Die Brutzeit ist vorbei. Nun sammeln sich die Eltern mit ihren Jungen, um diese in das Geheimnis des Nahrungserwerbs einzuweihen. So jagt wohl ein ganzer Familienverband von Grauschnäppern (Muscicapa striata) immer wieder aus einem Eichenhain aus Stieleichen (Quercus robur) hinaus auf eine Pferdeweide. Besonders die Drähte der Weide wurden gerne als Warte genommen. Von den Jungen als Ruheplatz, von den Eltern als Beuteübergabeplatz. Die wohl noch nicht lange flügge gewordenen Jungen der Grauschnäpper lassen sich weniger durch die Streifen – die der lateinische Artzusatz „striata“ nahelegt – als vielmehr durch die hellen Tupfer auf dem ansonsten grauen Gefieder schon aus einiger Entfernung gut auszumachen. Die adulten Grauschnäpper fliegen immer wieder die Ruhewarten der Jungen an, um sie mit Nahrung zu versorgen. Bei einem fast 2-stündigen Shooting kann ich u.a. kleine Laufkäfer, Aaskäfer, Spinnen und Schnaken als Nahrung erkennen. In der Realität erfolgt die Beuteübergabe mit einer ziemlichen Geschwindigkeit. Außerdem stellt sich das Junge meist gierig und flügelschlagend vor den Elter, der dann auch prompt die Nahrung herauszurücken hat. Erst in der Momentaufnahme der Fotos erkennt man Einzelheiten – und dann auch die Art der übergebenen Nahrung. Nach der Nahrungsübergabe balancieren Jung und Alt noch eine Weile parallel zueinander auf dem Draht bevor es dann zum nächsten Jagdflug wieder losgeht. Die Jungen sind vielleicht nur faul – oder verwöhnt. Jedenfalls wechseln sie ihre Warte auch von Zeit zu Zeit und scheinen das Fliegen schon vollumfänglich gelernt zu haben. Auch die Pfosten der Weide werden als Sitzwarten gern gesehen.
Im Sommer machen sich die Vögel rar. Sie singen fast gar nicht mehr und einige Altvögel mausern nun in ihr Winterkleid. Die Jungen haben ebenfalls keinen Anlaß sich übermäßig zu exponieren. Trotzdem lohnt es sich auch im Sommer die Vielfalt der gefiederten Natur er erkunden. So war an einem warmen, aber bedeckten August-Sommertag ein Eichenhain der Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Vögeln. Hier konnten 10 verschiedene Singvogelarten beobachtet werden. So jagte neben dem eben beschriebenen Trupp von Grauschnäppern auch ein junger Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) aus dem Hain. Aufmerksam war ich auf diese schöne, produktive Stelle aber nicht durch den Gartenrotschwanz sondern durch die jungen Grauschäpper geworden. Erst mit der Zeit tauchten – teils unvermittelt – die verschiedenen Vertreter eines naturnahen Waldes auf. Konkurrenz – auch intraspezifisch – um die beste Jagdwarte, war unverkennbar. Immer wieder gab es Verfolgungsjagden. Neben einem adulten und einem jungen Pirol (Oriolus oriolus) stellten sich auch Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Buchfinken (Fringilla coelebs) und ein junger Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) ein. Ein junger Neuntöter (Lanius collurio) flog immer wieder aus einem nahe gelegenen Schilfstreifen heran. Plötzlich tauche zwischen den Eichenblättern auch ein sehr stiller Baumpieper (Anthus trivialis) auf, der mit seinem hell-braunen Gefieder wohl bereits im schönsten Herbstkleid zu sehen war.
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