Kraniche im Rambower Moor

KranichSüd-östlich des malerischen Prignitz-Dörfchen Rambow öffnet sich der Blick in eine weite Ebene. Schilf und flache Gewässer sind schon von weitem zu sehen. Dazwischen stehen in der winterlichen Sonne hohe graue Gestalten. Es sind Kraniche (Grus grus), die hier mitten im Winter rasten. Sie heben sich wunderbar von dem gold-gelb der Schilfstengel hinter ihnen ab. Die Vögel sind schon in großer Distanz auszumachen. Im Rambower Moor kommen im März bis zu 1500 Kraniche zur nächtlichen Rast zusammen. Jetzt sind es natürlich viel weniger. Vielleicht ist es aber auch noch zu früh am Tag und auch zu sonnig. Dann verbringen die Kraniche mehr Zeit auf Maisfeldern und kommen erst später zu ihrem Rastplatz im Moor.

Eigentlich sollten sie nun in ihren Winterquartieren in Spanien und Frankreich sein. Doch scheint der Winter bisher nicht so grimmig zu sein, dass es sich lohnen würde, die weite Reise auf sich zu nehmen.

Das Rambower Moor bietet ihnen gute Bedingungen nicht nur für die Brut, sondern auch für die Rast und vielleicht auch die Überwinterung. In den flachen Gewässern finden sie Schutz vor Feinden, und der Tisch ist reich gedeckt für die grauen Vögel. Zu Dutzenden stehen sie im seichten Wasser. In der Überwinterungsphase treffen sich die Vögel in kopfstarken Gruppen, die sich an den nächtlichen Schlaf­plätzen dann wiederum mit anderen Verbänden zusammenschließen. Während der Rast bietet die Gruppe den Vögeln Schutz vor Feinden – je größer desto besser. Immer wieder zeigen die Kraniche ihre weit ausgebreiteten Schwingen, so als wollten sie jetzt schon mit den Balztänzen beginnen. Ansonsten wird vor allem gefressen. Die Kraniche lassen sich auch gar nicht groß aus der Ruhe bringen, als ein starker junger Seeadler (Haliaeetus albicilla) am blauen Himmel kreist. Wenig später fliegen Singschwäne (Cygnus cygnus) mit ihren eindringlichen, trompetenartigen Rufen ein. Auch die stören die Kraniche nicht. Genauso wenig, wie die immer wieder laut rufenden Saatgänse (Anser fabalis), die sich nach und nach in größerer Zahl in dem größten See des Moors einfinden.

Die Kraniche, diese eleganten Vögel, bezaubern die Menschen seit jeher, nicht nur durch ihre Schönheit und ihre eindrucksvollen Formationsflüge, ihre Rufe erschallen schon im zeitigen Herbst. Sie verkünden den Beginn des Winters und verkünden im zeitigen Frühjahr sein baldiges Ende. Von Februar bis April kehren die Kraniche aus den Winterquartieren in Spanien und Frankreich nach Mittel- und Nordeuropa an ihre Brutplätze zurück.

Der Kranich ist einer der größten einheimischen Vögel. Seine Flügelspannweite wird in unseren Breitengraden sonst nur von Seeadlern oder Schwänen erreicht. Die charakteristischen Trompetenrufe der Vögel kündigen das Kommen der Schwärme oft schon an, bevor sie zu sehen sind.

Der Bestand der majestätischen Vögel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen gut erholt. 85 Prozent des deutschen Bestandes brüten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Seit einigen Jahren werden immer mehr Kraniche beobachtet, die auch den Winter in Deutschland verbringen.

Das Rambower Moor ist eine landschaftliche Besonderheit in der Prignitz. Durch eiszeitliche Auswaschungen ist die sogenannte Gorleben-Rambower Salzstruktur mit unterirdischen Hohlräumen entstanden. Eine geologische Formation, die sich von der Prignitz bis ins benachbarte Wendland zieht. Auf der nördlichen Seite der Elbe hat sich eine zehn Kilometer lange Einbruchsenke zwischen Rambow und Lenzen gebildet, die bis zu einem Kilometer breit ist. Die Randhänge sind bewaldet und die Talrinne war einst mit einem einzigen, großen See bedeckt. Zwischenzeitlich hatte die Verlandung stattgefunden, sodaß ein großer Teil vermoort ist. Durch Torfstiche haben sich einzelne Teiche und Seen gebildet. Die ehemals trockengelegten Böden in der Senke wurden Anfang der 2000er Jahre aufwendig wiedervernässt und renaturiert.

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