Eben noch hatte es geregnet. Nun herrscht wieder schönster Sonnenschein. Gut, daß man im Windschatten des Leuchtturms steht, denn der Ostwind pfeift ganz schön. Mühsam kämpfen sich am Horizont Zugvögel gegen den Wind in Richtung Barentssee voran.
In der Ferne sind ziehende Sterntaucher (Gavia stellata) zu entdecken. Zwar sind auch Prachteiderenten (Somateria spectabilis), Eisenten (Clangula hyemalis), Trauerenten (Melanitta nigra) und Basstölpel (Morus bassanus) auf hoher See zu sehen. Doch jetzt – Anfang Mai – hat der Durchzug von Sterntauchern seinen Höhenpunkt erreicht und Sterntaucher stellen mit die individuenreichste Gruppe der Zugvögel. Immer wieder ist ein seltsames Gackern zu hören. Nach einer Weile ist dann auch meist ein Sterntaucher (Gavia stellata) ganz nah am oder über dem Leuchtturm zu sehen. Die Masse der Sterntauchern zieht aber über die offene See. Bis zum Horizont sind Sterntaucher zu entdecken. Allein vom Flugbild kann man sie gut erkennen. Die Füße stehen weit nach hinten herüber, der Hals ist nach vorn gestreckt und geneigt; er wirkt manchmal, wie auf dem Foto ersichtlich, abgeknickt. Der Flug ist geradlinig und die Flügelschläge sind schnell und reichen ziemlich tief. Der schnelle Flügelschlag unterscheidet ihn auch von dem deutlich größeren fliegenden Gelbschnabeltauchern (Gavia adamsii), der zu der Zeit als weiterer Vertreter dieser Gattung in einiger Stückzahl durchzieht. Ansonsten ist die Unterscheidung zu anderen fliegenden Seevögeln (wie den Enten) zwar einfach, aber die Unterscheidung innerhalb der Gattung nicht unproblematisch.
Interessant ist, die Zugbeobachtungen Anfang Mai vor Slettnes mit denen aus den Seegebieten um die Insel Helgoland (s. VOGELWELT 123: 203 – 211 (2002) 203 Durchzug von Sterntauchern Gavia stellata und Prachttauchern G. arctica in der Deutschen Bucht bei Helgoland von Volker Dierschke) zu vergleichen.
Die dort aufgeworfenen Fragen und Antworten sind für das Verständnis der Jahresdynamik von Seetauchern von besonderem Interesse und können hier nur ansatzweise für die Nordspitze der Halbinsel Nordkyn genannt werden. Wie von Volker Dierschke für Helgoland berichtet, ist auch bei den Sterntauchern vor Slettnes eine gewisse Präferenz bei der tageszeitlichen Verteilung des Zuges zu beobachten. Im Mai zogen Sterntaucher ganztägig an Slettnes vorbei. An einigen Tagen verteilte sich der Zug recht gleichmäßig über die Tageszeiten, doch zur Spitzenzeit des Zuges (6. Mai 2015) konzentrierte sich das Zuggeschehen in den ersten Stunden des Morgens (von Tageslichtperiode kann man nicht richtig sprechen, weil zu berücksichtigen ist, daß es richtig dunkel um die Jahreszeit nicht wird). Die Aktivität ließ in den Mittagsstunden deutlich nach und erreichte gegen Abend – so ab 17:00 h einen weiteren Schwerpunkt. Die ganzen 10 Tage waren Trupps unterschiedlicher Größe zu beobachten. Allerdings wurden meistens einzeln fliegende Sterntaucher gesehen. Die Truppgröße konnte zwar auch beachtlich sein; selten waren es aber mehr als 5 Indiviudeen. Viel größer waren die Trupps an dem außergewöhnlich starken Zugtag (6. Mai) 6), als für einen längeren Zeitraum fast alle Sterntaucher in langen Ketten allerdings in unterschiedlichen Höhen flogen. Dierschke berichtet, daß der größte beobachtete Trupp vor Helgoland (im März) aus 81 Individuen bestand. Anders als von Dierschke für Helgoland beobachtet, sind Aussagen zur Flughöhe für die Sterntaucher vor Slettnes nicht so exakt möglich.
Vor Helgoland zog die große Mehrheit der beobachteten Sterntaucher in weniger als 50 m Höhe an Helgoland vorbei. Der Eindruck war aber auch vor Slettnes, daß die meisten Exemplare in weniger als 50 m Höhe vorbeiflogen.
Um von der Sterntaucher-Zugbeobachtung zur Fotografie zu wechseln sollte man sich einen Ausflug mit einem Boot auf das Meer gönnen. Auch um andere ziehende Seevögel der Barentssee zu sehen, ist es ratsam eine Off-Shore-Tour zu buchen. Wenn die See nicht zu aufgewühlt ist, ist es möglich die Seevögeln auf Augenhöhe am Boot vorbeifliegend zu fotografieren. Teilweise kommen Tordalken (Alca torda), Gryllteisten (Cepphus grylle) und Basstölpel (Morus bassanus) auf 5 Meter Entfernung vorbei. Dann sieht man Sterntaucher auch mal näher vorbeifliegen. Bei einem Bild im Blog über die Sterntaucher vor Slettnes sieht man das sehr gut.
Der Leuchtturm von Slettnes in der Nähe der kleinen Ortschaft Gamvik ist als hervorragender Aussichtspunkt für die Seevögelbeobachtung wohlbekannt. Viele Vogelbeobachter kommen Mitte Mai hierhin um zu beobachten, zu fotografieren und die Vögel auf ihrem Zug zu zählen.
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