Warum sollte man allen Ernstes 8.000 km und neuneinhalb Stunden in eine berüchtigte Regenecke mit hohen Preisen fliegen, um sich Vögel anzugucken, die in den meisten Fällen auch anderswo viel einfacher, angenehmer und billiger zu sehen sind. Gute Frage! Hierauf ein paar Antworten.
Eine Antwort ist, daß es einfach Spaß macht, sich vor allem in den Zugzeiten an der schiere Masse an verschiedenen Vogelarten zu begeistern. Was einem Nordamerikaner anspornt wie die Möglichkeit Saatgänse (Anser fabalis), Reiherenten (Aythya fuligula), Zwergsäger (Mergellus albellus), Uferschnepfe (Limosa limosa), Grünschenkel (Tringa nebularia), Bruchwasserläufer (Tringa glareola), Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) oder Bergfinken (Fringilla montifringilla) zu sehen, wird einem Birder der West-Paläarktis zwar eher ein müdes Lächeln entlocken.
Aber ein Grund ist auf dem Bild des Blogs schön zu sehen. Dickschnabellumme (Uria lomvia) sind an den normalerweise von WP-Birdern frequentierten Plätzen in Norwegen oder Schottland viel seltener als die allgegenwärtige Trottellumme (Uria aalge). Hier, auf den Alaska vorgelagerten Inseln ist das andersherum. Schön ist der weiße Streif am Schnabelwinkel der Dickschnabellumme (Uria lomvia) zu sehen. Perfekte Gelegenheit, um ausgiebig Fotos dieses auch in der Westpaläarktis vorkommenden Vogels zu machen.
Doch auch für den weitgereisten, engagierten europäischen Ornithologen ist gesorgt. Bei der Option auf Beobachtungen von Anadyr-Knutt (Calidris tenuirostris), Weißbrauendrossel (Turdus obscurus), Rubinkehlchen (Luscinia calliope) – alle auch auf der Westpaläarktis-Liste – werden auch weitgereiste Ornis Kontinentaleuropas munter. Und da sind die Raritäten noch gar nicht genannt. Möglich sind bei einem Besuch mehrerer Tage u.a. Bacchusreiher (Ardeola bacchus), Isabellbrachvogel (Numenius madagascariensis), Rotschwanzwürger (Lanius cristatus), Naumanndrossel (Turdus naumanni), Waldpieper (Anthus hodgsoni) und sogar Beringschneeammer (Plectrophenax hyperboreus) und da ist die Liste noch längst nicht zu Ende.
Sowohl das Innere von Alaska als auch Inseln wie St. Paul oder Gambell sind ein Eldorado für Freitzeit-Birder, Wissenschaftlicher und Vogelfotografen. Allerdings sind die Anforderungen an die Logistik vor allem für die vorgelagerten Inseln mit den besten Ecken zur Zugvogelbeobachtungen nicht ganz einfach, die (wenigen) Unterkünfte auf den Hotspots häufig zu den Hochzeiten ausgebucht und eine intensive lokale Kenntnis ist ebenso unerläßlich wie eine profunde Kenntnis der möglichen Vogelarten mit ihren nicht wenigen Unterarten.
Zu erreichen sind z.B. sowohl St. Georg und St. Paul, die die Pribilof-Inseln, Gambell, Adak, Nome, Barrow, Dutch Harbor von Anchorage im Grunde nur per Flugzeug. Die Flügel von Anchorage starten zwei bis vier Mal pro Woche. Eine Alternative ist die Reise mit dem Kreuzfahrtschiff.
Der Flug zu den Inseln ist nicht garantiert, da dort nur auf Sicht gelandet werden kann. Unter Umständen ist man tagelang am Flughafen von Anchorage festgenagelt. Wenn in der zur Verfügung stehenden Zeit kein Flug möglich ist, muß man ggf. unverrichteter Dinge wieder abreisen. Dazu kommen weitere – aus Europa eher unbekannte – Eigenheiten. Es ist ein Fakt, daß das Gepäck bei den Fluggesellschaften in Alaska durch die Bank für Inlandsflüge ziemlich restriktiv gehandhabt wird. Den Koffer in den international üblichen Massen und Gewichten nehmen sie zwar erstmal anstandslos an. Sollte sich aber herausstellen, daß das Flugzeug zu voll wird, wird der Koffer ohne Umschweife zurück gelassen. So sollte man sehr klug packen, um auch mit verringerten Gepäck zurecht zu kommen. Ein (kleiner) Rucksack sollte die absoluten Basics – wie Kamera und Fernglas sowie den Kulturbeutel – enthalten. Auf jeden Fall sollte das Stativ mit dem Spektiv separat gehen. Es kann dann sein, daß zumindest das Stativ und die Laptop-Tasche am Eingang zum Flugzeug abgegeben werden muß. Man sollte auf jeden Fall vermeiden, daß die lokale Fluglinie, wie Pen Air das Gepäck zurückläßt und man ohne Fernglas oder Kamera auf der Insel ausharren muß. Es hilft, einen bekannten und potenten Fürsprecher wie einen bekannten Tour Operator hinter sich zu haben, wenn es zu Diskussionen mit dem Airline-Personal kommt.
Da bietet es sich an, einen professionellen Tour Operator, wie High Lonesome BirdTours, einzuschalten. Das kostet zwar für eine der anspruchsvollen Trips so zwischen 7.000 – 10.000 US$, aber dafür hat man auch eine extrem professionelle, dabei fürsorgliche aber nie aufdringliche Betreuung. Das fängt bei der sehr transparenten Vorbereitung an. Die Ratschläge sind schon hilfreich.
Bird-lens schloß sich im Mai einer Tour mit dem Tour Operator High Lonesome BirdTours in die Beringsee, an. Bis zu 500 km westlich vom Festland Alaskas und knapp 400 km nördlich der Aleuten, liegen im windgepeitschten Meer der Beringsee die Pribilof Inseln St. George und St. Paul. Außerdem wurde die Insel St. Lawrence mit dem Hotspot Gambell und eine Halbinsel um Nome herum aufgesucht.
Neben den Brutvögeln gab es jede Menge Möglichkeiten etliche asiatische Irrgäste entlang des “sibirischen Express Highways“ zu beobachten.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis zu bewältigen, ist Bird-lens.com bestrebt, das Spektrum der Bilder von Vögeln der Westpaläarktis weiter auszubauen. Trips zu abgelegenen Orten, um Bilder von seltenen Vögeln der Westpaläarktis zu machen, waren sehr erfolgreich. Ebenso bringen Ausflüge in die nähere Umgebung immer wieder schöne Eindrücke und manch seltene Beobachtung, die – wenn es gut läuft – auch mit Fotos gekrönt werden kann. Die schönen Bilder in der Galerie sind nur ein erster Eindruck, was Sie in der Galerie im “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.