Die Reise an die Westküste Südafrikas war bereits sehr produktiv. Auch die nette Farm bei Velddrif an den Ufern des Berg River hatte sich als Glücksgriff erwiesen. Am Abreisetag sind wir eigentlich schon auf dem Weg ins Namaqualand. Beim Bezahlen fragt mich die Besitzerin, ob ich denn auch die Salinen der Farm kennen würde. Da wären neben einem Paar Odinshühnchen (Phalaropus lobatus) sei auch ein Wermutregenpfeifer (Charadrius asiaticus) am letzten Wochenende gesichtet gewesen. Wow, Wermutregenpfeifer wäre ein echter Lifer für mich. Mit dem hatte ich gar nicht zu rechnen gewagt. Ein guter Grund, die Abfahrt ins Namaqualand etwas zu verschieben un d etwas Zeit in die Suche nach dem Wermutregenpfeifer zu investieren. Wir packen zusammen und machen uns dann auf den Weg zu den Salinen, die ich kurz nach dem Bezahlen mal kurz aufgesucht hatte. Wir haben nun 9:00 und schon eine gute Strecke vor uns. Aber diese Möglichkeit darf ich mir nicht nehmen lassen. Zuerst fahren wir unter der Eisenbahnunterführung durch und schnell sind wir auf einem der lehmig-sandigen Dämme. Zuerst fällt ein Kampfläufer (Philomachus pugnax), ein Weibchen auf, das direkt am Ufer steht und vor dem Auto auffliegt. Nach dem Passieren der ersten beiden Salzpfannen, haben wir schon mal Glück. Zuerst ein, dann noch ein zweites Odinshühnchen (Phalaropus lobatus). Beide schwimmen auf ihre unnachahmliche Art und Weise in einem der Salzbecken. Auf einem Damm zwischen den Salzpfannen stellen wir die ersten Regenpfeifer fest. Die Regenpfeifer sind Hirtenregenpfeifer (Charadrius pecuarius). Sie befinden sich auf dem Damm während Strandläufer, eigentlich alles Zwergstrandläufer (Calidris minuta), am Ufer der Salzpfanne zu beobachten sind. Offensichtlich befinden sich zwischen den Hirtenregenpfeifern auch noch andere Regenpfeifer. Dies sind Fahlregenpfeifer oder Rotband-Regenpfeifer (Charadrius pallidus), die ja auch recht selten geworden sind in Südafrika.
Am anderen Ende des Fahrwegs auf dem Damm scheint noch eine weitere, größere, Regenpfeiferart zu stehen. Der erste Eindruck: hochbeinig, verwaschen und unscheinbar. Ich denke sofort an einen amerikanischen Goldregenpfeifer (Pluvialis dominica). Leider fliegt der ganze Trupp auf. Ich bin wohl zu ehrgeizig bei der Entfernung gewesen. Als ich bis zum Ende fahre und auf der andere Seite des Dammes noch die vielen Watvögel (u.a. Stelzenläufer) fotografiert hatte, fliegt auf einmal wieder ein bräunlicher Vogel von dem Damm ab. Die Tarnung scheint zu funktionieren. Ich hatte ihn erst im Flug wahrgenommen. Die Flügel zeigen auffällige weiße Flecken am Übergang zwischen Arm- und Handschwingen. Zum Glück komme ich noch zum Schuß und kann daher das Flugbild festhalten. Der Vogel läßt sich am Ufer einer Salzpfanne nieder. Hier bin ich in der Lage, das Bild des Blogs zu schießen. Der Vogel wendet sich ab, reagiert ab er nicht besonders scheu als ich mich weiter nähere. Schließlich fliegt er davon. Anfangs bin ich ein wenig enttäuscht. Aufgrund der Gesamterscheinung und einiger dunkler Flecken auf dem Bauch und der Brust, denke ich immer noch an einen amerikanischen Goldregenpfeifer (Pluvialis dominica). Ok, das ist immer noch ein sehr guter Vogel für Afrika – aber nicht der Lifer, den ich suche. Erst am Abend bei einer überschlägigen Betrachtung der Bilder wird mir klar, dass der Augenbrauenstreif viel umfangreicher (dicker und weiter nach hinten gezogen) ist, als als es bei einem Goldregenpfeifer der Fall sein dürfte. Dann also doch ein Wermutregenpfeifer im Schlichtkleid. Der Mantel sah allerdings deutlich dunkelgrauer aus, als er in den einschlägigen Bestimmungsbüchern wiedergegeben wird. Da hatte ich ihn also doch: meinen Lifer.
Später stellt sich heraus, daß die sogenannten Kliphoek Salinen in der Nähe von Velddrif insgesamt ein ausgezeichneter Ort sind, um Wermutregenpfeifer mit relatiiv guter Zuverlässigkeit zu beobachten. Vielleicht der beste Platz so weit südlich in Afrika. So wurde z.B. Anfang des Jahres 2015 die erstaunliche Anzahl von 21 Wermutregenpfeifer – noch dazu im schönen Prachtkleid – gezählt. Sie konnten ebenfalls über den Zugang Kuifkopvisvanger Farm an den Salinen von Velddrif fotografiert werden.
Die Salinen von Velddrif sind auch ein großartiger Ort Rotband-Regenpfeifer oder Fahlregenpfeifer (Charadrius pallidus) an der Westküste Südafrikas zu sehen. Ansonsten zählt zu den international bedeutsamen Gebieten mit einem Vorkommen des Fahlregenpfeifers die Lagune südlich der Stadt Walvis Bay in Namibia. Ich hatte diesen Regenpfeifer bereits im Jahr 1999 am Manyara-See in Tansania gesehen.
Ein Wermutregenpfeifer ist ein sehr seltener Gast in der Westpaläarktis. So ist es schon eine Sondermeldung wert, wenn Charadrius asiaticus, Ende April 2011- nach 2 Jahren Abstinenz – im Gebiet “De Nederlanden” auf Texel gesichtet wird.
Um Wermutregenpfeifer zu sehen, dürfte es sich als gute Idee erweisen, einen Abstecher an die Salinen des Berg Rivers zu machen. Die Gegend ist in ca. 3 Stunden von Kapstadt zu erreichen. Am besten nimmt man Kontakt über das CapeBirdNet mit den Eigentümern der Farm auf. Ideal ist natürlich in einem der Gästehäuser, den Kuifkopvisvanger, zu übernachten. Dann kann man sich ausgiebig dem Gebiet entlang des Berg River widmen. Hier sind eine ganze Reihe von salz-liebenden Ufervogelarten zu sehen.
Die Farm kann telefonisch kontaktiert werden: 022 783 0818.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-lens.com gezielt Reisen an Gebiete wie die Seen Brandenburgs oder nach Texel aber auch an entferntere Orte wie Südafrika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie hinter der Rubrik “Picture- Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie bird-lens.com über das Kontaktformular einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.