Mäusebussard fängt Kohlmeise

MäusebussardEin traumhafter Spätherbstmorgen. Nur leichte Schleierwolken sind am Himmel zu sehen. In der Nacht hat es Temperaturen unter 0° Grad gegeben. Reif bedeckt im Schatten der Bäume noch Blätter und Grashalme. Die Sonne scheint schräg durch die Büsche und überhängenden Zweige und entfaltet ein zauberhaftes Licht. Ein Weg führt in einen Tunnel aus mittelhohen Eichen. Auf einmal fliegt im wunderschönsten Gegenlicht ein Mäusebussard (Buteo buteo) auf den Eingang des „Tunnels“ zu. Mit ausgebreiteten Schwingen fliegt er durch die „hohle Gasse“ und landet mit erstaunlicher Präzision und Geschwindigkeit auf dem sandigen Feldweg. Ein kurzes Quieken!

Ich bin wie gebannt. Keine Bewegung. Doch auch dem Bussard bleibt meine Anwesenheit nicht verborgen. Die Entfernung beträgt gerade mal 15 Meter. Der Bussard schaut auf; unschlüssig. Ein kurzes Sichern, dann hebt er ohne übertriebene Hast ab und entläßt beim Abflug seine Beute wieder. Der erleichtert klingende Ruf könnte von einer Kohlmeise (Parus major) stammen. Schnell laufe ich an den exakten Tatort. Tatsächlich! Eine recht zerzaust wirkende Kohlmeise ist noch ganz verwirrt und benommen von dem Vorfall. Sie ruft in einer Mischung aus Selbstbewußtsein und Schreck einige Male, springt auf einen niedrigen Eichenast und betrachtet mich. Ihr nasses Aussehen legt den Schluß nahe, daß sie gerade beim „Baden“ im durch die Morgensonne flüssig gewordenen Tau war, als sich der Mäusebussard diese Unvorsichtigkeit zu Nutze machen wollte. Nach einigen weiteren Rufen auf dem Ast fliegt sie unbeschadet davon.

Als Nahrung werden für den Mäusebussard vorwiegend kleine Nager wie Mäuse, Spitzmäuse oder Ratten angegeben. Dabei verschmäht er aber auch Vögel, Reptilien, große Insekten und Regenwürmer nicht. Der Mäusebussard geht gerade im Winter aber auch auf Aas. Als Ansitz- oder Standjäger sitzen Mäusebussarde geduldig teils Stunden auf einem Pfahl oder Baum und warten auf unvorsichtige Beute. In diesem Fall hätte es beinahe eine Kohlmeise getroffen.

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