Über das Wasser fliegt ein bläuliches Etwas mit schwarz-weißen Streifen. Plötzlich steht der Krokodilwächter (Pluvianus aegyptius) direkt vor uns auf der Sandbankkante. Schon wenig später ist ein kratzender Ruf im Gacker-Stackato zu hören. Wir scheinen uns mitten in seinem Territorium zu befinden. Die umherlaufenden Birder einzusammeln, bedeutet, daß der Vogel sich dann hinter eine Sandwehe verzieht. Wenig später erscheint er aber wieder auf dem Kamm des Sandhügels und versucht Eindruck zu machen, zu imponieren.
Der Tag hatte um 5:30 mit dem Frühstück angefangen. Gegen 6:15 verliessen wir das Motel in Richtung Nord-Osten. Heute wollen wir einen längeren Ausflug machen, um den Weißen Volta (der auch Nakambé heißt) auszusuchen. Das Zielbird ist der Krokodilwächter, der im englischen Egyptian Plover genannt wird. Früher ist der Touranbieter, Birdquest, dafür nach Bolgatanga an der Grenze nach Burkina Faso gefahren. Das hatte zwar auch den Zweck, Schwarzschopfkiebitz (Vanellus tectus), Rothalsfalke (Falco chicquera) und Blaßspötter (Hippolais pallida) zu sehen. Aber das Zielbird des Ausflugs so weit in den Norden war ganz klar der Krokodilwächter. Inzwischen hat man eine besser zugängliche Stelle gefunden, die vom Mole National Park im Norden Ghanas deutlich schneller zu erreichen ist. Aber auch so ist der Krokodilwächter eine kleine Reise wert. Wir sind gut 2 Stunden – erst auf asphaltierter Straße, dann auf einer Piste – unterwegs, um den Vogel, den Krokodilwächter, auf seinem Lieblings-Habitat, den Sandbänken, zu sehen. Wir durchfahren eine ausgedehnte, wenig abwechslungsreiche leicht gewellte Landschaft auf einer schnurgeraden Piste. Schließlich senkt sich die Landschaft und wir kommen zu einem nicht sehr breiten aber angesichts der trockenen, sandgeprägten Landschaft doch eindrucksvollen Fluß. An einer alten abgebrochenen Brücke – wohl für eine Eisenbahn – für die das Pendant aber am anderen Ufer fehlt, geht es zum Ufer. Wir sind noch nicht ganz im Sand, da sehen wir schon den ersten Krokodilwächter über das braun-schlammige Wasser fliegen. Das befeuert uns erst recht. Nun aber zum Ufer. Und siehe da, ein zweiter Krokodilwächter macht uns die Aufwartung. Dabei steht er auf einer Sandkante und ruft. Die üblichste Vokalisation ist ein lautes „Tschersk“, das oft im Flug gegeben wird und normalerweise Agitation oder Aggression ausdrückt. Ein einzelnes “Wheep” wird ausgestoßen, wenn sich der Vogel aufmerksam einem Nest nähert. Dann hören wir den Ruf von einem weiteren, einzelnen Vogel, der auf eine Sandbank in der Mitte des Flusses fliegt, wo drei andere Krokodilwächter Nahrung suchen. Ein dritter Krokodilwächter kommt aus einem Ufergebüsch heraus und fliegt an uns ebenfalls über den Fluß vorbei. Es ist schon recht spät am Morgen und die Sonne scheint mit Macht vom wolkenlosen Himmel. Ein Wind weht den Fluß jedoch entlang und verschafft hoch willkommene Linderung von der Hitze. Der Volta erinnert mich ein wenig an den Nil bei Luxor. Auch ein Wüstenfluß. Ein Genuß. Alle Mitglieder der Reisegruppe folgen der Sandbank bis zu ihrer Spitze. Ich wechsle hier auch die Kamera um den Krokodilwächter auch mal im Flug aufnehmen zu können. So gelingen mir auch ein paar Fotos des Krokodilwächters vor dem Hintergrund des braunen Wassers des Volta. In weiter Ferne stehen auf einer Sandbank Kuhreiher (Bubulcus ibis) und Senegalkiebitz (Vanellus senegallus). Über dem Wasser sind Singschwalben (Hirundo lucida), und auch Rauchschwalben (Hirundo rustica) zusammen mit Hausseglern (Apus affinis) zu sehen. Eine tolle Landschaft – wenn der unheimlich viele Plastikmüll (vor allem die Plastiktüten) nicht alles verschandeln würden. Ich kann mich nicht erinnern, mal in einem Land gewesen zu sein, wo das so überhandgenommen hat. Den Plastiktüten-Bann, den Kenia erlassen hatte, braucht Ghana auch unbedingt. Überall fliegen die Fetzen von Plastik durch die Luft, treiben im Wasser, sind auf dem Sand.
Bird-lens ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Afrika oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.
Hallo,
hab den ersten Auslandeinsatz des neuen Jahres nach Westafrika abgeschlossen und alle dreieinhalb möglichen Limi-Lifer gesehen.
Zuerst ging es nach Kamerun an den Sanaga bei Edea. Hatte auf deinen Hinweis von Jean Pierre in Dizangue ein kleines Boot organisieren lassen und bin damit zur großen Sandbank gefahren, die aus dem Fluss ragte. Da standen über die gesamte Inselfläche verteilt insgesamt 100+ Pratincoles herum (hatte von einem Punkt 78 gezählt, aber lange nicht alle gesehen). Ne wirklich attraktive Art! Auf einer kleineren Insel weitere 10 Brachschwalben. Bedenklich war aber, dass man an den Ufern immer wieder Kettensägen und umstürzende Baumriesen hörte… Dort als Beifang Black Bee-eater u. W-t Blue Swallow. War jedenfalls ein klasse Einstieg, und Jean Pierre ist ein echt netter und interessanter Typ.
Dann Ghana mit erstem Ziel Pra River bei Twifo wegen der Rock Pratincole. Die kannte ich zwar schon aus Äthiopien (White-naped Pratincole), aber weil man heutzutage nicht weiß, wo die Splitterei hinführt, wollte ich die andere Form (Rufous-naped) vorsichtshalber mitnehmen. Auf den Felsen standen immerhin 26 Vögel, und endlich hab ich die Biester auch mal in der Luft gesehen! In Äthiopien lungerten die Vögel nur bewegungslos herum.
Auf dem Weg nach Mole blieb noch Zeit für einen Abstecher an den White Volta bei Daboya. Das ist ja ein relativ neuer Stake-Out für Krokodilwächter. Fand mittags bei Höllenhitze zwei Vögel, von denen einer auf einer kleinen Insel brütete (ca. 2 km stromabwärts der alten Brücke). Zwar nur 60 Meter entfernt, aber zu weit für meine Kinderlinse. War jedenfalls super zu beobachten, wie er bei zwei Brutpausen ins Wasser watete und sein Bauchgefieder nass machte, um damit anschließend sein Gelege abzukühlen. Bin nach drei Tagen noch einmal an den Fluss, um Fotos zu machen. Hatte Glück: einer lief in der Nähe von drei Frauen umher, die am Ufer Wäsche wuschen.
Im Mole Nationalpark stand natürlich Forbes Plover auf dem Wunschzettel. Mein Fahrer meinte, mit anderen Gruppen würden sie die Plover meist nachmittags an einem der drei bekannten Spots sehen. Mumpitz, sachte ich, wir fahren dort gleich nach Sonnenaufgang hin! Erst definitiv nix am besten Spot, dann plötzlich zwei und später sogar vier Vögel. An einer anderen Stelle noch ein weiterer. Am letzten Tag frühmorgens rief einer von den Pools nahe des Motels. Der hatte dort sicher nur getrunken oder gebadet (und flog dann nach Nordwest ab). Bei Forbes hatte ich wohl die richtige Strategie und ziemlich viel Glück. Ashanti Tours, der Platzhirsch in Ghana, war mit einer Ami-Birder-Gruppe zu selben Zeit im Park und hat den Forbes Plover bei drei Versuchen an zwei Tagen gedippt. Die waren meist nachmittags auf der Suche… Wir haben den TopSpot einmal nachts komplett abgeleuchtet (wg. Four-banded Sandgrouse und Nightjars): definitiv nix! Da muss es irgendwo andere und attraktivere Flächen geben, die nur noch niemand gesucht/gefunden hat. Ich hab mich auch nicht darum gekümmert, denn Kontinentalafrika ist nun limimäßig abgeschlossen!
Four-banded Sandgrouse war erwartungsgemäß richtig schwierig. Immerhin zweimal schlecht gesehen (zuvor die scharfen Rufe gehört). Nicht-limikolisches Highlight war – logo – Standard-winged Nightjar. Ein Männchen bei noch gutem Licht auf weniger als 15 m beim Balzflug war schon toll, aber dann später in der Dunkelheit angestrahlt herumfliegend zu beobachten war wirklich großes Savannenkino! Sah aus wie ein kleines Doppeldecker-Modelflugzeug aus dem Bastelkarton. Genauso spektakulär wie Pennant-winged, aber noch einen Zacken grotesker, finde ich.
Cool bzw. hot waren auch die vielen kleinen Buschfeuer mit dutzenden Grashopper Buzzards und Northern Carmine Bee-eatern.
Nach Aussage meines Fahrers Jonatan bin ich der erste Birder, den er kutschierte, der einen Bogen um das schräge Picathartes gemacht hat. Aber Alleinstellungsmerkmale sind heutzutage ja angesagt…
Noch mal besten Dank für deine vielen Hinweise – die haben wirklich viel gebracht!
Beste Grüße – Tom