Rauchschwalben sammeln sich zum Herbstzug

Ein intensives, vielstimmiges Zwitschern kündigt die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) schon von weitem an. Ein hohes „wid wid“ schallt durch die morgendliche Luft. Die Rufe werden im Flug und auch von Warten wie Stromleitungen vorgetragen.  Es handelt sich bei der Melodie um ein rasch fließendes Gezwitscher, das nicht unangenehme, eher melodisch, wirkt und aus vielen obertonreichen und aneinander gereihten schnarrenden Elementen besteht. Die Schwalben sammeln sich Ende August für den Flug in die Winterquartiere auf den umliegende Stromleitungen, kreisen tief über abgeerntete Felder und naturnahe Weiden und belagern den Bauernhof.

Manchmal sitzen sie auch auf der aufgebrochenen Asphaltdecke der kleinen Wirtschaftsstraße im ländlichen Brandenburg. Wenn ein Auto vorbei fährt, fliegen nicht nur die Schwalben auf der Straße sondern manchmal auch die vielen Schwalben auf den Leitungen auf und rufen intensiv im Flug. Dann wird häufig noch eine Runde Nahrung-im-Flug gedreht bevor die meisten dann wieder Platz auf ihrer Warte nehmen.

Das ist ein ganz schöner Tumult. Dieses Naturschauspiel kann man derzeit morgens und abends erleben. Es sammeln sich mehr als 500 Schwalben. Sie fliegen wie auf ein Signal hin ihre Runde und kommen dann wieder zurück, um sich auf den Stromleitungen zu versammeln. Das Training des gemeinsamen Abflugs wird stetig wiederholt. Das dauert nun schon zwei bis drei Wochen, und es scheint so, dass es täglich mehr Schwalben sind, die sich dicht gedrängt ihr Plätzchen suchen. Bald werden die Vögel zum letzten Mal in Brandenburg aufsteigen, um dann nach Süden zu ziehen.

Die meisten Rauchschwalben scheinen noch Jungvögel zu sein, die erstmal genügend Fettreserven anlegen und sich für den langen Flug vorbereiten müssen. Die Jungvögel dieser Schwalbenart weisen ein stumpferes Blau als die Altvögel auf, die Stirn und der Hals sind (viel) blasser gefärbt. Auch zeigen sie einen nur kurzen Schwanz ohne die länglichen Schwanzfedern.

Früher als noch mehr bäuerliche Landwirtschaft betrieben wurden und auch mehr Freileitungen in der Landschaft standen, gab es Massen an Rauchschwalben, die sich an Bauernhofbereiche auf den Niederspannungsdrähten versammelt hatten. Früher waren Rauchschwalben an jedem Bauernhof anzutreffen, wo noch Rinder im Stall waren. Es gab da sehr viele Schwalbennester.

Am Tage von Maria Geburt (8.September) fliegen die Schwalben furt“ – dieser alten Bauernregel kann auch heutzutage noch Bedeutung beigemessen werden. Denn wer sich in den vergangenen Tagen in der Region aufmerksam umgeschaut hat, konnte bemerken, dass sich Schwalben an vielen Stellen des Landkreises zum Zug in die Winterquartiere sammeln. Es kann aber noch bis Mitte Oktober dauern, bis die letzten Schwalben weggezogen sind.

Die Rauchschwalbe hat ein auffallendes Gefiedermuster und lange Schwanzfedern. Das Männchen weist eine kastanienrote Stirn auf. Die Oberseite ist glänzend stahlblau, die Flügel und der Schwanz sind schwarz. Es hat weiße Flecken auf den inneren Bahnen der Schwanzfedern (davon ausgenommen ist das innerste Paar). Die äußeren Schwanzfedern sind stark verlängert. Die Kehle ist rötlich-kastanienbraun mit einem breiten stahlblauen Brustband. Die restlichen Teile, einschließlich der Unterflügel sind cremeweiß. Die Weibchen sind weniger glänzend blau gefärbt und haben kürzere Schwanzfedern.

Auch ich komme nicht umhin, dem Spektakel an einer ehemaligen LPG eine Weile zuzuschauen. Dabei entdecke ich doch glatt noch eine Mehlschwalbe (Delichon urbica) zwischen den vielen Schwalben.

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