Eine neue Studie hat gezeigt, dass östliche und westliche Mittelmeer-Steinschmätzer (Oenanthe hispanica) als separate Arten behandelt werden sollten.
Die vor kurzem im Journal of Evolutionary Biology veröffentlichte Forschung untersuchte und sequenzierte die DNA von vier schwarz-weißen Steinschmätzern Europas. Die die DNA-Sequenzierung wurde angewendet, um einen Artenbaum zu schaffen, der die evolutionären Beziehungen zwischen den untersuchten Arten veranschaulicht. Eine anfängliche Analyse hat gezeigt, dass sich westliche und östliche Mittelmeer-Steinschmätzer trotz ihrer oberflächlichen Ähnlichkeiten als unabhängige Taxa entwickelt haben. Das würde bedeuten, dass sie als vollständige Spezies anerkannt werden sollten.
Die erwachsenen männlichen Maurensteinschmätzer (Oenanthe hispanica hispanica) weisen einen orangefarbenen Rücken mit einer schmaleren schwarzen Gesichtsmaske im Vergleich zu seinem östlichen Gegenstück auf. Der auch Balkansteinschmätzer (Oenanthe hispanica melanoleuca) genannten östliche Mittelmeersteinschmätzer weist Unterschiede zum Maurensteinschmätzer u.a. bei den Steuerfedern auf.
Diese Studie entdeckte die genetische Divergenz in einer monophyletischen Gruppe von vier Singvogel-Taxa, die oberflächlich eng miteinander verwandt ist. Das wissenschaftliche Konzept der monophyletischen Gruppe bedeutet, dass eine Gruppe von Organismen von einem gemeinsamen Vorfahren in der Evolution abstammte; insbesondere von einem gemeinsamen Vorfahren, der mit keiner anderen Gruppe geteilt wird. Die folgenden Steinschmätzer wurden untersucht: Nonnensteinschmätzer (Oenanthe pleschanka), Zypernsteinschmätzer (Oenanthe cypriaca) und sowohl der westliche als auch der östliche Mittelmeer-Steinschmätzer. Ein ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Schema weisen alle Arten auf. Typisch für Nonnensteinschmätzer und Zypernsteinschmätzer sind der schwarze Rücken und die Nackenseiten. Die Verteilung der Farben im Gefieder mit einem weißem Rücken und Hals in beiden (bisherigen) Unterarten des Mittelmeer-Steinschmätzer ist dagegen deutlich anders.
Interessanterweise stellt sich jetzt heraus, daß die westliche Mittelmeer-Steinschmätzer durch Unterschiede in der mitochondrialen DNA von östlichen Mittelmeer-Steinschmätzern, den Nonnensteinschmätzern und den Zypernsteinschmätzern deutlich getrennt werden können. Die letzten drei Arten können jedoch nicht so leicht unterschieden werden. Der östliche Mittelmeer-Steinschmätzer bzw. der Balkansteinschmätzer hybridisiert auch leicht mit dem Nonnensteinschmätzer wo sich deren Verbreitungsgebiete überlappen.
Der männliche Maurensteinschmätzer weist im Frühling eine im Durchschnitt reicher, orange-braunen Oberkörper mit einer schmaleren schwarzen Gesichtsmaske auf. Dagegen wirken die Oberseite beim Balkansteinschmätzer eher blasser und die schwarze Maske ist umfangreicher. Sie erstreckt sich deutlich über das Auge und den Schnabel. Weibchen des Balkansteinschmätzers und Männchen im ersten Kalenderkleid weisen tendenziell einen dunkleren Rücken und eine kräftigere Orangenbrust als die gleich alten Maurensteinschmätzer auf. Maurensteinschmätzer erscheinen einheitlicher in der Färbung. Außerdem weisen sei eine kürzeren Handschwingenprojektion auf. Sie erinnern in der Färbung schon fast an Wüstensteinschmätzer (Oenanthe deserti).
Auffallend ist, daß in der Tat ähnelt der Balkansteinschmätzer im ersten Winterkleid eher dem Nonnensteinschmätzer im ersten Kalenderkleid ähnelt als seinem vermeintlichen Artgenossen, dem Maurensteinschmätzer. Der Maurensteinschmätzer ist ein Zugvogel der in Spanien, Südfrankreich und Norditalien brütet und der südlich der Sahara überwintert. Der Balkansteinschmätzer ist dagegen ein Zugvogel, der von Süditalien über den Balkan bis in den Iran brütet.
Im Mai 2016 sorgte ein Balkansteinschmätzer, der um den Feldberggipfel im Schwarzwald anzutreffen war, für wahre Völkerwanderungen deutscher Ornithologen. Anfangs war nicht klar, ob es sich um melanoleuca oder hispanica handelt! Auf jeden Fall erschient der Mittelmeer-Steinschmätzer weißkehlig. Er wurde entlang des Weges vom Feldberggipfel zur Todtnauer Hütte u.a. bei der Nahrungssuche auf Spitzen der kleineren Nadelbäume gesehen.
Auch der Maurensteinschmätzer taucht immer mal wieder – eher einmal als mehrmals im Jahr – als Irrgast in Deutschland auf. So auch im Landschaftspolder bei Bunde in Niedersachsen im Jahr 2017. Auch hier war anfangs fraglich, ob es sich um einen Maurensteinschmätzer oder einen Balkansteinschmätzer handelt. Der Steinschmätzer, der sich später als Maurensteinschmätzer herausstellte, war offensichtlich eifrig vergesellschaftet mit drei weiteren „normalen“ Steinschmätzern auf einem Acker auf Nahrungssuche.
Insgesamt kann festgehalten werden, daß sich beide Arten ab einem Zeitraum X anschließend völlig separat entwickelt haben. Obgleich Balkansteinschmätzer und Maurensteinschmätzer oberflächlich recht ähnlich sind, deuten die neuen Forschungsergebnisse darauf hin, daß beide Taxa je eine eigene Art sind.
Einer der an der Studie beteiligten Wissenschaftler fasste zusammen, dass Steinschmätzer für Evolutionsbiologen häufig ein faszinierendes Rätsel darstellen. Arten mit sehr ähnlichem Gefieder stellen sich nicht selten als gar nicht so nah verwandt heraus.
Im Fall von Nonnensteinschmätzer, Zypernsteinschmätzer, Balkansteinschmätzer und Maurensteinschmätzer hatte die mitochondriale DNA bereits Hinweise darauf geliefert, dass die Gefiederfärbung möglicherweise wenig über die wahren Beziehungen der Taxa untereinander aussagen kann. Dies wird nun durch weitere Analysen genomweiter genetischer Daten bestätigt. Diese zeigen einen „Artenbaum“ mit separaten Arten in einer Schwestergattung.
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