Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) liebt Buchen. Deutschland ist ein Buchenland. Es gibt zahlreiche Waldtypen der Rotbuche (Fagus sylvatica) wie zum Beispiel Hainsimsen-Buchenwald, Perlgras-Buchenwald, etc. Früher – in ausgedehnten Urwäldern – war die Rotbuche die vorherrschende Baumart. Leider sind noch verbliebene Buchenwälder fast alle kulturell verändert oder forstlich genutzt. Oft fehlen Alt- und Totholzstrukturen. Über 200 Jahre alte Buchenbestände und Einzelbuchen sowie größere zusammenhängende Flächen sind sehr selten. Ausgedehnte Buchenwälder mit einsamen Waldpfaden, schattig kühle Tieflandbäche, die sich durch die Täler schlängeln, orchideenühersäte Kalk-Halbtrockenrasen, verwunschene Moore und leicht geschwungenen Hügel sind im Osnabrücker Land, dem Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge zu finden.
Der Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald und Wiehengebirge ist nun über 50 Jahre alt. Er umfasst eine Fläche von 1.220 km² und hat den Kunstnamen „TERRA.vita“ angenommen. Er erstreckt sich auf den Höhenzügen weit nordwestlich von Osnabrück beginnend bis Bückeburg und Bielefeld
Verantwortlich für die Vielfalt der Lebensräume sind im Wesentlichen zwei Faktoren: die Grenzlage des Naturparks am Übergang der Mittelgebirge zur norddeutschen Tiefebene sowie die geologischen Gegebenheiten. Von Norden kommend, reicht die norddeutsche Tiefebene mit ihren aus der Eiszeit übrig gebliebenen Rest-Mooren bis an den Rand der Mittelgebirge heran. Dieser Teil des Naturparks ist flach, teils tischeben. Unterbrochen wird die Ebene nur durch die einige Dutzend Meter hoch aufragenden, leicht geschwungenen Endmoränen nahe der Ankum- Bippener Berge. In diesen Bereichen des Naturparks bilden meist sandige Böden den Untergrund. In Abhängigkeit von ihrem Wasserhaushalt sind die Gebiete heute bewaldet. Leider sind sie meist mit Nadelwald aufgeforstet´. Es finden sich aber auch mitunter sehr feuchte Wiesen und Weiden sowie einige verbliebene Moorflächen.
Die südlich anschließenden Gebirgszüge entstanden durch eine Anhebung der Erdkruste vor vielen Millionenjahren. Zeitweilig war die norddeutsche Tiefebene bis an die Gebirgszüge vom Meer überflutet. Dabei lagernten sich kalkige Gesteine ab, die man heute auf den meisten Hanglagen findet. Jahrhundertelang nutzten die Bauern den Wald als Waldweide für ihr Vieh und sammelten dort die sogenannte Einstreu. Der Waldboden verarmte durch den Nährstoffentzug, der Unterwuchs lichtete sich und Kalk-Halbtrockenrasen entstanden. Für südliche Mittelgebirge ist das nicht selten. Für die nördlichen Mittelgebirge stellt das aber eine absolute Besonderheit dar. Eine entscheidende Wendung nahm die Nutzung des Waldes zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Aufteilung unter den Großbauern der Region. Plötzlich war der Wald nicht mehr Allgemeingut. Große Flächen wurden mit Buchen aufgeforstet und diese bereits nach 20 Jahren eingeschlagen. Als Folge entwickelte sich ein Niederwald. Die Verjüngung im Niederwald erfolgt ausschließlich aus Stockausschlag. Die Niederwaldwirtschaft fördert besonders die Baumarten, die gut „vom Stock“ ausschlagen. Dazu gehört die (Gemeine) Hainbuche (Carpinus betulus), Linde (Tilia sp.) und Hasel bzw. Baum-Hasel (Corylus colurna). Auch lichtbedürftige Baumarten wie Eberesche (Sorbus aucuparia), Echte Mehlbeere (Sorbus aria), Elsbeere (Sorbus torminalis), Speierling (Sorbus domestica) und Vogel-Kirsche (Prunus avium) treten in aus Niederwäldern hervorgegangenen Wäldern häufiger auf und sind nun noch als alte oder abgestorbene Reste im Teutoburger Wald zu sehen .
Die Halbtrockenrasen wurden bei der Umstellung der Forstwirtschaft auf weniger Parzellen zurückgedrängt. Dank dieser geologischen und landwirtschaftlichen Voraussetzungen kann man in weniger als einer halben Stunde Fahrtzeit rund um Osnabrück eine fast unglaubliche Dichte unterschiedlichster Lebensräume erkunden. Die Lebensräume reichen von Feuchtwiesen, Mooren, Niederwälder, große, alte Buchenwälder, Fichtenhaine und Kalk-Halbtrockenrasen. Dazu kommen noch zahlreiche Steinbrüche entlang der Höhenzüge. Die meisten Steinbrüche sind recht klein und seit Jahrzehnten aufgelassen. Sie entwickeln sich zur Natur zurück.
Der Teutoburger Wald ist einer der am dichtesten mit Uhus (Bubo bubo) besiedelten Regionen in Deutschland. Oft liegen die Steinbrüche, die von ihnen bewohnt werden, nur wenige Kilometer auseinander. Dabei besiedeln die Eulen nicht nur die großen aufgelassene Abbaugebiete, sondern auch kleine, längst überwucherte Steinbrüche und sogar aktive Abbaugebiete, in denen unmittelbar an der Brutwand gearbeitet wird.
Mit vielen Exemplaren ist der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) im Naturpark sehr gut vertreten. Im Frühjahr bedeckt ein lila-weißer Blütenteppich die Hänge des Freeden bei Bad Iburg. In der ersten Aprilhälfte, dem Höhepunkt der Blütezeit, bedecken die roten und weißen Blüten die Hänge des kleinen und des großen Freeden. Der Lerchensporn zählt zu den Frühblühern, die die erste Wärme des Jahres nutzen und bereits vor dem Laubaustrieb der Bäume den Hauptteil ihres Vegetationszyklus ablaufen lassen. Blätter und Blüten sind längst vergangen, wenn Anfang Mai die Buchen ihr Blattwerk ausbreiten und nur noch wenig Licht zum Boden durchlassen. Neben dem Lerchensporn findet man auch noch eine ganze Reihe weiterer Frühblüher wie den Bärlauch (Allium ursinum), das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die Schlüsselblumen (Primula veris) und das violette Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) an den Hängen des Freeden. Sie alle haben eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich Ihre Vorliebe für kalkhaltige Böden.
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