Schon im zeitigen Frühjahr schweben rötliche-braune Greifvögel über den Hügeln des Fläming. Vor allem über Wiesen aber auch über den gelbblühenden Rapsfeldern ist der fantastische Flug der trotz ihrer Größe elegant wirkenden Roten Milane (Milvus milvus) zu bewundern. Mal hoch oben in Luft, dann wieder tief über den Feldern. Immer wieder bin ich beeindruckt von dem minutenlangen Segeln ohne einen Schwingenschlag, wobei der tief gegabelte Stoß durch sichtbare Bewegungen um die Längsachse die Funktion des Seitenruders übernimmt. Der geradeaus gerichtete Suchflug wird zwischendurch von einigen Kreisen unterbrochen. Es ist offensichtlich, daß Milane Spaß am Fliegen haben, denn auch ohne offensichtlichen Streitgrund beobachtet man gerade bei gutem Flugwetter immer wieder spielerische Scheinangriffe auf einen tiefer fliegenden Artgenossen. Dabei wirft sich dieser mit einer Seitenrolle blitzschnell auf den Rücken, um dem Angreifer die Fänge abwehrbereit entgegenzuhalten. Anschließend rasen beide in einer Spirale auf den Erdboden zu, steigen wieder auf und fliegen einen Looping. Sehr elegant und leicht wirkt der Flug der Gabelweihe, wie der Rote Milan auch genannt wird, obwohl er mit den Weihen nicht verwandt ist.
Es bedarf nun nicht mehr erheblicher Anstrengungen, einen Roten Milan überhaupt zu fotografieren. Über den Hügeln des Fläming ist der Vogel ein ständiger Gast. Vor die Kamera muß man ihn aber schon noch bekommen. Wenig interessant ist, ihn in weiter Entfernung oder hoch oben abzulichten. Der geradeaus gerichtete Suchflug in einer Suchflughöhe zwischen 10 und 40 m wird zwischendurch von einigem Kreisen in der Luft unterbrochen. Dann folgt ein schnelles, mehr oder weniger steiles Abwärtsgleiten mit leicht gewinkelten Flügeln bis dicht über die Erdoberfläche. Das ist die Gelegenheit, die man finden muß. Der an das Herabstoßen folgende Abflug mit weit ausholenden, elastischen Flügelschlägen ist dabei fotografisch besonders eindrucksvoll. Der Rote Milan hat zwar seine Vorlieben, vor allem taucht er immer zuverlässig an Orten auf, die ihm kurzzeitig hervorragende Beutezugänglichkeit ermöglichen. Das kann eine frisch gemähte Wiese sein – vor der Rote Milan schon auftaucht, wenn die Traktor noch beim Mähen sind – oder auch eine Hausmülldeponie. Dabei fliegen Rote Milane immer wieder recht nah an den Traktor heran oder an einem Müllfahrzeug vorbei. Als Alternative zur Ansitzfotografie sind Flugaufnahmen also unbedingt auch aus dem Auto heraus zu versuchen.
Eingeplant werden muß auch, daß die Attraktivität eines ständig Nahrung bietenden Gebietes (wie die Hausmülldeponie) bei den Milanen starken Schwankungen unterliegt. Mit der Mahd der Wiesen nimmt die Zahl dieser Greife an den Müllkippen erheblich ab, denn jetzt finden sie in der freien Landschaft ein reiches Nahrungsangebot. Neben den durch Mähmaschinen getöteten oder verletzten Tieren, sind nun Kleinnager aufgrund der fehlenden Deckung leicht zu erbeuten; aber auch Heuschrecken lassen sich jetzt bequem einsammeln. Ähnliche Beobachtungen habe ich zum Beginn der Getreideernte gemacht. Das größte Problem besteht jedoch darin, nah genug an die Greife heranzukommen, und das hängt entscheidend davon ab, in welchem Abstand zum nächstgelegenen Fahrweg der frische Müll abgekippt worden ist, denn nur hier finden Möwen (Larus sp.), Rabenkrähen (Corvus corone) und auch Milane etwas Freßbares.
Neben den Roten Milanen ist auch der Schwarze Milan (Milvus migrans) im Sommerhalbjahr auf Nahrungssuche. Beide Milanarten gemeinsam zu fotografieren ist vom fotografischen Standpunkt her, eine besondere Herausforderung.
Während ihres kreisenden Segelflugs beobachten die Milane die gerade im geschnittenen Gras nach Freßbarem suchenden Lachmöwen (Larus ridibundus) und Rabenkrähen. Hat einer dieser Abfallverwerter einen fleischähnlichen Nahrungsbrocken aus dem Abfall gezogen, wird er sofort von einem Milan in rasantem Sturzflug zur Abgabe der Beute genötigt. Der Angriff ist oftmals so überzeugend, daß die Möwe oder Krähe den Nahrungsbrocken einfach liegen läßt und flüchtet, wobei der Milan diesen aus dem Flug heraus aufnimmt. Doch in der Nähe kreisende Artgenossen sehen jetzt ihre Chance und beginnen eine Verfolgungsjagd, die dem Beobachter zeigt, was in einem Milan alles steckt. Der Verfolger reagiert blitzschnell auf Flugänderungen des Gejagten, so daß es für unser träges Auge wie ein Formationsflug aussieht. Dabei kommt es vor, daß der bedrängte Milan die ihn einschränkende Beute fallen läßt, die vom Verfolger in der Luft geschickt aufgefangen wird. Das Spiel kann nun durchaus mit veränderten Rollen weitergeführt werden.
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