Auf dem niederen Fläming überwintert seit Jahren der Raubwürger (Lanius excubitor). Mein Ziel war es, diesen scheuen Vogel vor die Linse zu bekommen. Ab Anfang Oktober suchte er wieder sein Winterquartier auf. Es war nicht schwer, seine Lieblingswarte, einen Heckenrosenbusch, auszumachen. In etwa 10 Meter Entfernung stand ein Anhänger mit einer Jagdhütte darauf. Dieser sollte – nach Rücksprache mit dem Jagdpächter – mein Fotoansitz sein. Die Hütte war aus Holz gezimmert und geräumig genug. Damit mußte sich glücklicherweise der Raubwürger nicht an ein Versteck gewöhnen, denn die Hütte stand schon ein Weile. Fotografiert habe ich ihn allerdings erst im Dezember, als er mit der Mäusejagd begann. Besonders fasziniert mich, wenn der Winter plötzlich hereinbricht, die Landschaft über Nacht mit Schnee und Raureif überzieht, wenn die Luft klar und eisig ist. Solche Tage muss man nutzen, denn in unseren Breiten sind sie nicht sehr häufig. Meistens bin ich dann bereits vor Sonnenaufgang unterwegs.
Der Fläming weist schon kontinentales Klima auf. Im Winter kann es Temperaturen bis zu minus 20°C und über mehrere Wochen hohen Schnee geben. Da heißt es dann, sich warm anzuziehen. Um kalte Füße zu vermeiden, besorgte ich mir anfangs Einlegesohlen aus dem Jagdgeschäft, die durch eine chemische Reaktion Wärme erzeugen und so die die Füße etwa fünf Stunden warm halten. Dann kaufte ich mir spezielle Stiefel aus Kanada. Thermounterwäsche für Skifahrer ist eine gute Idee. Eine Styroporplatte isoliert zudem von unten die Hütte. Fingerlose Handschuhe wärmen einerseits die Hände, erlauben aber dennoch das Bedienen der Kamera. Ersatz-Akkus, die in der Brusttasche warmgehalten werden, sollte man bei niedrigen Temperaturen immer dabei haben.
Selbst bei Schnee arbeite ich fast ausschließlich mit der Mehrfeld-Belichtungsmessung und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Manchmal schalte ich auf Spot-Messung um. Bei schlechten Lichtverhältnissen helle ich die Motive mit einem Blitz auf. Wer Vögel im Winter fotografieren möchte, braucht nicht nur viel Zeit und Geduld. Stundenlanges Warten nicht nur im Tarnzelt bei Eiseskälte sondern auch in einer Jagdhütte machen wärmende Kleidung und vorgewärmte Ersatzbatterien unentbehrlich.
Eine Alternative ist das Fotografieren aus dem Auto heraus. Ein großer Teil meiner Tieraufnahmen entsteht aus dem Auto heraus. Ein Kollege steht mir dabei häufig als Fahrer zur Seite. Es ist ein großer Vorteil, wenn man mit der Kamera bereits ein Motiv anvisiert, während der Wagen noch langsam heranfährt und in die richtige Position gebracht wird. Hilfreich beim Auflegen des Objektivs ist eine Schaumstoffisolierung für Heizungsrohre auf der Fensterscheibe. So gelang es mir, die Große Rohrdommel (Botaunis stellaris) im Brachland aus dem Auto auf Mäusejagd zu fotografieren. Die Rohrdommel konnte innerhalb einer halben Stunde an einer Stelle sagenhafte 8 Mäuse erwischen. Langsamen Schrittes kam sie dem Auto immer näher. Doch schon nach einem kurzen Augenblick machte sie sich wieder von dannen.
An einem eiskalten Wintertag entdeckte ich auf einer meiner Erkundungstouren eine andere Rohrdommel. In dieser Zeit waren nahezu alle Weiher zugefroren, nur an einem schmalen Wasserlauf entlang eines Wassergewinnungsbeckens gab es noch offene Stellen. Hier fischte die Rohrdommel hinter einem Zaun, und ließ sich selbst durch zahlreiche Spaziergänger, die direkt am Weg entlang der Wassergewinnungsanlage entlang gingen, nicht beirren. So konnte auch ich mich auf Fotodistanz nähern. Während die Kälte anhielt, traf ich sie an der gleichen Stelle täglich wieder.
Unterwegs mit dem Auto gelingen aber auch viele unvorhergesehene Schnappschüsse. Plötzlich stößt man auf ein Rebhuhn (Perdix perdix), das im ersten Morgenlicht an seinem eisigen Rastplatz sitzt oder ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula), das sich aufgeplustert in einer von Raureif überzogenen Hecke in der ersten Sonne wärmt. Ganz bequem ist es, wenn die Motive direkt vor dem Zimmerfenster auftauchen. Ein Grünspecht (Picus viridis) kommt besonders im Winter fast eine Woche lang täglich auf den Rasen am Rande eines Wochenendgrundstücks vor meinem Arbeitszimmer. Dort stocherte im gefrorenen Boden nach Ameisen und deren Larven. Bei einer Tasse heißen Tee konnte ich mich dann ausgiebig mit ihm beschäftigen.
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