Canon Kamera-Einstellungen für Vogelfotografen, Teil 2

Im Blog zu den Canon Kamera-Einstellungen für Vogelfotografen war ich ja schon auf die zu präferierten Einstellmöglichkeiten an den modernen DSLRs eingegangen. Dabei hatte ich bereits darauf hingewiesen, daß man am besten im RAW-Format bei maximaler Bildgröße aufnehmen sollte. Auch auf die Vorteile des automatischen Weißabgleichs (AWB) war ich ja bereits eingegangen.

Halbautomatische Belichtungssteuerung

Verwenden Sie halbautomatische Modi wie Av oder Tv. Es ist nachvollziehbar, am Beginn der Vogelfotografie im Programmautomatik-Modus P zu fotografieren. Man hat jedoch keine Kontrolle über die resultierende Belichtung. Verwenden Sie stattdessen die halbautomatischen Modi. Diese sind einfach zu bedienen und liefern sehr gute Ergebnisse, die Sie steuernd in die Aufnahmesituation agieren lassen. Beginnen Sie mit dem Blendenprioritätsmodus oder Verschlußzeitenautomatik (Av). Viele Profis nutzen diesen Modus. Hier können Sie die Blende auswählen (die die resultierende Schärfentiefe definiert), während die Kamera die Verschlusszeit für Sie auswählt. Ein Segen digitaler Kameras ist die automatische ISO-Einstellung. Diese wird Ihnen in Kombination mit der Verschlußzeitenautomatik ermöglichen, sich viel besser auf das Geschehen zu konzentrieren.

Da viele Vogelaufnahmen eher Zeit- als Tiefenschärfekritisch sind, nutze ich aber noch häufiger die Gelegenheit eine Verschlusszeit vorher einzustellen. Nicht nur bei schlechten Lichtverhältnissen ist die Blendenautomatik (TV) von Vorteil. Hier können Sie die Verschlusszeit auswählen mit der Sie eine Flugaktion festhalten, einfrieren oder (fortgeschritten:) verwischen können. Dabei wählt die Kamera die Blende für Sie aus. Auch hier kombiniert die Auto-ISO-Einstellung sehr gut, um trotz kurzer Zeiten noch eine ausgeglichene Belichtung zu ermöglichen. Die Verwendung des manuellen Modus ist dagegen deutlich aufwändiger und – bis auf die Fälle stark unterschiedlich heller – Hintergründe nicht geboten. Dazu kommt, daß man schnell vergißt, nach dem Shooting die Einstellung wieder zu ändern und dann tatsächlich wenig später in Unkenntnis des manuellen Modus mit Zeiten und Blenden arbeitet, die wirklich nicht ausreichend oder notwendig sind.

Verwenden Sie AI Servo AF

AI Servo sollte die richtige Voreinstellung sein. Dann stellt sich immer noch die Frage, welchen AF-Bereich ich auswähle. Ich nehme bei stationären Motiven den Einzelfeld-AF (und zwar in der Mitte platziert). Man sollte diesen einen einzelnen Punkt auswählen, möglicherweise mit einer gewissen Erweiterung, und dann sicherstellen, dass ich diesen Punkt an der Stelle platziere, die ich verfolgen möchte. Dies ist zugegebenermaßen eine gewisse Herausforderung bei einem fliegenden Vogel. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Kamera entscheidet, was wichtig ist und was verfolgt werden muss. Autofokus und Tracking sind großartig, aber die Kamera benötigt eine „Anleitung“ des Fotografen. Bei sich bewegenden Objekten ist es einfach nicht leicht vorhersehbar, ob das Richtige ausgewählt wird – oder doch der Fokus auf den Hintergrund scharfstellt. Daher darf die Auswahl der AF-Zone nicht zu groß sein. Es kommt auf das AF-Messfeld an, das Sie für eine gewünschte Komposition verwenden möchten. Platzieren Sie das AF-Messfeld auf dem Motiv und aktivieren Sie das AF. Es ist nun Ihre Aufgabe, das Motiv zu verfolgen, indem Sie das AF-Messfeld auf dem Motiv belassen. Sie verfolgen das Motiv und die Kamera stellt den Fokus ein, wenn sich der Abstand des Motivs zur Kamera ändert. Die Kamera bleibt also auf das Objekt fokussiert, auf dem das AF-Messfeld darauf belassen wurde. Die beiden auf Anhieb komfortabelsten AF-Messfeld-Modi (AF-Feldw in Zone) und Automatische Wahl der 61 AF-Felder sind in der Praxis für die Vogelfotografie meist wertlos. Im Modus AF-Feldw in Zone wird zufällig auch mal auf Flügelspitzen – statt des Kopfes und der Augen – scharf gestellt. Die Automatische Wahl der 61 AF-Felder ist vor einem uniformen Himmel (gleichförmig blau) dann brauchbar, wenn die Objekte noch eine gewisse Mindestgröße haben. Dann sollte es aber meist auch möglich sein auch den Einzelfeld-AF zu nutzen.

Eigenschaften für AI Servo AF nicht zu ambitioniert

Die im Menü einstellbaren Settings für den AI Servo AF (Case 1 bis 6) sollten mit Bedacht und nicht zu ambitioniert ausgesucht werden. Die Standardeinstellung „Case 1“ ist als vielseitige Mehrzweckeinstellung sicher häufig gut geeignet für sich normal bewegende Objekte. Gerade auf hoher See meide ich zu viel „Fummeln“ an den Einstellknöpfen. Trotzdem nutze ich das sogenannte AF Configuration Tool. Im Menu kann man unter dem Reiter AF verschiedene AF-Charakteristika bzw. Aufnahmesituationen einstellen. Durch das Auswählen einer Aufnahmesituation aus den Voreinstellungen Case 1 – 6 lassen sich über das AF Configuration Tool ganz einfach die AI Servo AF Merkmale einstellen. Bei Bedarf lassen sich die Parameter sogar noch weiter anpassen. Ich nutze auf hoher See meistens Case 2 „Fokus auf Motive, die sich kurz von den AF-Feldern wegbewegen“. Damit sollen Motive weiter verfolgt werden und plötzlich auftretende Hindernisse ignoriert werden. Die damit verbundene Aufnahmesituation ist also konkret gekennzeichnet von Objektiven, die sich einigermaßen gut fokussieren lassen und nur von Zeit zu Zeit z.B. hinter einer Welle verschwinden. Sollte die See rauer – und damit die Aufnahmebedingungen weniger vorhersehbar werden – muß man ggf. doch auf Case 4 „Fokus auf Motive, die schnell beschleunigen oder verzögern“ oder auf Case 5 „Fokus auf Motive mit überraschenden Bewegungen“ umschalten. Ein entsprechender Leitfaden ist im Internet erhältlich.

Wenn Sie der Ansicht sind, daß sie nun die Geheimnisse der Autofokus-Funktionen an Ihrer Canon gelüftet haben, sollte Sie sich wirklich auf die Suche nach neuen Herausforderungen machen: Versuchen Sie Ihr Glück mal mit den Seevögeln der Welt vom Boot oder Schiff aus!

Fortsetzung folgt

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