Dreizehenmöwen im Fowlsheugh RSPB

DreizehenmöweDer Lärm ist durchdringend. In den Felsen nisten offensichtlich viele Seevögel. Wir stehen erst kurze Zeit direkt am Absturz des Kliffs. Da kommt auch schon die erste Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) praktisch im Wind stehend, angeflogen.

Ohne die Beschreibung in den einschlägigen Feldführern wäre ich total aufgeschmissen gewesen. Das Fowlsheugh RSPB ist zwar gar nicht weit südlich von Stonehaven, aber die Gegend hier ist schon sehr einsam. Nur ein paar Häuschen stehen direkt am Kliff. Außer uns ist offensichtlich keiner im Gebiet. Nur 2 Angler haben sich unten am Felsenstrand eingenistet. Leider gibt es kein B&B weit und breit. Das Reservat ist nur ein paar Meilen die Küste südlich von Stonehaven entfernt. Eigentlich könnte man einen schönen Küstentrail entlang der Klippen nehmen. Wir laufen nur die ersten 200m die Klippen entlang. Die ganze Szenerie ist nicht so spektakulär wie Handa. Aber immerhin! Und man ist viel näher dran. Flugaufnahmen gefallen mir immer am besten, wenn die Tiere frontal auf mich zukommen, genau seitlich abgebildet sind, oder auch genau von hinten getroffen sind. Schräge Ansichten reduzieren im zweidimensionalen Bild die Flügel oft zu Stummeln. Wichtig sind da-bei interessante Flügel- und Körperstellungen. Wenigstens ein Auge sollte zu sehen sein – und das natürlich scharf. Wenn es geht, sollten Aufnahmen sowohl in Augenhöhe, als auch von oben und von unten gemacht werden. Der Hintergrund sollte nicht vom eigentlichen Objekt ablenken.

Das alles ist an den Klippen des Fowlsheugh RSPB gegeben. Sogar Papageitaucher (Fratercula arctica) sollen in kleiner Zahl am Ende des RSPB-Pfades zu finden sein. Auf Anhieb sind in den Felsen nistende offensichtlich Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis) und Eissturmvögel (Fulmarus glacialis) und vor allem Silbermöwen (Larus argentatus) und nur einige Mantelmöwen (Larus marinus) zu sehen. Die dominante Art ist aber die Dreizehenmöwe. Sturmmöwen (Larus canus) sind eher auf den Feldern oberhalb der Klippen zu sehen. An Alken sind vor allem Tordalken (Alca torda) und Trottellumme (Uria aalge), zu nennen. Auch hier brüten – wie an anderen Seevogelkliffs – einige Felsen-Tauben (Columba livia) – zusammen mit den Seevögeln in den Klippen. Draußen auf dem Meer sind Basstölpeln (Morus bassanus) bei der Jagd zu sehen.

Am nächsten Morgen kommen wir zurück. Dies ist wirklich eine nette Gegend und das Wetter spielt auch einigermaßen mit. Schnell sind wir am Vogelreservat an den Klippen. Schon 3 Autos stehen auf den vorgelagerten Parkplätzen. Wir finden dann einen steilen Weg runter zu den Felsenklippen, der wohl von den Anglern, die schon wieder fleißig unten an der Wasserkante stehen, genommen werden. Dann laufen wir den matschigen Weg runter und kommen auch nach einiger Kraxelei unten an. Die Sicht ist überwältigend. Direkt am Anfang sehe ich einen Mäusebussard (Buteo buteo), der von uns aufgescheucht wird. Dann taucht blitzartig ein anderer Vogel auf, der diesen Bussard intensiv anhaßt. Es ist ein Wanderfalke (Falco peregrinus). Wow, das ist ein Bild. Mit einiger Verzögerung kann ich den Wanderfalken im rasanten Flug mit der Kamera noch aufnehmen. Wir verbringen dann ein wenig Zeit auf dem Felsenwatt, das uns mit seinen ganzen Seeanemonen, Gezeitenpools und gelben Flechten auf dem schwarzen Stein fasziniert. Eiderenten (Somateria mollissima) haben hier ihre Rastplätze. Auch die Jungen der Enten sind dort. Nach einer Weile müssen wir wieder hochklettern. Oben angekommen, laufen wir wieder den Klippenpfad. Immer wieder halten wir an und gucken über die steilen Klippen. Dieses Schauspiel der an- und abfliegenden Seevögel kann man sich nicht entgehen lassen. Insbesondere die Dreizehenmöwen, die dann wunderschön vor einem breiten steil herunter stürzenden Wasserfall zu sehen. Nur mit dem Mitziehen bei einer 1/400 sec. sind die fotografischen Ergebnisse wenig überzeugend. Man muß schon deutlich kürzere Belichtungszeiten einhalten. Da ist es immer noch schwer genug, die Möwen auch wirklich scharf im Flug zu erwischen.

Wir laufen dann mal den ganzen Weg bis hin zu einem neu-eingerichteten Hide- / Beobachtungsposten durch, der durch einen edlen privaten Spender möglich wurde. Das Wetter ist sehr schön. Richtiges Nordseewetter mit vielen dicken Wolken und großen blauen Flecken dazwischen. In der Sonne ist es richtig warm, wenn auch vom Meer ein kühles Lüftchen weht. Von hier aus könnte man die Papageitaucher sehen, wenn sie denn noch auf den Nestern wären. Leider sind die Jungen jetzt im Juli schon ausgeflogen.

Wieder können wir nur staunen, was hier in Eigeninitiative möglich ist. In Deutschland wäre so eine edel hergerichtete Hütte schnurstracks Gegenstand von Vandalen, die die Bude kurz und klein schlagen würden, von den Sprayern ganz zu schweigen.

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