Etwas kam wie ein Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg aus Richtung der hochstehenden Sonne heruntergestürzt, schwankte gefährlich mit seinen Flügeln auf mich zu, bevor es im letzten Moment abbrach und mich atemlos und erschüttert zurückließ. Der braune Vogel bringt mir bei, dass ich zu nahe an sein Nest komme, dachte ich. Denn irgendwo auf dem sumpfigen Boden neben dem Bohlenweg mußte sich ein kleines, flauschiges Küken befinden, das vor Eindringlingen geschützt werden musste.
Skuas (Stercorarius skua) sind beeindruckende Vögel. Mit ihrem dunkelbraunen Gefieder und den breiten Flügeln sehen sie eher aus wie eine Kreuzung zwischen Bussard und Möwe allerdings mit doppelt so viel Aggressionspotential. Sie sind auch eher seltene Vögel, die man abseits des Atlantiks und seiner Küste sehen kann. Weit über die Hälfte der Population weltweit – ungefähr 10.000 Paare – brütet in Schottland. Die meisten auf den Shetlandinseln, wo sie unter dem altnordischen Namen „Bonxie“ bekannt sind. Auf Foula befindet sich die weltweit größte Brutkolonie dieser Art. Die Berge und weiten Moor- und Heideflächen der Shetlandinsel Foula sind die Heimat für die weltgrößte Kolonie der Großen Raubmöwen, wie die Art auch genannt wird. In der Sprache der Einheimischen werden die Vögel verniedlicht „Bonxies“ genannt. Vom späten April bis Oktober sind Skuas auf der Insel allgegenwärtig. Jedes Paar hat sein Territorium, das gegen Nachbarn verteidigt wird. Das niedrige Überfliegen fremder Territorien löst bei deren Besitzer regelmäßig höchste Erregung aus, die sich in einem als „Long Call“ bezeichneten Verhaltensmuster entlädt. Hierbei legen die rufenden Skuas den Kopf in den Nacken und stellen die Flügel mit ihrem auffälligen, kontrastreichen Innenseiten nach hinten auf. Jede Person, die einem Nest zu nahe kommt, wird erbarmungslos attackiert. Dieses Verhalten ist zur Abwehr der meisten Prädatoren vollkommen ausreichend. Auch die auf Foulas gehaltenen Shetland Ponies ebenso wie Schafe werden abgeschreckt. Während eines Aufenthaltes im Frühsommer, also so ab Mitte Juni brüten die Skuas zumeist noch.
Foula war einst bekannt als “Ultima Thule” – der Rand der Welt – und Schauplatz von Filmen, die das Ende der Welt zeigen wollen. Es wird behauptet, daß Foula die am weitesten entfernte bewohnte Insel in Großbritannien sei; obwohl das die Leute von Fair Isle sicher bestreiten würden. Wie auch immer, war das Gefühl der Einsamkeit spürbar, als wir die zweistündige Bootsfahrt zur Insel hinüber machten.
Foula selbst ist unerwartet grün und an einem dieser seltenen sonnigen Tage sehr schön und ziemlich atemberaubend. Vor der Landung machten wir einen Rundgang um die Insel, deren gewaltige Klippen von Seevögeln bevölkert werden. Im Landesinnern machten wir einen Rundgang durch feuchte Wiesen voller Blumen, vorbei an einem Loch, wo nicht weniger als 700 Bonxies im Nachmittagssonnenschein badeten oder herumlungerten. Ein aufkommender Wind machte die Rückreise weniger angenehm. Der Skipper des Bootes hatte sich durch schwere See zu kämpfen.
Nicht nur von den nahezu uneingeschränkten Möglichkeiten zur Dokumentation des interessanten Verhaltens der Skuas war ich tief beeindruckt, sondern auch von den sonstigen Möglichkeiten zum Fotografieren der Vielzahl an Motiven. Um Seevögel, Pflanzen und die Landschaft abzulichten, kehrte ich Ende Juli noch einmal auf die Insel zurück. Foula ist die westlichste der Shetlandinseln. Sie liegt etwa 35 Kilometer westlich von Mainland, der Hauptinsel der Shetlands, und gilt als die einsamste bewohnte Insel Großbritanniens. In Zeiten, in denen das Postschiff die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellte, war die Insel zeitweilig wochenlang komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Heutzutage wird Foula mehrfach wöchentlich von Mainland aus bedient. Die Fähre verkehrt dreimal pro Woche. Die Überfahrt dauert 2 Stunden 15 Minuten. Man sollte beachten, dass dies keine Autofähre ist und eine Buchung unbedingt erforderlich ist. Es ist nicht möglich, auf diese Weise einen Tagesausflug nach Foula zu unternehmen. Es gibt auch eine regelmäßige Charterflugverbindung durch Airtask vom Flughafen Tingwall außerhalb von Lerwick, die viermal pro Woche verkehrt. Es ist möglich, einen Tagesausflug mit dem Flugzeug zu unternehmen, so dass man einige Stunden Zeit haben, um die Gegend für einen ersten Eindruck zu erkunden.
Die Flugbesucher landen dann auf dem Foula Airport. Die Übernachtungsmöglichkeiten für einen längeren Aufenthalt auf der Insel sind erkennbar begrenzt. Es gibt eine Pension mit einfachen Zimmern und wenige Unterkünfte zur Selbstverpflegung. Auch das Zelten ist nach Absprache mit dem jeweiligen Landbesitzer gestattet. Sowohl der Flug- als auch der Seeverkehr hängen stark vom Wetter ab. Man soll sich vorher unbedingt bei den Betreibern erkundigen, bevor man zum Pier oder zum Flughafen aufbricht. So kann es zur Geduldsprobe werden, auf die Insel zu gelangen oder sie wieder zu verlassen. Gerne nimmt man einige Einschränkungen beim Komfort in Kauf, die durch die täglichen, intensiven Begegnungen mit der rauen, nordischen Natur in vielfältiger Weise ausgeglichen werden.
Die Vogelfotografie findet auf dem Hintergrund einer imposanten Kulisse statt. Die für die geringe Größe der Insel von etwa acht Quadratkilometern hat eine erstaunliche Artenvielfalt hervor gebracht. Foula hat aber nicht nur eine eigene Flora und Fauna zu bieten, sondern auch die Geologie ist von speziellem, auch wissenschaftlichem, Interesse. Im Westen der Insel liegen fünf Berge: Da Noup, Hamnafield, Da Sneug, Da Kame und Soberlie. Da Sneug ist die höchste Erhebung der Insel. An den Steilküsten hat die Erosionskraft des Nordatlantiks gigantische Seeklippen geschaffen, die nahezu senkrecht ins Meer abfallen. Da Kame ist die höchste von ihnen. Da Karne weist mit ca. 400 Metern Höhe nach Conachair auf der atlantischen Inselgruppe St. Kilda die zweithöchste Seeklippe Großbritanniens auf. Neben den atemberaubenden Klippen der Westküste, hat das Meer aus dem Sandstein auch entlang der übrigen Abschnitte interessante Formen modelliert. Der östliche, flachere Teil der Insel, in dem sich auch die wenigen Häuser und der Flugplatz befinden, wird durch Moore und kleine Teiche geprägt. Hier hat das Torfstechen zur Brennmaterialgewinnung auf der baumlosen Insel Teile der Landschaft geprägt.
Die Exponiertheit der kleinen Insel im rauen Klima des hohen Nordens ist Grundlage dramatischer Wetterwechsel. Innerhalb von Minuten kann sich ein eben noch blauer Himmel verdunkeln und ein Unwetter hereinbrechen. Die entsprechenden Wolkenformationen wie auch Seenebel lassen sich gut als gestalterische Mittel für stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen einsetzen. Recht unvermittelt kann der Nebel jedoch große Teile der Insel einhüllen, so dass man im Gelände die Orientierung verliert. Dies kann lebensbedrohliche Situationen heraufbeschwören, insbesondere wenn man sich im bergigen Teil der Insel mit der steil abfallenden Felsküste aufhält. So schnell wie der Nebel gekommen ist, so schnell kann er auch vergehen. Das ist aber keine Gewißheit. Tagelang kann die ganze Insel in Nebel gehüllt sein. Für einen Fotoaufenthalt sollte daher mindestens eine Woche eingeplant werden, um eine Chance auf zumindest ein bis zwei Tage mit guten Fotobedingungen zu bekommen. Nicht nur auf dem Hochplateau hinter Foulas höchsten Bergen trifft man oft eine Herde Shetland Ponies an, die ebenfalls schöne Motive abgeben.
Eine Alternative für eine Fotoreise zu atlantischen Seevogelarten ist eine Reise nach Handa. Diese Reise ist viel einfacher, da hier nur eine zehnminütige Bootsfahrt zu einem Inselparadies führt. Dieses Paradies ist auch voller Vögel. Als wir vor ein paar Jahren am Strand landeten, flogen Sterntaucher (Gavia stellata) über unsere Köpfen hinweg und stießen ihre eigentümlichen Flugrufe aus. Neben dem Pfad riefen Birkhühner (Tetrao tetrix) aus der Heide. Über uns trommelte eine Bekassine (Gallinago gallinago) und sowohl Große Raubmöwe als auch Schmarotzerraubmöwe (Stercorarius parasiticus) erhoben sich aus ihren Nestern und flogen uns mit misstrauischem Argwohn an.
Foula ist auch ein Blüten-Eldorado. In den langen Lichtperioden des Mittsommers, die reichlich Zeit zum Fotografieren bieten, ist die Insel von einem wahren Blütenmeer überzogen. Neben den für die Küstenregionen typischen Grasnelken setzen die Blüten des Frühlingsblausterns violett-blaue Farbtupfer. Sie stehen im netten Kontrast zu den gelben Blüten der Blutwurz, die auf der Insel weit verbreitet ist.
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