Windkraft wird gerne als „grüne“ Energie, d.h. umweltfreundliche oder ökologische Energie bezeichnet. Was den CO-2-Ausstoß angeht, ist das natürlich richtig. Die ökologischen Risiken dagegen finden erst allmählich Eingang in das Bewußtsein der Öffentlichkeit. In Deutschland wird vor allem der Rote Milan, Milvus milvus, als Vogelart genannt, die sich als eines der größten Hindernisse für den Windkraft-Ausbau in Deutschland darstellt. Das Kollisionsrisiko für den Rotmilan wird bei den Diskussionen besonders herausgestellt. Während in Deutschland Windkraftanlagen meistens auf landwirtschaftlich genutzten Flächen stehen und nun zunehmend Waldstandort genutzt werden (sollen), haben andere Länder noch ganz andere Risiken. In Ländern wie Spanien und Rumänien bestehen noch ausgedehnte (Pseudo-)Steppenhabitate. Diese Gebiete werden häufig als Ödland bezeichnet und sind damit prädestinierte Standorte für neue Windfarmen. Der Flächenverbrauch, der mit der Aufstellung von Windrädern gerade in – angeblich – unproduktiven Landschaften einhergeht, stellt aber eine riesige Gefahr für einige spezialisierte Vogelarten dar.
Ein u.a. von SEO/BirdLife aufgestellter Artenaktionsplan Dupontlerche (Chersophilus duponti) in der Europäischen Union kommt zu dem Schluß, daß die Dupontlerche in Spanien inzwischen als vom Aussterben bedroht zu betrachten ist. Die größten Gefahren für die Vögel liegen in der Änderung in der Landnutzung. Dabei liegt das größte Risiko darin, daß ehemals trockenes Land durch Bewässerungssysteme landwirtschaftlich nutzbar gemacht wird. Ein weiteres hohes Risiko besteht durch das Wachstum von Windparks.
Dabei wird das Kollisionsrisiko als im Grunde noch vernachlässigbar eingeschätzt. Dagegen stellt die Fragmentierung des noch vorhandenen Habitats ein viel größeres Problem dar. Durch den Verlust des zusammenhängenden Lebensraums werden nämlich zuerst die Abstände zwischen den Individuen erhöht und dann sogar einzelne Populationen isoliert. Wie man wissenschaftlich nachweisen konnte, vermindert das nicht nur den Genpool in den verbleibenden Populationen sondern führt unmittelbar zu einer geringeren Überlebensrate. Unter anderen dadurch, daß Forscher nachweisen konnten, dass eine größere Fragmentierungen von Lebensräumen u.a. durch den Bau von Anlagen und Infrastrukturmaßnahmen (wie Zufahrtsstraßen und Feldwegen) die Dupontlerche hindern, Gesänge anderer Individuen der Art über größere Entfernungen zu lernen und damit die Gesänge häufig nicht mehr als Artgesang interpretieren können. Dies führt dann in der Konsequenz, daß die Fragmentierung des Habitats die Fragmentierung der Populationen insofern verursacht, daß sich die Lerchen nur noch mit vergleichsweise wenigen Artgenossen paaren. Es ist offensichtlich, daß das die genetische Vielfalt der Population erodieren läßt.
Habitatverschlechterung über den unmittelbaren Einwirkungsbereich der Infrastrukturmaßnahme hinaus, ist also gegeben. Fragmentierung ist da vielleicht sogar das größere Problem. Heutzutage haben die Windparks die größten Auswirkungen durch den Bau und die Wartung. Dazu müssen nämlich Fundamente, Kabel und Zufahrtsstraßen angelegt werden. Dies führt neben den o.a. Problemfeldern zusätzlich zu Störungen im Brutgebiet und ist auch ein Einfallstor für Prädatoren, die sich in einem alarmierenden Maße über die Gelege hermachen.
Dupontlerche (Chersophilus duponti) ist wahrscheinlich eine der am intensivsten gesuchten Vogelarten der Westpaläarktis. Für eine Lerche ist sie relativ groß – ungefähr so groß wie eine Feldlerche. Typisch sind der gekrümmte Schnabel und der charakteristische nasale Gesang. Sie bewohnt die Pseudosteppen – in Mittel- und Ost- Spanien. Sie ist u.a. im Ebro-Tal in Castilla y León, Kastilien-La Mancha, Aragón und Navarra zu finden. Die Populationen in Katalonien, Andalusien, Murcia und Valencia werden von SEO – der spanischen ornithologischen Gesellschaft – als Restpopulationen eingestuft. Insofern sind die im Blog zur Dupontlerche in der Provinz Almeria genannten Daten vielleicht auch schon Vergangenheit.
Der unter Druck geratene Lebensraum „Steppe“ ist nicht nur für die Dupontlerche (Chersophilus duponti) wichtig. Einige weitere Arten sind die Stummellerche (Calandrella rufescens), die Kurzzehenlerche(Calandrella brachydactyla), die Theklalerche (Galerida theklae), der Triel (Burhinus oedicnemus), das Sandflughuhn (Pterocles orientalis) und die Rötelfalken (Falco naumanni).