In einigen Foren immer noch das Pixelmonster genannt, hat die Canon 5DSR mit seinem 50 Megapixel-Chip vielleicht nicht die Verbreitung gefunden, die sich der Hersteller vor 3 Jahren erhofft hatte. Die Frage ist, ob sie denn gut genug ist, um ein paar schnelle Belegaufnahmen zu machen, wenn im Grunde der Sinn und Zweck einer Vogelexkursion darin besteht, möglichst viele Vögel in einem gedrängten Zeitrahmen zu sehen. Die Länge der Birdlist steht da im Vordergrund.
So geschehen in einer geführten Tour mit Rockjumper, die in 3 Wochen in Kamerun immerhin 335 Vogelarten verzeichnen konnte. Um die Herausforderung kurz zu beschreiben, lohnt es sich, das übliche Verfahren beim Birdwatching auf dieser Reise kurz zu beschreiben. Der Guide, oder auch einer der Teilnehmer, rief „…da ist der XXX-Vogel…“ dann wurde der Vogel lokalisiert mit einem Laserpointer („… look at the right of the green spot,…,..look behind, in the dark vines…“), dann wurde das Spektiv ausgerichtet. Erstaunlich häufig war dann auch tatsächlich ein Vogel im Okular zu entdecken. Bemerkenswert, da sich viele Vögel hoch im Kronendach aufhalten. Der erste Blick der Teilnehmer ging meistens durch das eigene Fernglas. Nicht immer war der Blick von Erfolg gekrönt. Dann ein Blick durch das Spektiv und der Versuch, den Vogel dann doch mit Hilfe von charakteristischen Ast- oder Blattformationen ins Fernglas und / oder in den Sucher der Kamera zu bekommen.
Da sich die meisten Vögel im Kronendach auf Nahrungssuche befinden, kommt es auf genaue Lokalisation genauso wie auf Schnelligkeit an. Ein heller Sucher, ein flottes Handling sowie eine ausreichende Lichtstärke des Objektivs sind da ein echtes Muss.
Die Frage ist, ob die als „Schönwetter-Kamera“ bezeichnete Canon 5DSR die richtige Kamera dafür ist. Ich denke, die Ergebnisse können sich sehen lassen. Auch hoch im Kronendach befindliche Vögel wurden mit erstaunlicher Treffsicherheit erwischt. Der Autofokus scheint tatsächlich seine positiven Kritiken wert zu sein. Der Autofokus ist auch überarbeitet worden und ist deutlicher treffsicherer; dabei stellt er sehr schnell scharf. Der Autofokus wirkt durch die Detailtreue des Vollformatsensors mit 50,6 Megapixeln deutlich empfindlicher und muss ganz exakt sitzen. Sobald es nicht Millimeter genau sitzt, sieht man sofort die Unschärfe. Ansonsten wirklich ein super AF mit dem man sich auf Anhieb wohlfühlt. Ein Vergleich mit der EOS 1 DX braucht die 5DSR wirklich nicht zu scheuen. Bei den Entfernungen – 30m kann so ein Urwaldriesen leicht haben – und den teilweise winzigen Fotosubjekten ist allerdings die Spot-AF-Messung das Mittel der Wahl. Zur Sicherheit sollten einige Aufnahmen im High-Speed Reihenaufnahmen mit max. 5 Bildern/Sekunde. Der AF-DRIVE Button sollte dabei auf AI Servo gestellt sein. Im High-Speed Reihenaufnahmen-Modus seien 14 RAWs in Folge auf einer UDMA 7 Karte möglich. Mein – noch zu bestätigender – Eindruck ist, daß es eher 10 RAWS in Folge sind. Die Canon 5DSR ist für die große Datenmenge wirklich flott unterwegs. Dennoch wirkt sie manchmal etwas träge, wenn man die Kamera einschaltet oder nach der Aufnahme direkt in die Bildwiedergabe springt. Dann merkt man die Datenmengen. Die Dateien sind beträchtlich größer als bei einer 20 Megapixel Kamera. Das bedeutet, dass man viele große Speicherkarten und Festplatten benötigt und gleichzeitig einen schnellen Computer mit viel Arbeitsspeicher für die Bildbearbeitung. Um die 50 Megapixel qualitativ sinnvoll umsetzen zu können, muss also deutlich in die Peripherie investiert werden.
Der Vollformatsensor mit 50,6 Megapixeln ist in der Lage, ein enormes Detailniveau aufzunehmen. Der extrem hochauflösende Sensor ermöglicht anschließend Bildausschnitte selbst kleiner Bereiche mit hoher Bildqualität. Die Details, die bei einem so hochauflösenden Bild zu erreichen sind, sind unglaublich. Gestochen scharfe Ausschnitte sind machbar und man entdeckt Dinge, die man sonst nie wahrgenommen hatte. Die Bildqualität der 5DSR ist über jeden Zweifel erhaben. Die Tiefen sind gut anzuheben. Das war bis dahin ein gewisses Manko bei der die Canon EOS 5D III. Man kann das Bild gut um 3 Blenden in der Nachbearbeitung anheben, was die Helligkeit angeht. Die Bildqualität nimmt natürlich geringfügig ab; aber die Bilder sind einwandfrei zu verwenden.
Eindeutig für die Canon 5DSR spricht ihr Gewicht. Im Vergleich zur EOS 1 DX ist sie erstaunlich leicht und weist ein gutes Handling auf. Bei der Hitze vor Ort und den häufigen Fußmärschen ist dieses Kriterium ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Ein letzter großer Vorteil ist die zuschaltbare, integrierte Aufnahmefunktionen mit 1,3fachem oder 1,6fachem Bildausschnitt mit dessen Hilfe man während des Fotografierens eine „Cropkamera“ imitieren kann. Mit einem Verlängerungsfaktor von 1,3x oder 1,6x, kann diese Funktionalität gerade in der Tier und Sportfotografie sehr von Nutzen sein. Bei einem 1,6-fachen Bildzuschnitt werden Dateien mit einer Auflösung von immer noch 19,6 Megapixeln aufgenommen. Ein Vorteil bei im High-Speed Reihenaufnahmen-Modus.
Zur Frage bzgl. des Objektivs ist die Antwort einfach. Aus verschiedenen Gründen ist die Canon 400mm f / 4 DO IS USM meine Wahl. Die Kombination aus Größe, Gewicht, Handling und Performance sorgt für die beste Foto-Ausrüstung im Feld. Aktuell prüfe ich den Einsatz der neueren Version: des Canon 400mm f / 4 DO IS II USM.
Zusammenfassend kann man sagen, daß man zu sehr anständigen Ergebnissen mit der Canon 5DSR in Kombination mit dem Canon 400mm f / 4 DO IS USM auch im „Schnappschuss“ kommen kann. Für Belegaufnahmen von Vögeln, die man sonst nur kurz im Spektiv gesehen hätte, reicht es in erstaunlich vielen Fällen doch.
Beachten sollte man, die ISO-Einstellungen möglichst gering halten um die Auflösung voll auszunutzen. Bei der hohen Auflösung sieht man auch Verwacklungsunschärfen sofort. Um dem entgegen zu wirken, werden schnelle Verschlusszeiten benötigt. Diese sind gegenläufig zu den niedrigen ISO-Werten die verwendet werden sollten. Eine Aussage ist daher sicher richtig: die Canon 5DSR ist eine Schönwetterkamera. Das ist während des Tages in Afrika nicht unbedingt ein Problem; es sollte aber immer beim Einsatz mitgedacht werden. Mal schnell in den Regenwald…. Das funktioniert nicht. Selbst der Einsatz von schweren und stabilen Stativen stößt da an seine Grenzen.