Mitten in Europa, wo wir daran gewöhnt sind, dass jeder Quadratzentimeter Natur vom Menschen genutzt oder zumindest gepflegt wird, kann sich die Natur in einem kleinen Gebirge im Norden der Slowakei weitgehend frei entfalten. Die Tatra ist ein Gebirgszug, der Länge nach von Ost nach West rund 6o km und an seiner breitesten Stelle gerade einmal knapp 77 km misst. Inmitten des nördlichen Karpatenbogens, im slowakisch-polnischen Grenzraum der Westkarpaten, ragt die Tatra als ein Hochgebirgsmassiv aus der Ebene empor. Um dieses Hochgebirge vor schädlichen menschlichen Zugriffen zu schützen, wurde es bereits vor über 60 Jahren zum Nationalpark erklärt. Eingebettet in eine wilde und unwirtliche Landschaft bietet der Nationalpark Raum für Wildnis, für Wälder, die noch wie Urwälder wachsen können. Und das mitten in Mitteleuropa. Diese Wälder unterliegen einem ständigen Wandel. Alte und geschwächte Bäume werden nicht gefällt und aus dem Wald entfernt, sondern bleiben stehen, bis sie vom Wind umgeworfen oder vom Schnee niedergedrückt werden. Die Tatra hat so ein großen Potenzial für den Schutz von Wildnis und stellt ein riesiges Betätigungsfeld für den Naturliebhaber dar. Die naturnahen Wälder verschaffen auch Insekten einen Lebensraum. Sie profitieren von den Totholzmassen, die es im Wirtschaftswald nicht gibt. Damit erklärt sich auch das Vorkommen von sieben verschiedenen Spechtarten, die im Nationalpark ein reiches Nahrungsangebot vorfinden. Bei einem 1-wöchigen Trip in die nördlichen Berge der Slovakei konnten so ein Weibchen des Weißrückenspechts (Dendrocopos leucotos), der Buntspecht (Dendrocopos major) – allerdings nicht so häufig wie erwartet, 1 Paar des Dreizehenspechts (Picoides tridactylus) an seiner Bruthöhle und der Schwarzspecht (Dryocopus martius) gesehen und fotografiert werden.
Das geschützte Gebiet umfasst die Westliche, die Hohe und die Belaer Tatra (Belianske Tatry); vier Fünftel der Tatra sind slowakisches Territorium, ein Fünftel gehört zu Polen. Auch der südlich gelegene Nationalpark „Niedere Tatra” (NizkeTatry) könnte dazu gezählt werden.
In den ausgedehnten Wäldern des Nationalparks wachsen hauptsächlich Fichten. Oberhalb der Waldgrenze, in der so genannten Krummholzzone, sind es vor allem Bergkiefern, die sich hier behaupten, ab etwa 1.800 m NN gefolgt von niedrigen alpinen Bergwiesen und der anschließenden Felsenregion. Charakteristisch für den Nationalpark Tatra sind außerdem die insgesamt 130 Bergseen, welche auch Meeraugen genannt werden. Diese Seen sind nicht besonders groß, dafür aber bis zu 50 m tief und mit ihrem klaren, tiefblau oder grün leuchtendem Wasser außerordentlich reizvoll.
Auch wenn die Tatra in ihrer Ausdehnung und Höhe nicht mit den Alpen mithalten kann, so macht sie dies durch den enormen Pflanzen- und Tierreichtum spielend wieder wett. In den ausgedehnten Wäldern des Nationalparks konnten bis heute auch Tierarten überleben, die in anderen europäischen Ländern eher selten oder sogar schon ausgestorben sind. Braunbär (Ursus arctos), Luchs (Lynx lynx), Wolf (Canis lupus), Murmeltier (Marmota latirostris) und mehrere Arten von Raufußhühnern – wie Birkhuhn (Tetrao tetrix), Auerhuhn (Tetrao urogallus) und Haselhuhn (Bonasa bonasia) – bereichern die Artenliste. Bemerkenswert sind die Vorkommen von Schreiadler (Clanga pomarina) und Steinadler (Aquila chrysaetos) sowie Eulenarten wie dem Habichtskauz (Strix uralensis), dem Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) oder dem Rauhfusskauz (Aegolius funereus).
Schroff, wild und majestätisch präsentiert sich die Tatra dem Betrachter. So schön die Tatra auch ist, einsam ist sie nicht. Auf slowakischer und besonders auf polnischer Seite spielt im Sommer wie im Winter der Tourismus eine bedeutende Rolle. Das macht sich einerseits positiv in gut markierten Wanderwegen bemerkbar, andererseits aber auch durch eine Vielzahl an Bergbahnen und Skiliften und entsprechend beträchtlichen Menschenmassen, die hier Erholung suchen. Da zudem zahlreiche Wanderwege nur vom 1.Juli bis zum 30. Oktober begehbar sind, sollte man die Hauptreisemonate Juli und August nach Möglichkeit meiden. Eine gute Reisezeit vor allem für Raufußhühner ist der März. Die andere, noch einigermaßen ruhige Reisezeit ist von Ende Mai bis Ende Juni (insbesondere für die Niedere und Teile der Westlichen Tatra). Ab Spätherbst kehrt dann auch in anderen Gebieten wieder Ruhe ein. Wie gesagt, ist die touristische Infrastruktur sehr gut ausgebaut. Preiswerte Unterkünfte und Verpflegung gibt es praktisch überall. Wichtig: die Kosten sind deutlich niedriger als beispielsweise in den Alpen.
Wie in einem richtigen Hochgebirge üblich, können Wandertouren in der Tatra anstrengend sein. Es empfiehlt sich daher, das Gewicht der mitgeführten Fotoausrüstung auf ein Minimum zu reduzieren. Ich packe auf meinen Bergtouren meistens nur ein Einbeinstativ, ein Kameragehäuse – meist das Canon EOS 5D Mark III – mit zwei Objektiven. Ich nehme gerne mein Canon 400mm f4 DO, dessen Qualitäten als leichtes Tele gerade bei Freihandaufnahmen immer wieder voll zur Geltung kommen. Ideal ist aber auch ein Zoom. Ich verwendete eines von 70 – 200mm, da mit diesem Brennweitenbereich ebenfalls sehr gut nähere Objekte fotografiert werden können. Diese Geräte werden zusammen mit Proviant und notwendigen zusätzlichen Kleidungstücken im Bergrucksack verstaut. So kommen etwa 6-7 kg Gesamtgewicht zusammen.
Um die wachsende Nachfrage nach Top-Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat Bird-Lens.com gezielt Reisen an entfernte Orte wie die Küstengebirge von West-Norwegen, in die Hohe Tatra oder zu touristischen Attraktionen wie die Insel Norderney unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie Bird-Lens.com einfach Bescheid, wenn wir Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor die neuen Bilder online sind.
Danke für den schönen Artikel 😀