Fototechnik bei der Weissrückenspecht-Pirsch

 

WeissrueckenspechtDas Silkosia-Naturschutzgebiet im Strandzha Naturpark ist die Heimal der lilfordi-  Unterart des Weißrückenspechts (Dendrocopos leucotos lilfordi). Eine Weißrückenspecht-Pirsch ist eine Kombination aus Geduld, einer anstrengender Wanderung, einer hoch in alten Bäumen Nahrung suchender, scheuen Spechtart mit einigen technischen Herausforderungen. Der Erfolg, diesen Specht gefunden zu haben, ist dann aber umso schöner; garniert mit einem vollem Atemzug Naturgenuß in abgelegenen, urtümlichen Waldlandschaften.

Es ist wichtig, sich das richtige Naturreservat mit einem naturnahen Laubmischwald mit – in dem Fall – Orient-Buche (Fagus orientalis) auszusuchen. Nachdem wir Strandzha Naturpark, im Reservat Silkosia gleich am Anfang einen länger anhaltenden Trommelwirbel gehört hatten, haben wir dann geschlagene 7 Stunden auf eine Sichtung gewartet. Dies alles bei eher naßkalten, teils nebligen Wetter mit dicken Wolken und etwas Nieselregen. Ende Februar ist vielleicht noch nicht die richtige Zeit. Die  Weißrückenspechte sind noch nicht in Brutstimmung. So konnten wir die Specht weder trommeln noch ausgiebig rufen hören. Anders übrigens als bei den Schwarzspechten (Dryocopus martius) und Grauspechten (Picus canus) deren Trommeln, Rufen und auch Gesangseinlagen den ganzen Tag zu hören waren, haben wir auf entsprechende Lautäußerungen des Weißrückenspechts vergeblich gesucht.

Wichtig war, auf jede spechttypische Lautäußerung zu achten. So hörten wir anfangs nur ein leises, leichtes Klopfen. Der Weißrückenspecht wird als Buchenspezialist beschrieben. Wir dagegen fanden ihn zwischen mitteldicken Eichen.

Typisch ist allerdings, daß der Weißrückenspecht eher an einem trockenen, vielleicht schon stark behauenen Ast zu sehen ist. Die erste Sichtung geschah an einem stark abgehackten Ast, dessen Rinde in Fetzen herunter hing. Immer wieder verschwindet der Weißrückenspecht akrobatisch hinter einem Ast und ist dann nicht zu sehen. Dann heißt es Geduld bewahren und nicht einfach losrennen. Zu starke Annäherung toleriert der Weißrückenspecht nämlich nicht. Manchmal hängt sich der Weißrückenspecht einfach unter eien Ast und bearbeitet ihn von da weiter. Auch das fällt nicht immer auf. Angesichts der vielen Zweige, teilweise auch Blätter, im typischen Lebensraum ist ein Bild des Weißrückenspecht sowieso kein einfaches Unterfangen. Man muß auch immer mit Begleit-Fauna rechnen. So hatte mein Guide beobachtet, daß der Weißrückenspecht offensichtlich häufiger einen ganzen Trupp unterschiedlicher Vogelarten (sogenannten Mixed Flock) anführt. Nicht jeder Specht und schon gar nicht jeder Vogel, der sich auf einmal ins Bild schiebt, ist ein Weißrückenspecht. In unserem Fall tauchte auf einmal eindeutig ein Mittelspecht (Dendrocopus medius) auf. Auch Grauspechte (Picus canus) waren ganz in der Nähe zugegen. Dauernd waren die Rufe zu hören.

Wie gesagt, ist es teils unheimlich schwierig den Vogel in dem ganzen Astgewirr eines hohen Baumes auf die Platte zu bannen. Und das auch noch bei den eher bescheidenen Lichtverhältnissen im Winter. Im Sommer ist es wegen des geschlossenen Kronendachs teilweise noch diffiziler. Ich bin irgendwann dazu übergegangen an meiner Canon EOS 1 DX auf One-Shot einzustellen. Ich ging so vor, daß ich ein einigermaßen kontrastreiches Motiv in der Nähe des Spechtes anpeilte und versuchte dann manuell weiter zu machen. Immer wieder muß man nachziehen, neu einstellen und eher ein Bild zu viel als zu wenig machen.  Dabei sollte man immer wieder leicht den Fokusring mit der Hand nach vorne und hinten einstellen. Der Specht ist eben auch sehr agil. Gut 60% der Bilder dieses Abenteuers waren Ausschuß. Und auch bei den anderen sind einige dabei, die ansonsten den Standards nicht genügen würden. Aber der Vogel ist ja auch eine Seltenheit.

Ein Hinweis noch: Der Camouflage – Überzug am 4,0/ 600 ist da ein echter Nachteil. Der Schalter zum Umschalten von AF auf Manuell geht nur sehr umständlich und von intuitiver Bedienung kann man wirklich  nicht sprechen.

Festzuhalten bleibt, daß beide Geschlechter des Weißrückenspechts gut zu sehen und leidlich zu fotografieren waren. Man sollte also bei der Suche nach dem Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos lilfordi) nicht zu fixiert auf die Literaturmeinung sein. Die Habitatansprüche der Art werden vor allem in Buchenwälder  im Alter von 80 bis 140 Jahren (oder älter), mit vielen sterbenden und trockenen Bäumen an tiefen Bachtälern mit einer nördlichen Exposition erfüllt. Das Silkosia-Naturschutzgebiet ist von Burgas gut erreichbar und weist die geforderten Habitatqualitäten fast idealtypisch auf.

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