Im gaukelnden Flug kommt ein Greifvogel tief über dem Schilf angeflogen. Eine markante Gesichtsmaske, eine helle Vorderflügelkante und ein brauner Körper macht die Art-Identifikation leicht. Es ist eine Rohrweihe (Circus aeroginosus). Als Alternativen käme im Winter die Kornweihe (Circus cyaneus) und die Wiesenweihe (Circus pygargus) Frage. In den Niederungsgebieten Brandenburgs sind vor allem Rohrweihen aber auch Wiesenweihen nicht selten.
Im Flugbild zeigt die Rohrweihe im Vergleich zur Wiesenweihe breitere, an der Spitze rundere Flügel. Die Oberseite der Männchen ist dreifarbig – überwiegend braun mit hellem Kopf, der Schwanz und die Armschwingen sind grau und die Flügelspitzen schwarz. Das Weibchen ist durchgängig dunkelbraun gefiedert, hat einen gelblichen Kopf und eine gelblich-weiße Kehle. Im Vergleich zum nur wenig größeren Mäusebussard ist die Rohrweihe schlanker und ihr Schwanz ist länger. Der Flug im Vergleich zur Wiesenweihe ist nicht gar so elegant und leicht. Die typische Flugweise besteht aus einer Reihe von Flügelschlägen, auf die eine Gleitphase mit flach V-förmiger Flügelhaltung folgt. Im Gleitflug wird der Flügelbug nach vorne geschoben. Die Flügel werden weniger stark angehoben als bei den beiden anderen heimischen Arten.
Der abgebildete Vogel weist Merkmale beider Geschlechter auf. Im Jugendkleid wirkt die Rohrweihe ähnlich wie im typischen Weibchenkleid, aber insgesamt dunkler, die hellen Bereiche sind eher hell zimt- als rahmfarben. Im Verlauf der Entwicklung, u.a. im 2. Kalenderjahr, kann dann auch ein heller Armflügelvorderrand dazukommen. Typische adulte Federkleider werden wohl erst im 3. Kalenderjahr angelegt. Aufgrund der grauen Armschwingen der unterseits schwarzen Flügelspitzen wird es sich wohl um ein immatures Männchen handeln.
Es sei erwähnt, daß ein internationales Forscherteam im Fachmagazin “Biology Letters” berichtet hat, daß einige Männchen der Rohrweihe eine besondere Strategie zur Aggressionsvermeidung entwickelt haben. Angeblich tarnen sich bis zu 40 Prozent der Männchen dauerhaft als Weibchen. Diese Verwandlungskünstler tragen nicht nur lebenslang das typisch weibliche Federkleid, sie verhalten sich auch in Revierkämpfen eher weiblich, wie berichtet. Normalerweise besitzen die knapp bussardgroßen Rohrweihen-Männchen graue Flügel und Schwanzfedern und schwarze Flügelspitzen. Den etwas größeren Weibchen fehlen die grauen und schwarzen Federn, sie sind vorwiegend braun, mit einem weißlich-hellgelben Kopf. Das Federkleid der als Weibchen getarnten Rohrweihen-Männchen in den Untersuchungen ähnelt dem der Weibchen sehr stark: Sie sind ebenfalls vorwiegend braun gefärbt und tragen keine grauen Federn an Flügeln und Schwanz. Der helle Kopf ist wie bei den Weibchen deutlich vom restlichen Körper abgesetzt. Aufgrund der grauen Armschwingen der unterseits schwarzen Flügelspitzen kommt der Typ des als Weibchen getarnten Rohrweihen-Männchens hier wohl nicht in Frage.
Ihren Namen verdankt die Rohrweihe ihrem Lebensraum, den Feuchtgebieten. Dort bevorzugt sie vor allem Landschaften mit viel Röhricht (z.B. Schilf und Rohrkolben sowie Seggen), also Sümpfe und Seeufer aber auch Moore. Sie brütet am Boden und versteckt das Nest zwischen den hohen Schilfstengeln. Inzwischen lassen sich Rohrweihen aber auch immer öfter auf Raps- oder Getreidefeldern beobachten. Diese nutzen sie vermehrt auch als Brutplatz
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