Die Havelaue westlich von Hohennauen – nördlich von Rathenow – ist eine weite Ebene des norddeutschen Tieflandes. Bei Temperaturen um 0° liegt die Landschaft unter einer dicken Hochnebeldecke. Die Luft ist feucht-kalt und das Land liegt still. Die ergiebigen Regenfälle der vergangenen Tage haben die Wiesen überschwemmt. Teils liegen Wiesen und Weiden unter einer brüchigen Eisdecke. Träge fließt die Havel im Hintergrund. Ende Januar konnten direkt von der Straße nach Parey gut 50 Saatgänse (Anser fabalis) gesehen werden. Offensichtlich kamen sie zur Nahrungssuche auf die Felder und Wiesen. Die bevorzugten Übernachtungsplätze müssen wohl die Polder beim Grützer Bogen und südlich Parey sein. Jedenfalls flogen Scharen von laut rufenden Gänsen über die weite bäuerliche Landschaft hinweg in nördliche Richtung. Das Havelland ist weit weg von dicht besiedeltem Land. Es gibt hier weniger Störungen durch Jogger oder Leute, die mit ihren Hunden zu gehen als im süd-westlichen Teil Deutschlands. Die Situation ist also ganz anders als, die die im Blog „Cranes & Geese in Winter“ beschrieben wurde. Unter den beobachteten Gänsen waren natürlich auch Blässgänse (Anser albifrons) und Graugänse (Anser anser). Die Besonderheit waren aber einzelne Waldsaatgänse (Anser fabalis fabalis) in dem Gänsetrupp. Natürlich war auch hier zu sehen, daß die Waldsaatgans deutlich seltener als die Tundrasaatgans (Anser fabalis rossicus) ist. Der Anteil dürfte nicht mehr als 10% an der gesamten Anzahl der Saatgänse (Anser fabalis) an diesem Morgen betragen haben. Für das Auftreten der Waldsaatgans in Mecklenburg-Vorpommern untersuchte allerdings Thomas Heinicke in einem Artikel in den Orn. Rundbrief Meckl.-Vorp. Bd. 45, H. 1, S. 3 – 18, 2004 3 aus, daß von der Waldsaatgans große Rastbestände erst in der Zeit zwischen Dezember und Februar zu erwarten sind. Im Laufe des Novembers erfolgt erst der Einflug. Dabei halten sich die Vögel vorrangig im Bereich der Küstenregion Vorpommerns auf. Größere Rastplätze im Binnenland befinden sich z.B. in der Friedländer Großen Wiese oder auch noch bei Güstrow, Malchin.
Die Havelaue liegt im Nordwesten des Landkreises Havelland, rund 10 Kilometer nordwestlich von Rathenow und 70 Kilometer westlich von Berlin. Im Norden der Gemeinde liegt der Gülper See mit seinem Vogelreichtum. Weitere gute Gegenden für die Beobachtung von Saatgänsen im Osten sind die Feldfluren westlich von Ladebow bei Greifswald, die Bargischower Wiesen, dann das NSG “Nonnenhof”, bei Neubrandenburg und das NSG “Ribnitzer Großes Moor” bei Dierhagen.
Ich hoffe der kurze Blog gibt Ihnen einen kurzen Eindruck, was auch im dichtbesiedelten Deutschland möglich ist.
Fühlen Sie sich frei, mich über Bird-lens.com zu kontaktieren. Ich bin immer daran interessiert sind, Feedback auch von ausländischen Vogelkundlern vor und nach ihren Besuchen in Deutschland zu bekommen. Alle Birder können helfen, unser Wissen über die einheimischen und überwinternden Vögel zu vergrößern. In der Regel haben wir einen guten Überblick über manche Vogelart. Bei manchen Arten ist die Datenlage – wie oben beschrieben – noch dürftig. Informationen über große Zahlen an Rastplätzen, Raritäten, schöne Fotos können immer sehr interessant sein.
Ein anderer kurzer Blog in der Reihe “Wo gibt es die besten Beobachtungsplätze in Deutschland” ist zum Gülper See schon erschienen. Bird-lens.com gibt Ihnen gerne weitere Informationen zu dem, was wann zu sehen ist und wie man dorthin kommt.