Ein wunderschöner, naturnaher Mittelgebirgswald im zeitigen Frühjahr im Südwesten von Bulgarien. Hier ist die Heimal der lilfordi- Unterart des Weißrückenspechts (Dendrocopos leucotos lilfordi). Die hier auftretende Subspezies lilfordi kommt fast nur auf dem Balkan und in der Türkei vor. Der Weißrückenspecht bewohnt europäische Laubwälder in denen er seine Hauptnahrungsquelle, in Holz bohrende und in und hinter der Rinde lebenden Insekten, vor allem Käfer und Motten-Larven findet. Diese Nahrungsspezialisierung schränkt die Verbreitung der Art auf Laubwälder in einem gewissen Alterswachstum ein. Die Wälder müssen reich an verfallenem und sterbendem Holz sein. Der Nahrungserwerb und die Habitatspezialisierung macht die Art bezüglich der Forstbewirtschaftungspraxis sehr empfindlich. Die Habitatansprüche der Art werden vor allem in Buchenwälder im Alter von 80 bis 140 Jahren, mit vielen sterbenden und trockenen Bäumen erreicht. Es gibt offensichtlich eine Präferenz für Standorte ab ca. 1.000 und 1.600 m über NN. Verschiedene Arten von alten Mischwäldern anderer Baumarten werden auch vom Weißrückenspecht besetzt, aber in praktisch allen Fällen unter Beteiligung von Buchen. Die Art zeigt eine klare Präferenz zu tiefen Bachtälern, in denen in der Regel die dicksten und ältesten Buchen, Linden, Tannen und Fichten wachsen. Die Standorte weisen eine nördliche (manchmal nordöstliche oder nordwestliche) Exposition auf. Dies wiederrum stände in einem interessanten Gegensatz zu den Präferenzen der Nominatform Dendrocopos leucotos leucotos, die eher eine südliche oder südwestliche Ausrichtung der Berghänge bevorzugt. Eine Untersuchung bulgarischer Wissenschaftlicher führt weitere Habitatcharakteristika – wenn auch mit Schwerpunkt auf die höheren und weiter westlich gelegenen Rhodopen auf.
Das Silkosia-Naturschutzgebiet im Strandzha Naturpark weist diese Eigenschaften fast idealtypisch auf. Das Naturreservat weist einen sehr hübschen Laubmischwald, mit Orient-Buche (Fagus orientalis) – einem nahen Verwandten der Rotbuche (Fagus sylvatica); Traubeneiche (Quercus petraea), Strandzhan Eiche (Quercus hartwissiana), ungarischer Eiche (Quercus frainetto), Hainbuche (Carpinus betulus und Carpinus orientalis) und Winter-Linde (Tilia cordata) auf. Im Frühjahr ist der Waldboden fast vollständig von einem Teppich aus Waldblumen bedeckt sein. Dabei sind vor allem Alpenveilchen (Cyclamen) und gelbe Krokusse – auch Echter Safran (Crocus sativus) genannt – zu bewundern. Nachdem wir gleich am Anfang einen länger anhaltenden Trommelwirbel gehört hatten, haben wir dann geschlagene 7 Stunden vergeblich nach dem Weißrückenspecht gesucht.
Gegen 16:00 wollen wir schon aufgeben. Wir beschließen dann aber noch einen letzten Anlauf. Wieder halten wir an den Stellen am nordexponierten Hang mit vielen ausgehämmerten Baumstämmen. Schließlich höre ich ein leichtes Klopfen hinter mir, auf dem Kamm, der dann in einen Südhang übergeht. Das Klopfen ist nicht stark und wir denken an den Buntspecht (Dendrocopus major), den wir schon etwa 500m weiter oben gesehen hatten. Trotzdem ermutigt mich mein Guide einen alten Waldweg ein wenig hinein in den Wald zu laufen. Die Habitatqualität ist eigentlich nicht gegeben. Kein Rhododendron und die Bäume bestehen auch alle aus – mitteldicken – Eichen. Eher ein trockenes Habitat. An einem Eichenstamm klammert sich ein Specht. Wie groß ist die Freude, dann doch ein Weibchen des Weißrückenspechts zu sehen. Aber ein Männchen taucht auf. Die durchgängige Streifung auf dem Rücken ist sehr gut erkennbar. Man sollte also bei der Suche nach dem Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos lilfordi) nicht zu fixiert auf die Literaturmeinung sein.
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