Polarmöwen (Larus glaucoides) sind trotz ihres hocharktischen Brutgebiets immer mal wieder in Europa zu beobachten. Meistens werden Beobachtungen im Winterhalbjahr nicht allzu weit von der Küste entfernt gemeldet. Die letzte Polarmöwe konnte ich in Oldenburg / Niedersachsen entdecken.
Diesmal war ich aber im März an der Westküste Norwegens erfolgreich. Polarmöwen überwintern wohl doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit an der Westküste Norwegens und sind dann auch zwischen den Schären bei Flatanger zu entdecken. Allerdings nehmen nur wenige Vogelbeobachter in dieser Jahreszeit die Mühe auf sich, hierhin zu fahren. Es sind doch ca. 150km nördlich von Trondheim. Im Rahmen eines Kurzaufenthalts bei Ole Martin Dahle, dem Eagleman, konnte ich auch wieder an einer Tour durch die Fjorde seiner Heimat mitmachen. Dabei ging es zwar hauptsächlich um die Fotografie von Seeadlern (Haliaeetus albicilla) aber es lohnt sich immer, auch nach anderen Vögeln in der Gegend Ausschau zu halten.
Der Morgen startete fast windstill und mit Raureif. Die Sonne kommt aber erst gegen 8:30 über den Berg bei Lauvsnes. Morgen soll es in der Region Flatanger regnen mit Schneeflocken darin, dann die Folgetage weiter regnen. Schnell sind wir an dem kleinen Motorboot-Hafen von Lauvsnes. Schon am Bootsanleger grüßen von Ferne die ersten Möwen (alles Silbermöwen, Larus argentatus). Schon bald nachdem wir ablegen, fliegen die ersten Möwen an das Boot heran. Es herrscht super Wetter. Weite See, blauer Himmel mit nur ein paar Schleierwolken. Dazu ein Brise, aber auch nicht mehr. Einfach phantastisch. Es dauert nicht lange – vielleicht 10 Minuten – bis der erste Seeadler herbeigeflogen kommt. Sie scheinen das Geräusch des Außenbordmotors zu hören. Daß Möwen in der Nähe sind, scheint sie besonders anzuziehen. Wenn dann die Seeadler angeflogen kommen, wirft Dahle für jeden Adler einen toten Fisch ins Wasser. Die Adler können diese Fische aus sehr großer Entfernung sehen, und so verwandelt sich ein kleiner Punkt am Himmel sehr schnell in einen riesigen Raubvogel, der aus großer Höhe herabstößt und sich mit unglaublicher Präzision den Fisch von der Wasseroberfläche schnappt. Das ist alles gar nicht so einfach. Aber Ole Dahle ist ein echter Profi und weiß das Richtige zu tun. Legendär ist Ole’s Ruf: „“Fish is out – Eagle is coming“. Auf diese Weise den Adler genau in dem Moment zu fotografieren, in dem er den Fisch aus dem Wasser greift, ist natürlich eine Herausforderung, was aber die Seeadler-Shootings gut zeigen. Durch das aufspritzende Wasser werden dabei immer wieder richtige Action-Fotos daraus.
Mit der Canon EOS 1 DX ist das allerdings gut zu leisten. Im Gegensatz zu der Reise zum fischenden Seeadler im November 2013 hatte ich diesmal das Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM (der Vorgänger vom jetzigen S (für Sport)) mitgebracht. Das Zoom sollte mir im Vergleich zum damals genutzten Canon EF 400mm f/4 DO IS USM mehr Möglichkeit der Ausschnittwahl noch während des Anflugs des Seeadlers geben. In der Galerie des Ausflugs zum Seeadler im März sind die Resultate zu besichtigen. Auch die Bilder der anfliegenden Polarmöwe profitierten von den Möglichkeiten den Ausschnitt noch im Anflug – bei „Dauerfeuer“ im Highspeed-Modus – zu verringern, um damit abgeschnittenen Flügelspitzen vorzubeugen. Die vielfältige Nutzbarkeit des Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM vor allem auf Reisen ist damit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
In der Kombination EOS 1 DX und Sigma 120-300 f 2.8 APO EX DG OS HSM hat man also auch in solch anspruchsvollen Fotografiersituationen kein großes Problem. Man kann auf den Adler schon im Anflug scharfstellen, dabei den Zoomring langsam verschieben und behutsam auf den Auslöser drücken, damit noch genug Speicherpuffer frei ist wenn der entscheidende Moment gekommen ist und der Seeadler zupacken wird, seine eindrucksvollen Krallen, schon weit nach vorn ausgestreckt sind und dann der Fisch mit viel aufspritzender Gischt aus dem Fjord gezogen wird.
Auch sonst gibt es viel zu sehen. Auf einem Felsen stehen die ersten Austernfischer (Haematopus ostralegus) den Jahres. Das freut Ole besonders, gelten diese Limikolen doch als Frühlingsboten. An einem Ufer schwimmt mal ein kleinerer schwarzer Vogel mit einem deutlichen weißen Flügelfeld. Es ist wieder die Gryllteiste (Cepphus grylle); sehr schön im Prachtkleid.
In der Ferne hat Ole einen sehr hellen, großen Vogel auf dem Wasser gesehen. Mein Blut gefriert in meinen Adern. Hey, das könnte doch der Gelbschnabeltaucher (Gavia adamsii) sein. Ich muß unbedingt mindestens Belegaufnahmen machen. Ole fährt ganz langsam, denn Yellow-billed Loon – oder White-billed Diver, wie die Gelbschnabeltaucher (Gavia adamsii) im Englischen heißen, sollen sehr scheu sein. Es ist gar nicht einfach den Taucher zu finden. Der Bursche kann unglaublich lang und weit tauchen. Mindestens 500m hat er zwischen 2 Tauchgängen geschafft.
Bei der Beobachtung in der Nähe der felsigen Insel Halmøya (64.520077 N, 10.721836 E) kann ich beim Warten auf das Wiederauftauchen des Gelbschnabeltauchers, auch den Einflug einer sehr hellen Möwe beobachten. Hey, das ist doch eine der arktischen Möwen. Ole ist spontan bei der Eismöwe, Larus hyperboreus, was ich zu dem Zeitpunkt auch nicht in Frage stelle. Erst später werde ich skeptisch. Deutlich schmächtiger als die Silbermöwen, aber genauso aggressiv wenn es ums Futter geht. Der Blick in ein Buch über die Vögel von Island, der „Icelandic Bird Guide“ von Johann Oli Hilmarsson zeigt Bilder, die perfekt zu einer Polarmöwe (Larus glaucoides), passen. Ich denke, das ist eine Beobachtung, die sogar noch besser als die einer Eismöwe ist.
Die Brutgebiete der Polarmöwe liegen aber weit nördlich. Polarmöwen brüten in der subpolaren bis polaren Zone. Das Brutgebiet der Polarmöwe beschränkt sich auf zerstreute Kolonien im südlichen Grönland und Teile des nordöstlichen Kanadas.
Lauvsnes ist eine Stadt der Kommune Flatanger in Nord-Trøndelag. Ausflüge mit Ole Martin Dahle aus sind zum Beispiel in die Schären vor Lauvsnes oder zum Meeresabschnitt Folla möglich.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen an Gebiete wie die Seen Brandenburgs, den Neusiedler See aber auch an entfernte Orte – wie z.B. Norwegen – unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die schönen Bilder, die Sie in der Galerie sehen, sind nur ein erster Eindruck, was Sie hinter dem Reiter “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.