Vermehrtes Auftreten von Rotfussfalken in Mitteleuropa

RotfußfalkeMindestens 3 Rotfußfalken (Falco vespertinus) waren aus dem Oderbruch gemeldet worden. Von Berlin ist der Ort leider nur über eine lange Anfahrt über eine radargespickte und mit LKW´s reich gesegnete Landstraße zu erreichen. Aber die Beobachtung wollte ich mir nicht entgehen lassen. Bei meiner Ankunft sitzt ein Weibchen vor Sonnenaufgang auf einer trockenen Kirsche, die ihr wohl als Tagesrastplatz dient. Dann kommen ganz schnell noch 2 Männchen und ein diesjähriges Exemplar. Alle 3 Rotfußfalken kommen gemeinsam aus südöstliche Richtung angeflogen und landen gezielt auf dem Kirschbaum. In den Morgenstunde ist erst ausgiebiges Putzen angesagt. Dann erfolgt gegen 8:00 Uhr der gemeinsame Abflug aller Rotfußfalken zum ehemaligen Luzernefeld, das nur so von Mäusen wimmelt. Später widmen sich 2 Individuen einem großen Stoppelacker und gehen dann zur weiteren Bodenjagd über.

Nicht zuletzt mit dem Aufkommen von Ornitho.de oder den Meldungen über Club 300 wird immer wieder von den verrücktesten Sichtungen berichtet. Als Beispiel sei da nur der Schwarzbrauenalbatros (Thalassarche melanophris) genannt, der Mitte Juli von Sylt, zuletzt vom Königshafener Watt und vorher eine Weile von der Langen Anna auf Helgoland beobachtet wurde. Während manche starke Ostwinde u.a. für die Laubsängerirrgäste auf Helgoland verantwortlich machen oder für manche Arten Tiefdruckgebiete über der Straße von Messina ist der nun schon zum wiederholten Male zu beobachtende Zustrom von Rotfußfalken nach Mitteleuropa auf Anhieb schwer zu erklären. Interessant fand ich eine spanische Website , die für die iberische Halbinseln nach Antworten mit einer weltweiten Perspektive suchte.

Die spanischen Kollegen beobachteten in diesem Frühjahr besonders zahlreiche Nachweise von Rotfußfalken (Falco vespertinus) und Gelbspöttern (Hippolais icterina) fast überall auf der iberischen Halbinsel. Dies auch im Landesinneren, in denen diese Arten in der Regel bisher äußerst selten gemeldet wurden. Es gab bis Ende Mai Hunderte von Nachweise in Katalonien, wo beide Arten keine Ausnahmegäste sind, aber doch als selten – in ein paar Jahren wirklich sehr selten – gelten. Dieses Mal jedoch waren nicht die typischen Muster des Auftretens zu verzeichnen. Die Ostwinde waren nicht ausgewöhnlich stark und das Auftreten dieser beiden Arten fast zur gleichen Zeit sowohl auf den Kanarischen Inseln als auch an der Nordküste Spaniens konnte skeptisch machen. Als eine Begründung wurde herausgearbeitet, daß beide Afrikaüberwinterer bereits eine westliche Route über Nordafrika gewählt hatten. Wahrscheinlich durch die Sahara bis Mauretanien und Marokko statt durch das Niltal. Jemand wies darauf hin, dass sowohl Gelbspötter als auch Rotfußfalken südlich von Sambia überwintern und beide gen Norden fast zur gleichen Zeit ziehen. Als vorläufige Theorie wurde eine – aus welchen Gründen auch immer – östliches Verschiebung in den südlichen Überwinterungsgebieten genannt. Unter Berücksichtigung der dreieckigen Form Südafrikas, könnte es durchaus sein, dass ein Unterschied von 50 km in einer West-Ost–Achse in Südafrika den Unterschied macht zwischen der Auswahl der Westroute entlang der Sahara Route anstelle der Ostroute.

Es wäre interessant, die Ursachen sowohl des vermehrten Auftretens im Frühjahr als auch jetzt im Herbst genauer zu untersuchen. Vielleicht ergibt die weitere Forschung für die Rotfußfalken ja, ob es sich hier um die westliche Ausbreitung einer weiteren östlichen Art handelt (so wie es ja auch bei Steppenweihe (Circus macrourus) zu beobachten ist) oder ob doch eine andere Ursache mit dem Phänomen in Verbindung steht.

Nach einem ersten Höhepunkt im Mai konnten dann die Zahlen von Mitte August bis Mitte September noch einmal glatt verdoppelt werden. Hildesheim führt die Landkreise mit Vorkommen von Rotfußfalken an. Hier wurden 144 Individuen gesichtet. Dann folgt Garmisch-Partenkirchen, was insofern verwundert, daß doch der Eindruck herrscht, daß es sich auch bei den Vorkommen in Westeuropa um Agrarsteppen handelt, die bevorzugt aufgesucht werden. Und tatsächlich wurde mit einer Durchschnittshöhe der Beobachtungen von 233 Meter NN die meisten Beobachtungen in diesem Jahr (insgesamt immerhin: 1325) im tieferen Flachland gemacht. Immerhin folgt auf den Rängen 4, 7 und 8 landwirtschaftlich geprägte Landkreise in Brandenburg wie Märkisch-Oderland, Teltow-Fläming und Havelland.

Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen in Gebiete wie auf die iberische Halbinsel, die weiten Niederungen Brandenburgs, den Neusiedler See aber auch an entfernte Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie hinter der Rubrik “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie bird-lens.com über das Kontaktformular einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.

 

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