Seitdem ich meinem ersten Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) in Brandenburg gesehen habe, sind nun schon mehr als 3 Jahren in´s Land gegangen. Dabei habe ich die Art jedes Jahr gesehen. Ich habe viele unvergessliche Begegnungen an schönen Sommerabenden erleben dürfen. Einige Männchen wurden an sehr fotogen Standorten im letzten Tageslicht beobachtet. Aber für ein vernünftiges Foto war es doch zu dunkel gewesen. Bei Reisen ins Ausland habe ich den ein oder anderen Vogel versehentlich an seinem Rastplatz aufgescheucht. Aber sie waren nie an der gleichen Stelle gewesen, wenn ich ein paar Tage später zurückgegangen bin. Ich hatte ein paar Flugfotos von Ziegenmelkern in der Dämmerung schießen können und sogar einige Exemplaren im Winterquartier in Südafrika im Autoscheinwerfer gehabt. Aber ein Bild eines Ziegenmelkers am Rastplatz im Tageslicht blieb ein Wunsch.
Tagsüber ruhen Ziegenmelker am Boden, auf Baumstümpfen oder auf starken Baumästen. Ziegenmelker ruhen meist liegend mit eingezogenem Kopf, auf Ästen liegen sie in Längsrichtung des Astes, um die Konturen in Ruhelage verschwinden zu lassen. Die Augen werden bis auf einen Schlitz geschlossen. Es gibt präferierte Ruheplätze, die nach Angaben aus der Literatur gewöhnlich lange beibehalten werden. Ihre Benutzung ist an den abgesetzten Kotballen kenntlich. Allerdings werden Ruheplätze nach Störungen vielfach aufgegeben. Einige Individuen wechseln aber auch ungestört ziemlich regelmäßig zwischen verschiedenen Ruheplätzen.
Bereits im Jahr 2015 wollte ich einen Vogel an seinem Tageseinstand fotografieren. Dazu wählte ich die Heideflächen eines zusehends zuwachsenden Truppenübungsplatzes im südlichen Teltow-Fläming aus und versuchte die Vögel zu finden. Ich beschränkte mich auf die Gebiete, die schon mal als Ziegenmelker-Habitat insofern in Erscheinung getreten waren, daß ich hier schon mindestens vier Männchen beim abendlichen Balzflug hatte fliegen gesehen. Nach etwas mehr als 10 Stunden intensiver Nachsuche hatte ich nichts vor die Linse bekommen. Ich musste wohl doch im falschen Lebensraum gesucht haben. Dann am 16. Juni scheuchte ich ein Männchen und ein Weibchen von einer gut aussehenden Stelle am Rande eines kleinen Birkenwäldchen auf. Im Laufe der nächsten sechs Wochen mehrere Stunden nicht gelungen, diese Vögel im Laufe des Tages wieder zu entdecken. Aber am Abend waren sie – unüberhörbar mit ihrem Schnurren – in der Gegend. Nach weiteren vergeblichen 3 Stunden des Suchens am 12. Juli hatte resigniert ich mich praktisch schon mit der Tatsache abgefunden, dass ich meinen erwünschten Vogel wohl nicht fotografisch festhalten würde. Noch gedankenverloren hielt ich in Mitte des Schrittes inne und machte eine Pause. Keine 3 Meter vor meinem Fuß saß tatsäächlich ein männlicher Ziegenmelker auf dem Boden. Ich hielt den Atem an und versuchte mich nicht zu bewegen. Ich sah ihn aus dem Augenwinkel von oben an und er sah mich von unten an. Das dauerte so bestimmt eine halbe Minute. Gerade als ich mir überlegte meine Kameratasche vorsichtig zu Boden zu legen, tat es einem leichten Schlag der Flügel. Der Ziegenmelker flog elegant um die Ecke hin zu dem nächstgelegenen Birkenhain.
Beim abendlichen Verhören im Folgejahr stellte ich fest, daß sich die Zahl der männlichen Ziegenmelker auf der Heidefläche erhöht hatte. Damit sollte es auch eine höhere Chance geben, den Vogel auf dem Boden sitzend zu sehen. Und tatsächlich gelang es mir, wieder ein Männchen aufzuspüren. Dieses Mal flog es schon recht bald ab und landete ca. 40 Meter weiter im Heidekraut. Als ich mich näherte flog es wieder ab und flog in eine hohe Kiefer ca. 50 m entfernt. Keine sehr schöne Perspektive aber immerhin. Eine vorischtige Näherung brachte mich in eine Entfernung von gerade mal 20 Metern. Ich war nun bereit, ein paar Fotos zu machen, als eine Ringeltaube (Columba palumbus) mit klatschenden Flügeln über mir aus der Baumkrone flog. Weg war der Ziegenmelker.
Ich war daher fast ohne Hoffnung, als ich der Heide am 5. August wieder einen Besuch abstattete. Eigentlich sollte es nur ein kleiner Spaziergang auf dem Sandweg durch das Heidegebiet geben. Ich hatte kurz ein paar Ziegenmelker in der Morgendämmerung gehört. Damit war klar, daß sie noch auf der Heidefläche waren. Mit der zunehmenden Zahl der Jungvögel, die gerade flügge geworden waren, sollte sich die Chance doch ergeben. Nach dem Schlüpfen der Jungen ruht das Weibchen bei diesen, auch wenn sie nicht mehr gehudert werden.
Wieder überprüfte ich die üblichen Stellen in dem typischen Habitat. Aber wie üblich war nichts zu sehen. Als ich an einer Ansammlung von Birken vorbei kam, fiel mein Auge auf eine unverwechselbare Form eines Rindenstückes, das auf einem langliegenden Birkenstamm lag. Ein Ziegenmelker saß direkt im Freien bei strahlendem Sonnenschein! Er flog auf. Aber nur, um wenig weiter auf einem niedrigen Platz leicht versteckt hinter Kiefernnadeln unter einem dicken Ast Platz zu nehmen. Der Versuch ihn mit ein paar Belegaufnahmen der Kamera festzuhalten, wurde mit Sitzenbleiben quittiert. Offensichtlich fühlte sich der Vogel genug getarnt. Auf Lärmstörungen reagiert der Ziegenmelker ansonsten nämlich mit Rufen und Verlassen des Ruheplatzes. Zum Glück blieb er weiter sitzen und erlaubte mir, mich bis auf 8 Meter an ihn heran zu bewegen und so viele Fotos zu machen, Dies hatte ich mir immer gewünscht. Am Ende setze mich auf Augenhöhe mit ihm und sah ihn mir aus der Nähe durch das Fernglas an.
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