Ein Zugvogel, der erst im April aus dem tropischen Afrika zu uns kommt. Das ist die Nachtigall (Luscinia megarhynchos). Bereits im August allerdings brechen die Nachtigallen zu ihrer Reise zu ihren Winterquartieren auf. Die junge Nachtigall desFotos hatte die Nacht wohl in einem Strauch entlang eines Entwässerungskanals verbracht und war noch ganz klamm von den kühlen Temperaturen der Nacht. So ließ sie sich in einem schönen Naturreservat in Rumänien perfekt fotografieren. Es existieren zwei Zugrouten: Die eine verläuft zuerst südwestlich bis zur Iberischen Halbinsel und dann südlich über die Meerenge von Gibraltar nach Westafrika. Die andere Route verläuft direkt nach Süden über Italien und Sizilien bzw. Malta nach Ostafrika. Von Rumänien hat die junge Nachtigall also noch einen gehörigen Weg gen Osten (Italien) zurück zu legen.
Wenn die Nachtigall im April zu uns kommt, treffen als erstes die Männchen ein, die sofort laut zu singen anfangen um den Revieranspruch zu verkünden. Die Gesangsaktivität erreicht ihren Höhepunkt, wenn Ende April bis Anfang Mai die Weibchen in den Brutrevieren eintreffen. Das Weibchen beginnt sogleich mit dem Nestbau. Der Nistplatz befindet sich stets in der dichten Krautschicht (z.B. in Brennesseln oder Brombeergestrüpp) direkt am Boden oder an dürren Krautstengeln in unmittelbarer Bodennähe. Dann findet die Brut statt. Während das Weibchen die vier bis sechs Eier 13 Tage lang bebrütet, ist das Männchen mit der Revierverteidigung beschäftigt. Gelegentlich versorgt es auch das Weibchen am Nest. Die Jungen, die von beiden Elternteilen mit den unterschiedlichsten Insekten, Asseln, Tausendfüßlern und Spinnen gefüttert werden, verlassen bereits nach elf Tagen das Nest, erlangen aber erst mit 16 Tagen ihre Flugfähigkeit und bleiben auch danach noch einige Tage bei ihren Eltern. Nachtigallen suchen in lichten, unterholzreichen Laubwäldern, in Feldgehölzen sowie in Hecken verwilderter Gärten, Parkanlagen und Friedhöfe geeignete Brutreviere. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei eine dichte Strauchschicht mit genügend Falllaub. Im dichten Unterholz, dem Lebensraum, in dem sie sich bevorzugt aufhält, ist die Nachtigall kaum zu entdecken.
Die Nachtigall besiedelt gerne die periodisch überfluteten, weiten Flußauen, die Ufergehölze stehender Gewässer und die feuchten Niederungen. Aber auch weite Bachtäler und sogar trockene Gebiete bis in eine Höhenlage von etwa bis 400 m werden besiedelt. Sie ist also als klimaempfindliche Art einzustufen.
Durch ihren vielgerühmten Gesang, ihre oft enge Siedlungsnachbarschaft zum Menschen und ihre Bedeutung für die Vogelhaltung und den Vogelhandel hat die Nachtigall schon sehr früh die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Der Bestand der Nachtigallen ist aber bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts rückläufig. Für diesen Rückgang werden die Trockenlegungen großer Feuchtgebiete und die Abholzung von Hecken und Feldgehölzen verantwortlich gemacht.
Neuerdings wird der Rückgang durch andere Ursachen verstärkt. Diese nicht nur hier, sondern auch in Durchzugs- und Überwinterungsgebieten zu suchen sind. So werden Nachtigallen auf ihrem Weg in ihr Winterquartier noch immer mit Netzen und Leimruten gefangen oder in Käfige gesteckt und auf den Märkten verkauft. In den afrikanischen Savannen sind in den letzten Jahren die Galeriewälder entlang der Flüsse, die den Nachtigallen als Oberwinterungsplätze dienen, großflächig abgeholzt und zerstört worden. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn jedes Jahr weniger Nachtigallen zurückkehren, um bei uns zu brüten.
Die Nachtigall ist nur eine von vielen Zugvogelarten, die ein derartiges Schicksal erleiden. Ihr Beispiel zeigt aber deutlich, daß ein wirksamer Vogelschutz nicht allein auf nationaler Ebene betrieben werden darf, sondern eine länderübergreifende Sache sein muß. Eine echte Überlebenschance haben die Nachtigallen nur, wenn es gelingt, neben den heimischen Brutbiotopen auch die Überwinterungsgebiete zu erhalten und die Vögel auf ihrem Zug zu schützen.
Dieses Bild ist nur ein Vorgeschmack dessen, was Sie in der Galerie “Picture-Shop” finden. Geben Sie einfach bird-lens.com Bescheid, wenn man Ihnen mit einem zusätzlichen Bild dienen kann. Nicht nur Reisen zu abgelegenen Orten sondern auch die genaue Kenntnis der näheren Heimat waren sehr hilfreich, um Bilder von den Vögeln der Westpaläarktis zu machen.