Eine Blumenwiese in einem Olivenhain wirkt wie aus einem Van Gogh entsprungen. Die natürliche Szenerie auf dieser größte Inseln des Dodekanes präsentiert sich dem Betrachter harmonisch und vielfältig: lange Sandstrände, steinige Garrigue und schattige Schluchten, dichte Macchia und satt grüne Nadelwälder, ausgedehnte Oliven- Haine sowie dichte Teppiche bunter Wildblumen. Besonders im Innern finden sich, anders als auf den meisten übrigen griechischen Inseln, zahlreiche Wälder und Gehölze.
Nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste liegt Rhodos in der südöstlichen Ägäis. Die Insel wird von einer in Längsrichtung verlaufenden Bergkette dominiert. Der Ataviros stellt mit 1215 m NN die höchste Erhebung der Insel dar. Mit breitem Abstand folgen der Akramitis (825 m) und der Profitis Ilias (798 m). Diese Berge zählen zusammen mit dem nahe gelegenen Kap Armenistis zu den bedeutendsten Naturräumen Griechenlands. Die Berge von Rhodos sind Teil des Dinarianischen Bogens, der sich über die Inseln Gythera, Karpathos und Kreta, den Peloponnes bis nach Nordgriechenland erstreckt und nach Osten im türkischen Taurus-Gebirge seine Fortsetzung findet.
Die in den meisten Bereichen dominierenden Baumarten sind Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis) und Mittelmeerzypresse (Cupressus sempervirens). Bei letzterer handelt es sich um einen große, ausladende Wuchsform der bei uns oft als Zierpflanze angebauten pyramidenförmigen Zypresse. Ursprüngliche und ausgedehntere Zypressenwälder zählen in der Mittelmeerregion längst zu den großen Seltenheiten, weshalb die entsprechenden Gebiete auf Rhodos, vor allem um die Berge Ataviros und Profitis Ilias auch unter Schutz gestellt wurden. Typisch für den Mittelmeerraum sind auch offene, lichte Eichenwälder (vor allem Valonea-Eiche (Quercus macrolepis) und Steineiche (Quercus pseudosuber), die sich auf Rhodos an verschiedenen Stellen finden.
Entlang der Bergbäche und in den Schluchten wächst die Orientalische Platane (Platanus orientalis) in dichten Beständen. Teile der Hügel und der unteren Hänge der Berge sind von Macchia, einer Pflanzengemeinschaft immergrüner Büsche und kleiner Bäume, die typisch für den Mittelmeerraum sind, bedeckt. Drunter befinden sich zwei Arten des Erdbeerbaumes (Arbutus sp.), die Steinlinde (Phillyrea angustifolia), die Brautmyrte (Myrtus communis) und die Kermeseiche (Quercus coccifera ).
Ein anderer sehr charakteristischer Vegetationstyp ist die „Phrygana“ oder Garrigue bestehend aus vielen duftenden Kleingehölzen, die für mediterrane Kalksteingebiete typisch sind. Neben den größeren Pflanzen wie Zistrosen, verschiedenen Wolfsmilchgewächsen und Ginstern wachsen in diesem Lebensraum auch zahlreiche stark duftende Kräuter wie Thymian (Thymus sp.), Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Lavendel (Lavandula angustifolia) und Salbei (Salvia sp.). Auf Rhodos finden sich zudem auch viele im übrigen Europa seltene Pflanzenarten wie die Herbstzeitlose (Colchicum sp.), die Gewimperte Nelke (Dianthus crinitus), die Glockenblume (Campanula hagiella) oder der Dioscorides-Aronstab (Arum dioscoridis).
Eine große Zahl unterschiedlicher Greifvogelarten lässt sich überall auf der Insel beobachten, selbst in den vielbesuchten Gebieten wie Monte Smith, einem flachen Hügel nahe der Inselhauptstadt Rhodos. Noch interessantere Beobachtungsmöglichkeiten aber gibt es im Binnenland. Schlangenadler (Circaetus gallicus), Adlerbussard (Buteo rufinus) und Habichtsadler (Aquila fasciata), Lanner (Falco biarmicus) und Wanderfalke (Falco peregrinus) kann man hier entdecken. Entlang der Westküste und auf den vorgelagerten Inseln liegen wichtige Brutplätze des für den Mittelmeerraum endemischen Eleonorenfalke (Falco eleonorae). Rhodos ist zudem von Bedeutung als Rastplatz für zahlreiche Zugvögel, die im Frühjahr und Herbst die östliche Ägäis überqueren.
Ein interessantes Gebiet mit einer guten Kombination verschiedener Lebensräume ist Afandou. Hier finden sich Olivenhaine, trockene Strauchlandschaft, Garrigue, zwei Flussläufe und kleine Feuchtgebiete mit einzelnen Schilfflächen. Hinzu kommt noch ein Golfplatz. Dieses Gebiet ist besonders zu Zugzeiten interessant. Während der Migration sind verschiedene Watvögel (Flußregenpfeifer (Charadrius dubius), Waldwasserläufer (Tringa ochropus), Bruchwasserläufer (Tringa glareola), Zwergstrandläufer (Calidris minuta) und Alpenstrandläufer (Calidris alpina)), Reiher ((Seidenreiher (Egretta garzetta), Rallenreiher (Ardeola ralloides), Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) und Zwergdommel (Ixobrychus minutus)) sowie Knäkenten (Anas querquedula) zu beobachten. Der Golfplatz und die Umgebung sind wahrscheinlich die besten Stellen auf der ganzen Insel um Arten wie Neuntöter (Lanius collurio), Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla), Heckensänger (Cercotrichas galactotes), Brachpieper (Anthus campestris) und Rotkehlpieper (Anthus cervinus) beim Singvogelzug zu beobachten. Während der Brutzeit sind Neuntöter (Lanius collurio), Triel (Burhinus oedicnemus), Heckensänger (Cercotrichas galactotes) und Bienenfresser (europ.) (Merops apiaster) fast mit Sicherheit zusammen zu entdecken. Dazu kommen Arten wie Wachtel (Coturnix coturnix) und Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus).
Für Naturfreunde ist der Frühling die beste Zeit für eine Reise nach Rhodos- Die interessantesten Arten der lokalen Flora und Fauna lassen sich im März und April beobachten und fotografieren. Zu dieser Zeit rasten auch zahlreiche Zugvögel auf der Insel. Mitte April ist wohl die optimale Zeit für einen Besuch. Hotels und Pensionen aller Kategorien gibt es in der Stadt Rhodos selbst und entlang der West- und Ostküste. Es ist sicher auch überlegenswert, sich in einem der romantischen Orte im Inselinnern einzuquartieren. Für den Naturfotografen empfiehlt es sich, ein Auto zu mieten. Nur so kann man alle interessanten Orte auf der Insel schnell und zu jeder beliebigen Tageszeit erreichen.
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