem Wellengang überstand das innenliegende Objektiv ohne naß geworden zu sein. Das liegt wohl am Material und an dem Umstand, daß nach außen keine Grenzflächen abgedeckt/ versiegelt werden müssen. Bei einem Toploader-Rucksack wird man dagegen konstruktionsbedingt ohne Regenschutz nicht auskommen.
Zur Zuverlässigkeit: Ich habe einmal den Gurtstraffer der Trageriemen ersetzen müssen. Er war einfach durchgebrochen. Der Outoor-Fachhandel bietet hier für wenig Geld einen funktionsfähigen Ersatz. Außerdem sind mir in der Zwischenzeit zweimal die Ösen des Innenreißverschlusses durchgescheuert. Ich habe sie mit Bordmitteln erneuert. Ok, das ist der normale Verschleiß, der allerdings bei einer besseren Materialwahl des Herstellers auch nicht sein müsste.
Insgesamt bin ich bisher sehr zufrieden mit dem Lowe Pro Flipside 300. Ob das Preis-/Leistungsverhältnis passt muss jeder selber anhand seiner Anwendungsgebiete prüfen.
Nun ein paar technische Daten: Innere Abmessungen: 23 × 13,8 × 40,5 cm (BxTxH). Äußere Abmessungen: 25,8 × 17,4 × 44,5 cm (BxTxH). Gewicht: 1,2kg. Außenmaterial: 600D Polyester, 600D Ripstop und 210D Nylon.
Wie ich schon sagte, wäre es natürlich schön, wenn meine Lieblings-Wander-Kombination EOS 1- Profikameras mit dem Canon EF 400mm f/4.0 DO IS USM mit aufgesetzter Sonnenblende in den Flipside 300 passen würde. Hier fehlen genau 2 cm in der Länge. Ich habe mich nach Alternativen umgeguckt und bin bisher nicht fündig geworden. Das 400 DO mit dem Canon ESO 1 DX passt ähnlich perfekt in das Schwestermodell Lowe Pro Flipside 400 – aber auch nicht mit angesetzter Gegenlichtblende. Trotz der höheren Nummer, ist der Lowe Pro Flipside 400 nämlich nur breiter, nicht höher. Und der Lowe Pro Flipside 500 ist dann schon wieder eine ganz andere Hausnummer. Da geht man schon mit einem richtigen Rucksack – keine Daypack – aus dem Haus. Eine Alternative könnte noch der ThinkTankPhoto Airport Acceleration 2.0 – ein mittelgroßer Fotorucksack – sein, der als kleinerer Bruder des Airport Addicted für die mittlere Fotoausrüstung (immerhin mit einem Canon 500/ f 4,0 EF) angeboten wird. Die Innenmaße mit 31,5x17x45 sind vielversprechend und das Gewicht mit ca. 1,6 kg nur unwesentlich höher als beim Flipside 300.