Etwas schwermütiger, häufig wiederholter Gesang aus dem dichten Unterholz verrät das „tropische Rotkehlchen“. Es ist ein Blauflügelrötel (Sheppardia gunningi) der Unterart sokokensis. Wir befinden uns im sogenannten Mixed Forest. Der Anfang unseres Morgentrips läßt sich nicht gut an. Allein ein Rotfüßiges Sonnenhörnchen (Heliosciurus rufobrachium), ist kurz mal am Pistenrand zu sehen. Plötzlich ist lautstarkes Gezwitscher aus dem dichten Busch zu hören. Hier verlassen wir den Wagen, da offensichtlich eine Bird-Party unterwegs ist. Unser Guide meint, einen Blauflügelrötel im Dickicht heraus zu hören. Wir spielen den Gesang vom East Coast Akalat von Band ab. Aber leider ist nichts zu sehen. Vielleicht ist der große Trupp mit Braunstirn-Brillenvangas oder Braunstirnwürgern (Prionops scopifrons) dafür verantwortlich, daß sich der Blauflügelrötel nicht heraustraut. Wir müssen uns also selber ins Gebüsch schlagen. Das stellt sich als ausgesprochen produktiv heraus. Als erstes sehe ich nun auch mal das Goldene Rüsselhündchen (Rhynchocyon chrysopygus) über den Boden huschen. Dann spielen wir wieder den Gesang vom East Coast Akalat vom Band ab. Diesmal haben wir prompt eine Reaktion.
Der Blauflügelrötel kommt zuerst mal auf einen Zweig. Leider bleibt er dort nicht lange, aber immerhin kann ich es mal im Halbdunkel fotografieren. Nur kurze Zeit später sitzt er sogar sehr schön exponiert auf einem Zweig direkt an der Piste. Die ganze Gegend sieht sehr typisch so aus, wie die Stelle beim Chintheche Inn am Malawi See, wo ich den Blauflügelrötel ja auch schon fotografiert hatte. Es stellt sich in der weiteren Recherche jedoch heraus, daß die in Malawi vorkommenden Vögel (ssp. bensoni) deutlich unterschieden von der hier vorkommenden Unterart sokokensis ist. Also handelt es sich evtl. doch um 2 unterschiedliche Arten. Überall liegt abgefallenes Laub auf dem Boden. Lianen hängen in einem ansonsten durchaus aufgeräumten Wald durch. Wir probieren den Blauflügelrötel noch mal mit dem Tape anzulocken. Aber offensichtlich ohne Erfolg. Dann versuchen wir uns noch mal am Gesang der Rotschwanz-Fuchsdrossel (Neocossyphus rufus). Und siehe da: ganz still sitzt wieder der Blauflügelrötel auf einem Ast. Der Blauflügelrötel hat uns den Rücken zugewandt. Er rührt sich überhaupt nicht. Die Entfernung beträgt sicher unter 10 Meter. Ich fotografiere den Rötel dann ausgiebig – gehe runter mit meiner Belichtungszeit bis auf eine 1/30 sec. Dann ist der Blauflügelrötel aber auch schon wieder hier weg. Wenig später sitzt er wieder im dunklen Schatten des Dickichts – diesmal frontal uns zugewandt. Als unser Guide dann das Tape noch mal abspielt, kommt der Blauflügelrötel empört herausgeflogen. Er landet auf einem Ästchen und läßt sich da super ablichten. Es sitzt dabei auffallend exponiert.
Es gibt einen schönen Artikel von BirdLife International mit dem Titel „Distribution, habitat selection and behaviour of the East Coast Akalat Sheppardia gunningi sokokensis in Kenya and Tanzania“, Bird Conservation International (2000) 10: Seiten 115–130; der eine gute Vorbereitung bei der Suche nach dem Blauflügelrötel darstellen könnte. Interessant ist noch, daß die Populationsdichte im Mixed Forest in der Studie deutlich geringer als im Wald mit dominierenden Cynometra webberi – Bäumen. Wir dagegen konnten den Blauflügelrötel praktisch nur im Mixed Forest nachweisen. Die Gebietskartierung zeigte, dass die Blauflügelrötel in der Nähe des Naturlehrpfads (im Mixed Forest) Reviergrößen mit einem Durchmesser von etwa 100 bis 200 m hatten. In von Cynometra webberi dominierten Komani – Gebiet waren die Vögel gleichmäßiger und dichter mit einem Gebietsdurchmesser von nur etwa 70 m verteilt.
Nach dem eigentlichen Highlight des Küstenwaldes Kenias, der Sokokeeule (Otus ireneae), die im englischen Sokoke Scops-Owl genannt wird, haben wir nun also eine weitere Spezialität des an Endemiten reichen Naturschutzgebiets gesehen.
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