Diese seltene Lerche hatte ich ja schon Mitte Mai 2002 in Las Almoladeras im Naturpark Cabo de Gata in südlichen Spanien gesehen. Die Dupontlerche (Chersophilus duponti) ist wahrscheinlich eine der am intensivsten gesuchten Vogelarten der Westpaläarktis. Zumindest dann, wenn man zur Vogelbeobachtung in Spanien unterwegs ist. Jetzt – 12 Jahre später wolle ich auf einem Kurztrip nach Nordspanien wieder die Beobachtung dieser Lerche verbuchen können.
Mein Ziel sind diesmal die Las Estepas de Belchite, ein Trockengebiet parallel zum Ebro. Besonders von Interesse ist erstens das sogenannte Refugio de Fauna Silvestre de la Lomaza de Belchite und zweitens das La Reserva Ornitologica EI Planeron, das von der lokalen Ornithologengesellschaft, der SEO, betrieben wird. Insgesamt stellt das Areal südlich und südöstliche von Zaragoza eine der wertvollsten Steppenlandschaften dar. Die Steppen um Belchite sind berühmt für ihre Steppenvogelwelt. Spiessflughuhn (Pterocles alchata), Sandflughuhn (Pterocles orientalis), Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) und dann das eigentliche Objekt der fotografischen Begierde, die Dupontlerche (Chersophilus duponti).
Das Gebiet um Belchite ist ziemlich umfangreich und wenig fragmentiert. Es reicht im Westen von Muel bis nach Azaila im Osten. Auch ein paar andere Lerchenarten sind hier zu Hause. Außerdem wohl noch ein paar wenige Großtrappen (Otis tarda) undTriele (Burhinus oedicnemus). Hinter Belchite steuerte ich nun – Anfang März – den kleinen Ort Coto an. Trotz der erkennbaren Segnungen der Zivilisation ist der natürliche Eindruck des Steppengebiets weitgehend ungetrübt. Ich komme kurz vor Sonnenaufgang in dem Steppengebiet an, das mitten in einem eher extensiven landwirtschaftlich genutzten Trockengebiet liegt. Einige Hinweistafeln weisen auf die interessantesten Arten – natürlich Dupontlerche – hin. Direkt am Anfang höre ich die Dupontlerche schon. Super, das kann ja so weiter gehen. Das erste Foto schieße ich aber von einer Stummellerche (Calandrella rufescens). So klappere ich mal die möglichen Feldwege ab. Das Gelände ist ganz gut mit diesen Wegen erschlossen. Kunststück, am Rand des Reservats wird ja auch Landwirtschaft betrieben. Zuerst fahre ich aber doch falsch und lande in einem eher landwirtschaftlich geprägten Gebiet. Immerhin kann ich da auf einem Feld die ersten Flughühner sehen. Es sind Sandflughühner. Leider fliegen sie recht schnell weg. Ein Besuch bei einem verfallenen Bauernhof zeigt ein paar sehr nisthabitatanzeigende Falken. Turmfalken – wie ich anfangs denke. Dann reift in mir aber der Verdacht, daß es sich doch um Rötelfalken (Falco naumanni)handelt. So ist es auch. Sie rufen wirklich ganz anders als Turmfalken. Sie scheinen ihren Nestplatz schon „gebucht“ zu haben und kreisen rufend um das Gehöft. Dann nimmt auch mal einer Platz auf den alten Schindeln.
Weiter geht es in dem weitläufigen Steppengelände. Aha, das ist das im Vogelbuch beschriebene Dupontlerche – Habitat. Ein trockner, sandiger Untergrund wird mit Grasbülten und kleinen Büschen bedeckt. Sicher ist das Gebiet auch noch gut für weitere Lerchenarten wie Stummellerche (Calandrella rufescens) und Kalanderlerche (Melanocorypha calandra). Diese häufigeren Arten sind auch bald zu sehen. Die Dupontlerche ist bzgl. Ihrer Habitatansprüche aber doch anspruchsvoller. Immerhin sind die Gesänge der Dupontlerche aus einer eher unbestimmten Richtung zu hören. Super, das muß ich mir genauer angucken. So verweile ich eine ganze Zeit in der Nähe des zentral gelegenen Parkplatzes im Naturschutzgebiet. Ich fahre auch einen Wanderweg rein, der extra mit der Dupontlerche ausgeschildert ist. Leider nichts.
Als ich schon wieder zurückfahren will, singt doch eine Dupontlerche direkt hinter mir am Parkplatz. Im Fernglas sehe ich eine lautstark singende Lerche. Kann das die Dupontlerche sein? Der Blick mit dem Spektiv legt das zumindest nahe. Also doch noch mehr Gesänge abspielen. So sehe ich schließlich – der Gesang kommt jetzt immer näher, wohl auch aus 2 Richtungen- ein Etwas huschen. Gut versteckt zwischen Grasbülten und niedrigen Gesträuch. Wow, das könnte sie doch sein. Leider bleibt der ominöse Vogel sehr verdeckt. Ja, es ist eine braune Lerche. Ein paar Belegfotos sind aber drin. Dann ist es auch schon wieder vorbei. Ich kann sie nicht mehr zwischen der Vegetation verfolgen. Endlich mal wieder eine Dupontlerche fotografiert. Welch ein Glücksgefühl durchströmt mich, wenn ich jetzt nach Stunden des Wartens nicht nur den Gesang höre, sondern die Lerche auch mal sehen kann. Mal näher, mal weiter entfernt ist das Geräusch zu hören. Jetzt nur nicht übereilt mit dem Teleobjektiv aus dem Autofenster schwenken und suchen. Die Lerche bleibt aber erst mal verschwunden; nur der Gesang ist weiter zu hören. Ich will schon den Wagen drehen, da höre ich laut und deutlich direkt hinter mir den Gesang. Das ist ja die Härte. Die Dupontlerche singt von einem Gebüsch. Wow, das muß ich natürlich auch noch aufnehmen. Gesagt, getan. Wenig später kommt sie gut sich zwischen den niedrigen Gräsern und Büschen versteckend noch näher und singt dann wieder auf einer Bülte lauthals. Das sind super Fotos. Aus der Nähe ist die typische Lerchenform gut zu erkennen. Der gestreckte Hals, die braun-graue Streifung, der kräftig-gebogene, lange Schnabel sind deutlich wahrnehmbar. Es ist nun 10:00 und doch eigentlich schon fast zu spät für das Balzritual der Dupontlerche. Aber es ist zwar sonnig aber immer noch ziemlich kühl. Angeblich nur 3°. Kann das sein? Die Sonne steht jetzt schon hoch am Himmel, obgleich es erst 10:00 Uhr ist. Soweit das Auge reicht: Steppe, unterbrochen hin und wieder von erodierten Felsen. In der Ferne bunte Felsabbrüche. Über dem Boden flimmert schon die Luft. Im Auto ist es aber immer noch angenehm. Kein Vergleich zu der unbeschreiblichen Hitze, die hier sicher im Sommer herrscht.
Eine Bemerkung noch zur Dupontlerche (Chersophilus duponti). Diese Lerche ist ein nur spärlich vorkommender Bewohner der weiten Steppen im Osten von Granada und Almeria und ist in Europa auf diese Gebiete beschränkt. Ansonsten kann man sein Glück in Marokko natürlich auch versuchen. Es scheint so zu sein, dass sich einige Exemplare im Winter über den Süden der iberischen Halbinsel verteilen und dann in Orten auftauchen, an die man nicht denken würde.
Wer in das nördliche Spanien fahren will, muß aus Mitteleuropa einen langen Weg mit dem Auto auf sich nehmen. Der nächste Flugplatz ist zwar in Saragossa ungefähr in der Mitte der Region Aragonien. Er wurde auch mal eine Weile von RyanAir angeflogen. Jetzt aber muß man sich wohl doch mit Barcelona begnügen. Das ist auch gut 250km und damit recht weit entfernt.
Um mit der wachsenden Nachfrage nach guten Fotoaufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis Schritt zu halten, ist Bird-Lens.com sehr daran interessiert, den Umfang der Bilder der Vögel in der Westpaläarktis weiter auszubauen. Reisen zu abgelegenen Orten wie Finnland im Winter oder im Frühjahr nach Spanien, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Das schöne Bild, das Sie zu diesem Blog finden, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was Sie in der Galerie “Picture-Shop” finden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn ich Ihnen mit einem zusätzlichen Bild dienen kann.
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