Neben Ringelgänsen und Zwergschwänen bieten die westfriesischen Inseln und die angrenzenden Küstenregionen im Winter hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten auch für andere Vogelarten. Auch in den Niederlande ist das Wattenmeer für viele nordische Vogelarten Rast-, Ruhe- und Winterquartier. Gänse und Schwäne bevölkern zu Tausenden das Watt, die Salzwiesen und die küstennahen Feuchtgebiete. Die südlichste der westfriesischen Inseln ist die Insel Texel. Sie liegt am südwestlichen Rand des Wattenmeeres.
Texel ist leicht zu erreichen, da die Autofähren fast stündlich von Den Helder nach De Horntje auf Texel herüberfahren. Auf Texel herrscht ein allgemein recht mildes Klima, welches sich durch die Auswirkungen des Golfstromes erklärt.
Im letzten Jahr fuhr ich über Sylvester nach Texel. Ich wollte dort die Wintergäste beobachten und fotografieren. Als Übernachtungs- und Zielort auf der Insel wählte ich Oost, da sich die meisten Vögel im Nordosten der Insel aufhalten. Hier gibt es auch einige Seen und Gräben, an denen sich die Vögel vom Auto gut beobachten lassen. Direkt in der Nähe von Oost in Richtung Qudeschild (direkt östlich von Den Burg) gibt es mehrere kleinere Binnenseen, die für den Vogelfotografen sehr interessant sind. Hier habe ich Pfeif-, Krick-, Spieß-, Löffel- und Stockenten fotografiert. Dazu gesellen sich meistens Brachvögel, Rotschenkel, Kiebitze, Austernfischer und Säbelschnäbler. Die Pfeifenten sieht man meistens zu hunderten auf den Wiesenflächen zwischen den Seen.
Die Insel Texel ist bei Naturfotografen vor allem im Frühjahr sehr beliebt. Auch ich hatte schon viel über die Insel gelesen. Die Löffler, Reiher, Seeschwalben, Wiesenvögel sind allerdings eher im Frühjahr zu bewundern. Ich habe nun festgestellt, daß die Insel im Winter ebenso attraktiv ist.
Im Winter sind allerdings die Witterungsverhältnisse für die Beobachtungsmöglichkeiten entscheidend. Tritt strenger Frost ein, sieht man nur noch vereinzelt Limikolen. Diese wechseln dann von der Insel auf das Wattenmeer, und bei längerem Frost ziehen sie südlicher ab. Gänse, Schwäne, Enten, Reiher, Möven und viele andere sind aber über den ganzen Winter anzutreffen.
Ich war von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit der Kamera unterwegs, um die kurzen Tage auszunutzen. Immer wieder haben mich die großen Scharen der Zugvögel begeistert und oft stand ich stundenlang auf einem Fleck und ließ die Tiere langsam näher kommen.
Am eindrucksvollsten fand ich die großen Scharen der Ringelgänse (Branta bernicla). Die Gänse fliegen noch vor Sonnenaufgang zu Tausenden vom Wattenmeer auf die Insel. Zuerst trinken sie immer etwas Süßwasser, dann fliegen sie zu den Wiesen, landen und fangen auch schon an zu fressen. Sie unterbrechen diesen Freßvorgang nur bei Störung, oder wenn sie die Wiese entsprechend kurz geschoren haben.
Äsende Gänse – aber auch Sing- oder Zwergschwäne (Cygnus sp.) – lassen sich gut aus dem am Straßen- oder Wegrand parkenden und obendrein warmen Auto heraus fotografieren. Für Flugaufnahmen hat sich eine besondere Technik bewährt. Die Gänse wechseln wie oben beschrieben ihren Standort zwischen dem Wattenmeer und den Wiesen auf der Insel. Dabei fliegen sie in geringer Höhe über die Wiesen und Deiche. Man kann sich dann im Rücken nah an die Oberkante hinter eine der zahlreich vorhandenen Deiche legen, ein mittleres Tele, wie ein Canon 400mm f 4,0 DO IS USM-Tele in Stellung bringen und einfach nur warten. Persönlich lege ich noch eine zweite Kamera mit einem Canon EF 70-200mm 1:4L IS USM “schußbereit” neben mich. So gewappnet, warte ich auf Gänsetrupps, die ihren Anflug durch Rufe ankündigen. Ich fuhr jeden Morgen um kurz nach acht auf den Deich bei Oost, neben der bekannten Windmühle Het Noorden, denn hier fliegen gegen 8.30 Uhr die Ringelgänse kurz vor Sonnenaufgang vom Watt in Richtung De Cockdorp über den Deich. Am Abend kann man oft noch zu guten Flugaufnahmen vor der untergehenden Sonne kommen. So kommt man auch im Winter zu Flugaufnahmen mit einer überraschenden Perspektive.
Tagsüber beobachtete ich sie vom PKW aus beim Abgrasen der Wiesen im Polder Eijerland und Eendrachtpolder. Mit Ausdauer und Ruhe kommen die Tiere manchmal bis auf 10 Meter an ein Auto heran. Trotzdem fotografierte ich meist mit dem 600 Millimeter Objektiv und benutzte zur Auflage einen Bohnensack. Sehr wichtig ist es, die Grenzen zwischen saftigen und abgerupften Wiesenbereichen zu beobachten, damit man den richtigen Standort findet. Sind Flächen in Straßennähe noch unangetastet, lohnt es sich auf jeden Fall abzuwarten bis die Gänse sich dorthin bewegen.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen an Gebiete wie die Seen Brandenburgs, den Neusiedler See, nach Texel aber auch an entfernte Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie hinter der Rubrik “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie bird-lens.com über das Kontaktformular einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.