Die neueste britische Brutvogelumfrage, Breeding Bird Survey, (BBS) hat gezeigt, dass die Brutzahlen der Turteltaube (Streptopelia turtur) einen neuen Tiefpunkt erreicht haben. Wie zu erwarten, nehmen auch die Bestände zahlreicher anderer Vogelarten der Feldflur weiterhin deutlich ab. Neben der Turteltaube nehmen auch andere Arten wie das Rebhuhn (Perdix perdix) oder die Feldlerche (Alauda arvensis) teilweise dramatisch ab. Für die Turteltaube ist ein Populationsrückgang seit 1994 von 93 Prozent zu verzeichnen. Dieser Trend spiegelt sich in ganz Europa wider, wo mit einem Rückgang von 78 % zwischen 1980 und 2013 kalkuliert wird. In Ornitho.de werden nur Beobachtungen in diesem Jahr (bis Ende Juli) in Höhe von 2.821 gemeldet. Das wäre recht gering, wenn man sieht, daß insgesamt Beobachtungen seit Einführung von Ornitho.de in Höhe von 16.598 verzeichnet sind.
Die Turteltauben verbringen den Winter in Westafrika. Sie kommen im April in Europa an, um zu brüten. Einmal im Brutgebiet angekommen bevorzugen sie Bereiche mit viel nackten Boden (gerne Lehm), offenen Wasserflächen in der Nähe und höheren Bäumen oder Gestrüpp. Dies sind die Bereiche, in denen sie nisten und in deren Umgebung sie Saaten und Körner zur Versorgung ihrer Jungen finden.
Bevor die britische Brutvogelumfrage BBS im Jahr 1994 begann, hatten Bewirtschaftungsänderungen in der Landbewirtschaftung bereits einen starken Druck auf die Brutpopulation ausgeübt. Doch die Art hat sich bis heute weiter rückläufig entwickelt. Die höchsten verbleibenden Brutdichten treten im süd-westlichen und östlichen Binnenland Deutschlands. Aus großen Gebieten des Landes sind Turteltauben inzwischen ganz verschwunden.
Eine Ursache für diesen Rückgang ist wahrscheinlich der Mangel an Saatgut von Ackerpflanzen, das in der Vergangenheit den Großteil des Turteltaubendiäts während der Brutzeit ausmachte. Die Nahrungsknappheit hat zu einer viel kürzeren Brutzeit mit weniger Brutversuche geführt. Der Trichomonoseparasit, der auch die Bestände anderer Vögel unter Druck gesetzt hat, hat wohl auch einem hohen Anteil an der Dezimierung der Turteltauben in den letzten Jahren.
Weiterhin bestimmt der Jagddruck während der Migration der Turteltauben durch Südeuropa die Anzahl der ankommenden Brutvögel. Inwiefern sich der Effekt auf die Population auswirkt ist schwierig zu sagen, weil die relevanten Daten über die Anzahl der getöteten Vögel nur schwer zu bekommen sind. Die Beurteilung des Umfangs dieses Effektes ist also unklar. Weitere Belastungen für die Turteltaubenpopulation in Mitteleuropa könnten in der Situation in ihren Überwinterungsgebieten in Westafrika liegen. Mögliche Faktoren für den Rückgang der Turteltauben mögen mit Änderungen sowohl beim lokalen Klima als auch in Landnutzung zusammen hängen.
Englische Vogelschützer hoffen jedenfalls mit dem BBS ein wertvolles Werkzeug zu haben, um das Ausmaß des Rückgangs dieser Art zu zeigen. Schutzbemühungen der “Operation Turtle Dove” (www.operationturtledove.org) sollen eine Reihe gezielter Maßnahmen der Förderung Turteltaubenfreundlicher Landbewirtschaftung fördern. Damit sollen u.a. Erhaltungsmaßnahmen extensiver Landwirtschaft mit Landwirten und Naturschützern koordinierte erarbeitet werden.
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