Ohrengeier im Staub einer Karawanserei an dem Kadaver eines Kamels. Ursprünglicher kann die Sahara nicht sein; mehr Nordafrika geht in Ägypten nicht. Gut zu wissen, daß es möglich ist von einem All-inclusive Hotel am Roten Meer relativ schnell mitten in einen solch ursprünglichen Ort, nämlich Bir Shalatayn an der Südost-Spitze Ägyptens zu gelangen.
Eben waren wir noch in komfortabler Zivilisation und hatten bei einem Frühstück im grünen Hotelgelände zwei Gartenrotschwänze (Phoenicurus phoenicurus) und einen Grauschnäpper (Muscicapa striata) bewundert. Die Kaptäubchen (Oena capensis) kamen zu Dritt angeflogen und tranken gemeinsam aus dem Poolwasser. Beim Rausgehen sehen wir zwischen den Rabatten einen Flußuferläufer (Actitis hypoleucos).
Nun geht es auf asphaltierter Piste mit wenig Verkehr gen Süden. In der Hitze, die jetzt mitten am Tag herrscht, sind wir froh, mit dem klimatisierten Auto unterwegs zu sein. Eine tolle Wüstenlandschaft durchfahren wir. Kurz hinter dem obigen Hotel gibt es den ersten Wachposten, der unsere Papiere sehen will. Intensive Diskussion mit Händen und Füßen und viel Gefuchtel zwischen unserem Fahrer und den Soldaten. Dann werden wir durchgewunken. So richtig viel Kontakt mit Touristen scheinen die hier sonst nicht zu haben. Schwer beladene LKWs und ab und zu mal ein Pick-up sind außer uns die einzigen Fahrzeuge. Berenice ist nur ein Flecken, der weitgehend durch eine große Militäranlage bestimmt wird. Wir kommen dann Shalatayn immer näher. Ich meine, daß jetzt auch die Akazien zunehmen. Es ist unheimlich heiß.
Eine weitere Straßensperre bewacht den Zugang zu Shalatayn. Hier ist die Diskussion mit den Wachen noch umfangreicher. Einer der jungen Typen nimmt sich unsere 3 Papiere mit den Permits, dreht und wendet sie ausführlich, um sich dann die Kopien mit unseren Pässen zu schnappen und uns durchzuwinken. Damit sind wir auf der asphaltierten Straße in diese „Stadt“. Diese Ansammlung von Hütten, Lehmhäusern, Bauruinen und Bürogebäuden hat den Namen Stadt noch nicht ganz verdient. Ich mache mindestens 3 „Zentren“ aus. Dort den in den Tripreports beschriebenen Kamelmarkt zu finden, ist gar nicht so einfach. Wir (bzw. unser Fahrer) fragen uns durch. Schließlich steigt ein älterer Mensch im weißen Gewand mit einem Bambusstock ein. Er dirigiert uns durch die engen, staubigen Gassen. Und siehe da, der Kamelmarkt ist gar nicht weit vom Ortseingang entfernt. Wenig spektakulär. Aber immerhin einige Kamele gibt es. Und Kaptäubchen (Oena capensis) sind ebenfalls zu sehen. Sie suchen zwischen den Kötteln der Kamele und dem Stroh nach Nahrung. Da sind auch Lerchen zu sehen. Ich traue mich bei dem ganzen Betrieb mit einer Menge wichtig guckender Männer in weißen Gewändern nicht, einfach so das Objektiv aus dem Auto zu halten. So kann ich gar nicht sagen, ob ich evtl. eine Weißstirnlerche (Eremopterix nigriceps) verpaßt habe. Aber ich denke, das Männchen wäre mir auch so aufgefallen. Die Lerchen, die ich sah, sahen eher wie Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla) aus.
Dann ist ein großer, dunkler Punkt am staubgelben Himmel zu sehen. Was Schweres ist da in der Luft. Schnell kommt der große Vogel eingeflogen. Ja, eindeutig, das ist ein Ohrengeier (Torgos tracheliotus). Super, wenn der uns jetzt direkt zu seinen Artgenossen am Boden führen würde. Tut er nur leider nicht. Der Ohrengeier ist schnell zwischen den Häusern verschwunden. Wir klappern nun den ganzen Ort, bzw. die ganzen Ortsteile ab. Die Hitze ist fast unerträglich. Auch der Dreck und der Müll. Der Geruch hält sich nur deswegen in Grenzen, weil wir konsequent die Autofenster geschlossen halten. Die vielen Plastiktüten und die darin stochernden Raben, alles Wüstenraben (Corvus ruficollis), lassen aber nicht viel Erfreuliches für die Nase vermuten. Am Himmel sehen wir von Zeit zu Zeit auch mal einen Schmutzgeier (Neophron percnopterus). Doch auch diese Aasfreser führen uns nicht zu einem Geierrastmahl. Unsere Nachfragen nach einem Schlachtplatz der Kamele – es ist schon schwer genug, das auf Englisch einem Ägypter klar zu machen – sind von keinem Erfolg gekrönt. An Vögeln ist es ansonsten auch recht mau. Immer nur Raben. Ok, auch mal ein Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe). Wir fahren dann in unserem Frust weiter über staubige Gassen zwischen den unterschiedlichsten Stadtteilen. Aber ich möchte doch unbedingt noch die Geier auf dem Boden sitzen sehen.
Schließlich sehen wir ein Prachtexemplar von einm Ohrengeier über den Häusern gen Norden fliegen. Dem müssen wir jetzt unbedingt folgen. Unser Fahrer tut sein Bestes, uns durch die sandigen Straßen zu steuern. Die können nämlich auch einfach vor einer Mauer – oder schlimmer – in einem Sandhaufen enden. Dann sehen wir aber doch eine Brachfläche in den Außenbezirken, wo der Ohrengeier heruntergekommen sein könnte. Und siehe da. Da sitzt der Ohrengeier ja auf dem Boden. Wow, was für ein Brummer. Sehr eindrucksvoll. Mit geöffnetem Schnabel sitzt er da und schaut über den Rücken zu uns herüber. Nicht vorsichtig, eher neugierig, aber immer bereit, gleich abzufliegen. Dann sehen wir auch ein paar mehr Vögel am Rand einer Asphaltstraße, die sogar schon Laternen aufweist. Hier tritt wohl Wasser aus einer gebrochenen Wasserleitung. Das zieht die Vögel magisch an. Wir sehen allerdings nur 3 Großvogelarten: Ohrengeier, Schmutzgeier und Wüstenrabe. Während sich die Wüstenraben wie die wildgewordenen Herren am Wasserloch aufführen und insbesondere die Schmutzgeier immer wieder angehen, ja sie sogar vom Wasser zu vertreiben suchen, sitzen die Ohrengeier majestätisch daneben und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Es sind nun 3 Ohrengeier, mindestens 8 Schmutzgeier und mindestens 12 Raben in der Gegend. Die Schmutzgeier warten teilweise geduldig auf den Straßenlaternen, die wohl auch in der Vergangenheit als Warten dienen mußten. Sie sind jedenfalls stark eingekotet. Diese Wasserstelle scheint eine zuverlässige Stelle in der Stadt zu sein – zuverlässiger jedenfalls als nach einem Schlachtplatz zu suchen. Die Position befindet sich, per GPS gemessen, auf N 23° 08´ 609“ und E 35° 35´573´´. Die Straße soll sicher ein Neubaugebiet erschließen. An manchen Stellen, sind die Grundmauern von Gebäuden schon gezogen. Daher ist es fraglich, wie lange die Stelle noch besteht bzw. zugänglich ist. Trotzdem mag die Information hilfreich sein. Die 3 Ohrengeier fliegen dann auf und lassen sich so gut im Abflug fotografieren. Am besten wäre es aber noch mal am Wasserloch. Wir stellen uns mit dem Wagen so, daß wir das Licht im Rücken haben und ich bei einem Wasserstellenbesuch einfach draufhalten kann. Das wird allerdings nicht goutiert. Die Ohrengeier fliegen endgültig weg und die Schmutzgeier nehmen lieber auf der Laterne Platz. Nur die Raben kommen nach einer Weile vorwitzig wieder zurück und trinken von Zeit zu Zeit.
Bir Schalatein (auch Bir Schalitin, Bir Shalatayn, Al Shalateen) ist ein ehemaliges Beduinendorf westlich der ägyptischen Küste des Roten Meeres etwa 250 Kilometer südlich von Marsa Alam. Hauptattraktion für Nicht-Ornithologen des abgelegenen, offensichtlich aber stetig wuchernden Städtchens soll wohl der täglich stattfindende Kamelmarkt sein.
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