Noch im Dunkeln geht es den Berg hoch. Die Markierungen führen einen über Waldwege und Forstpisten. Nach ca. 2, 5 Stunden und 4 km kann man den Endspurt zum Gipfel starten. Der Blick geht kurz vor dem Gipfel nach oben. Still sitzt dort ein Sperlingskauz (Glaucidium passerinum). Eine fetter Maus in den Fängen. Der Kopf ist praktisch auf den Rücken gedreht. Er bewegt sich nicht als ich vorsichtig die Kamera mit dem Canon 4,0/ 400 DO aus dem Rucksack hole.
Zum Glück spielt das Wetter mit. Windstill, aber dämmrig. Die Sonne ist noch nicht über den Horizont geklettert. Neugierig guckt der Sperlingskauz zu mir herunter. Es erstaunt mich immer wieder wie nahe ich mich einem Sperlingskauz nähern kann. Dieser Zwerg auf seinem Ast läßt mich bis auf 8 Meter mit der Kamera herankommen. Leider ist ein tiefer Graben zwischen dem Wanderweg und dem flechtenbewachsenen Baum. Die Belichtungszeit ist nur recht lang. Die ASA-Empfindlichkeit ist sowieso schon fast ausgereizt. Erst später erkenne ich am Computer-Bildschirm, daß der kleine Kauz offensichtlich doch nicht so still gehalten hatte, wie ich es in Erinnerung hatte. Vielleicht hatte er sich nach dem einem balzenden Männchen umgesehen. Später konnte ich feststellen, daß die Balz in vollem Gange ist und im Umkreis noch weitere balzende Männchen an ihren Rufen identifizieren.
Der Großteil des Weges verläuft durch Fichtenforst. Das ist ja auch das Habitat des Sperlingskauzes. Neben den Fichten finden sich hier viele Buchen und Bergahorn, die die Habitatqualität weiter steigern. Landschaftlich sehr reizvoll ist der Gipfelbereich des Großen Waldstein. Sehr imposant sind die vielen hohen Granittürme. Weiterhin gestattet das Aussichtsrondell auf dem Gipfel einen beeindruckenden Blick über das Fichtelgebirge. Anders als auf den Nachbarbergen sind hier die Felsen noch nicht zu Blockmeeren zusammengestürzt.
Bei Inversionswetterlagen im Herbst lohnt besonders der Aufstieg bei Tagesanbruch. Dann schweift der Blick zum Schneeberg und Ochsenkopf oftmals über ein weißes Nebelmeer. Nur die Kuppen tauchen aus diesem Meer auf. In weiter Ferne sind die Höhen des Frankenwalds zu erkennen,
Für Besucher, die eine Morgenwanderung ohne Besucherandrang erleben möchten und einiger Entfernung anreisen, bietet sich die Übernachtung im Waldstein-Haus an. Das idyllische Waldstein-Haus ist direkt unterhalb des Gipfels gelegen. Dann ist man schon vor Ort, um am frühen Morgen den Blick zu genießen. Die Übernachtung bedarf allerdings der Voranmeldung. Es gibt 27 Betten aber keine Notquartiere.
Als weiterer Aussichtsberg ist die Kösseine zu empfehlen. Hier befindet sich ebenfalls ein Berghaus, wo man übernachten und so das letzte Abend- und das erste Morgenlicht ausnutzen kann. Diese Unterkunft hat aber noch weniger Betten – und auch nur nach Voranmeldung. Auch wenn die Berge im Fichtelgebirge nicht unbedingt imposant erscheinen. Die Winter mit tiefen Temperaturen und beträchtlichen Schneemassen lassen sehr eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen zu. Und: vielleicht belohnt einen ein rufender Sperlingskauz, der im Fichtelgebirge weit verbreitet ist.
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