Zuletzt gelang bird-lens.com eine seltene und ungewöhnliche Vogelbeobachtung. Mit der Kamera wurde festgehalten, wie ein Weißstorch (Ciconia ciconia) eine große Ratte verspeist.
Der Weißstorch wird im Volksmund auch als Meister Adebar bezeichnet. Gerne wird seine Vorliebe für Frösche kolportiert. Aber auch Mäuse und andere Nager schmecken dem Storch sehr. So wird auch mal ein Maulwurf für Zwischendurch nicht verschmäht. Dass sogar ausgewachsene Wanderratten auf seinem Speiseplan stehen, ist hingegen nicht so gewöhnlich. Anfang Juni konnte eine solch opulente Storchenmahlzeit beobachtet und mit einer Kamera festgehalten werden.
Es handelt sich wirklich um einen seltenen Schnappschuß. Weit musste ich mich nicht von zu Hause fortbewegen. Die Wiesen und einige Viehweiden werden in den Niederungen im Süden Brandenburgs schon früh gemäht. Im Juni ist – abhängig vom Wetter – schon die zweite Mahd zu beobachten. Schon die erste Mahd ist für unsere Störche in den Wiesengebieten von großer Bedeutung. Durch intensive Düngung erfolgt ein starkes Wachstum des Grases. Bei hohem Grasbestand und dichtem Wuchs sind die Wiesen aber für den Storch nur eingeschränkt nutzbar. Anders sieht die Lage in extensiv genutzten Wiesenabschnitten aus, da hier durch eingeschränkte Düngung die Halmdichte niedriger liegt und damit die Sichtbarkeit auf Bodenorganismen für die Störche auch bei größerer Halmhöhe bestehen bleibt. Mit Einsetzen des Grasschnittes bei der Mahd verbessert sich die Situation für die Weißstörche schlagartig. Nun haben sie freie Sicht auf ihre Beutetiere. Zudem werden bei den Mäharbeiten viele Bodentiere aufgeschreckt, Mäuse und deren Nester ausgemäht, viele Bodenorganismen durch die Bearbeitung für den Storch sind leicht erkennbar. Sucht man Störche während der Mahd im Nahrungsgebiet, braucht man eigentlich nur nach einem Traktor mit Kreiselmäher Ausschau zu halten und wird dann schnell fündig. Die fragliche Wiese war schon vor einiger Zeit (einige Tage vorher) gemäht worden. Trotzdem hatte der Weißstorch einen dicken Brocken im Schnabel als ich mit dem Auto vorbeikam.
An jenem Nachmittag muß sein Hunger wohl sehr groß gewesen sein. Denn der Storch schnappte sich eine ausgewachsene, gut 25 Zentimeter lange und rund 350 Gramm schwere Wanderratte (Rattus norvegicus) und verschlang sie binnen weniger Minuten am Stück. Auf dem Foto ist der lange Schwanz und sind die weit herausgestreckten „Füßchen“ gut zu erkennen. Eine Weile wurde die Ratte im Schnabel richtig positioniert. Dann wurde sie mit deutlich erkennbaren Schluckbewegungen des Halses herunter gewürgt.
Er ist ungewöhnlich so dicht an einen Storch heran zu kommen, denn auch die an den Menschen gewöhnten Weißstörche laufen normalerweise schnell weg, wenn sie gestört werden. Doch dieser Storch hatte seinen kapitalen Fang wohl unbedingt in Ruhe verspeisen wollen.
So ist die ungewöhnliche Bilderserie geglückt. Ob der Storch seine Beute vorher getötet hatte, war nicht zu erkennen. Vermeintlich zu erkennende Bewegungen der Ratten-Beinchen können durchaus auch dem Hin- und Herwerfen des Schnabels zuzuschreiben sein. Es ist aber anzunehmen, daß eine sich wehrende Ratte in dem „Schraubstock“ der großen roten Schnabelhälften sowieso keine Chance hätte. Auch wenn ein Frosch wesentlich leichter herunter rutscht.
Die Ernährung des Weißstorchs ist sehr abwechslungsreich, aber fleischliche Kost wird eindeutig bevorzugt. Das Beutespektrum wird weitgehend opportunistisch ausgewählt; sofern große wirbellose Tiere und kleine Wirbeltiere zur Verfügung stehen. Manchmal wird Aas genommen und viele suchen auf Mülldeponien nach Nahrung. Hier können sich zum Beispiel in Spanien oder im Oman mehrere hundert Artgenossen versammeln. Hierüber wird in Europa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Südafrika sowohl in der Brut- als auch in der Nichtbrutzeit häufig berichtet. Zu den registrierten Beutetieren zählen kleine Säugetiere (wie Mäuse aus den Gattungen Microtus und Arvicola), große Insekten (insbesondere Käfer (Coleoptera) und Heuschrecken (Orthoptera), junge und ausgewachsene Amphibien, Reptilien wie Schlangen und Eidechsen sowie Regenwürmer und Fische. Manchmal werden auch kleine Kätzchen (Felis catus) aufgenommen. Die Nahrungssuche ist auch saisonal abhängig. So werden in Mitteleuropa von April bis Juni eher Nagetiere von Juli bis August aber vor allem Heuschrecken gefangen. Die Futtersuche des Weißstorchs ist nicht sehr spezialisiert. Meist sieht man den Weißstorch auf einer Wiese herumzuspazieren. Beute wird durch Sehen lokalisiert und blitzschnell getötet und mit einer plötzlichen Bewegung vom Schnabelende in den Rachen befördert. Gelegentlich kommt es auch zu kurzen, hastigen Verfolgungsjagden.
Mitte August bis Anfang September brechen die Störche auf in die Ferne. Die Jungvögel starten zuerst, die Eltern folgen etwa zwei Wochen später. Ihr Ziel ist das warme, tropische Afrika südlich der Sahara. Dort überwintern sie. Allerdings nehmen nicht alle Störche die gleiche Route. Einige fliegen über den Bosporus, Sinai und den Sudan. Andere fliegen über Gibraltar. Immer mehr Störchen ist der Weg nach Afrika aber zu weit. Sie überwintern lieber in Spanien und Portugal. Dort finden sie in den Reisplantagen genug Nahrung. Beliebtes Urlaubsziel sind auch Mülldeponien. Einige Storchenpaare verzichten gleich ganz auf die lange Reise und überwintern in Deutschland. Forscher vermuten, dass ihre Zahl im Zuge des Klimawandels noch wachsen wird.
Bird-lens ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com neben dem Besuch der näheren Umgebung auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Afrika oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.