Varanger: Vogelarten auf dem Hochfjell und an der Küste in Nordnorwegen

Papageitaucherwie in dem Blog über das quirlige Odinshühnchen bereits beschrieben, gibt es insgesamt auf Varanger mehr als 300 Vogelarten. Das Hochfjell bietet andere Arten als die Küste rund um den Fjord. Der Fjell ist ein Gebirgszug, der im Inneren zu durchaus beeindruckender Höhe – bis ca. 500 Meter – ansteigt und ein wahrhaftes Tundragesicht zeigt. Bekassine (Gallinago gallinago), Zwergstrandläufer (Calidris minuta), Meerstrandläufer (Calidris maritima) und Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus) sollten für den aufmerksamen Beobachter kein Problem sein. Aber auch dem systematischen Sucher ornithologische Raritäten wird, wie man in der Galerie sehen kann, so manches geboten. Dazu kann man Rauhfußbussard (Buteo lagopus), Merlin (Falco columbarius) oder gar den Gerfalken (Falco rusticolus) zählen, die man eher unregelmäßig zu Gesicht oder vor die Kamera bekommt. Es wird auch immer wieder die Schneeeule gesichtet. Das Vorkommen, gar Brüten, der Schneeeule (Bubo scandiacus) ist aber stark vom Lemmingangebot – und zwar des Vorjahres – abhängig. 2011 war z.B. so ein Jahr. Die Schneeeulen hatten ein fantastisches Jahr in Nord-Norwegen. Es wurde von gut 40 Bruten berichtet. Meldungen können an ein Schnee-Eulen-Projekt weitergeleitet werden. Aber auch hier in der unendlichen Weite ist die Eule eine seltene und bedrohte Art. Sollte man ein Exemplar zu Gesicht bekommen, ist es unabdingbar, so wenig wie möglich Zeit, in den Territorien der Vögel zu verbringen. Es ist auch wichtig, Distanz zu halten und Fotos mit einem sehr guten Teleobjektiv aus großer Distanz zu schießen. Sonst bleibt ja auch noch, die prächtigen Vögel durch das Fernrohrzu betrachten. Die arktische Tundra ist ihre Landschaft. Man muß aber Glück haben, beim Wandern eine Schneeeule zu sehen. Finnmark hat immerhin in etwa die Größe von Dänemark. Auch ist Geduld absolut notwendig. Gute Hilfestellung kann ggf. diese Website geben, die ein Mapping Arctic Norway– Projekt aufgesetzt haben.

Ein weiteres Highlight sind natürlich die beiden Tundraammern, Spornammer (Calcarius lapponicus) und Schneeammer (Plectophenax nivalis). Im Frühjahr sind beide Arten sehr schön im Brutkleid zu sehen. Bei Stopps im Fjell südlich von Batsfjord oder um Komagvaer sollte man doch fündig werden. Es ist ratsam auf die typischen Flugrufe zu hören.

Neben dieser umfangreichen Vogelliste mit mehr als 300 Arten, von denen etwa die Hälfte Brutvögel sind, fällt die Zahl der Säuger gering aus. Lemminge (Lemmus lemmus) haben bekanntermaßen ihre Massenverbreitungsjahre. Lemminge bekommt man also häufig, selten oder gar nicht zu sehen. Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist da schon häufiger und zuverlässiger. Ein Individuum konnten wir bei Hamingberg sehen. Schneehasen (Lepus timidus) sind hin und wieder zu sehen. Rentiere (Rangifer tarangus) dagegen werden täglich beobachtet; teilweise in großen Herden Die Rentiere stehen Anfang Juni noch in strandnahen Flächen und ziehen im Juli in die höher gelegenen Fjellregionen mit Moosen, Flechten und anderen bodendeckenden Pflanzen und Zwergsträuchern zwischen Gestein und Dauerschneefeldern. EIche (Alces alces) durchziehen nur selten die Landschaft, die ihnen nur am Pflanzensaum der Bachläufe und Binnengewässer Nahrung schenkt. Auch die Strände sollte man geflissentlich absuchen. So sind Kegelrobbe (Halichoerus grypus) dort aber auch am 3.7. Tana-Delta zu sehen. Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist eher draußen auf dem Meer aber auch einmal bei Sandfjorden gesehen worden.

Unbedingt sollte man die Vogelfelsen Ekkeröy bei Vadsö und Hornöya und Reinöya bei Vardö ins Programm aufnehmen. Dazu ist die Nutzung eines Bootes notwendig. Die Vermittlung des Bootes ist einerseits beim Verkehrsamt Vardö möglich. Andererseits kann man für den Vogelfelsen Ekkeröy bei Vadsö auch direkt im Hafen nachfragen. Die Abfahrtszeiten sind teils ungewöhnlich. Wenn ich es noch recht in Erinnerung habe, war die Überfahrt an Sonn- und Feiertagen exorbitant teuer. Besucher der Nordküsten sollten vielleicht auch den Sylstefjordstauran bei Batsfjord/Nordfjord ansteuern. Im Winter bietet sich der Hafen von Batsfjord für überwinternde Eiderenten an. Auf allen Vogelinseln bestehen sehr gute bis zufriedenstellende Fotografiermöglichkeiten auf Sturmmöwe (Larus canus), Mantelmöwe (Larus marinus), Silbermöwe (Larus argentatus), Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla), Dickschnabellumme (Uria lomvia), Tordalk (Alca torda), Gryllteiste (Cepphus grylle), Papageitaucher (Fratercula arctica) und schließlich die Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis). Nur auf Syltefjordstauran brütet der Basstölpel (Morus bassanus) mit ca. 250 Paaren. Das Hochfjell sollte man besser über die Westroute erschließen kann. Die Fahrtrichtung ist dann Batsfjord, Kongsfjord, Berlevag. Da kann man dann auch immer ein paar Abstecher an die raue Nordküste machen.
Als Geheimtipp gilt das Pasviktal, eine norwegische Enklave zwischen Finnland und Russland südlich der größten Stadt in der Finnmark, Kirkenes. Die Sperbereule (Surnia ulula) ist ein Vertreter aus der Familie der Eulen, den man mit ziemlicher Sicherheit sehen wird. Diese Eule jagt auch bei Tageslicht – also fast 24 Stunden rund um die Uhr – . Er ist ein stiller, standorttreuer Jäger sowohl im Sommer als auch im Winter mit beeindruckenden Überlebensfähigkeiten.
Auch der botanisch orientierte Reisende hat zahlreiche Beobachtungs- und Fotografiermöglichkeiten in den Strandwiesen und im Fjell. Trollblumenwiesen, Orchideen. Es ist toll zu erleben, wie im Juni/Juli die Pflanzenwelt dieser sonst so kargen Tundralandschaft geradezu explodiert.

Das Vogelleben „rund um die Uhr“, Mitternachtsbummel am Vogelfelsen, helle Nächte, Sommersonne bis 25°C, Starke Böen mit Nieselregen, aber auch Schneeschauer. Das alles ist die Finnmark.

Überhaupt kann man auf der Varanger-Halbinsel noch „Natur pur“, erleben. Der sichtbare Einfluß des Menschen zeigt sich nur im Nahbereich der Küste. Hier sind die Durchgangsstraßen gut ausgebaut, Fischerdörfer und kleine Städte wie Vardö und Vadsö haben ein gutes Sortiment an Geschäften und Supermärkten. Hunger und Durst muß also keiner leiden. Die Preise sind allerdings durchaus deutlich höher als in Mitteleuropa. Preislich akzeptable Unterkunft findet man u.a. in kleinen Blockhäusern u.a. bei Vestre Jacobslev oder z.B. auf dem Campingplatz von Vadsö. Die beiden Hauptorte haben auch Hotels und Gästezimmer. Die Fremdenverkehrsbüros in Vadsö und Vardö sind bei der Vermittlung genauso hilfreich wie das Internet.

Um mit der wachsenden Nachfrage nach guten Fotoaufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis Schritt zu halten, ist Bird-Lens.com sehr daran interessiert, den Umfang der Bilder der Vögel in der Westpaläarktis weiter auszubauen. Reisen zu abgelegenen Orten wie Finnland im Winter oder im Frühjahr nach Spanien, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Das schöne Bild, das Sie zu diesem Blog finden, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was Sie in der Galerie “Picture-Shop” finden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn ich Ihnen mit einem zusätzlichen Bild dienen kann.

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