Die Weißbartsees-chwalbe (Chlidonias hybrida) kommt weit über die Welt verteilt in Europa, Asien, Afrika und Australien vor. In Deutschland ist sie selten und brütet nur in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Auch in Brandenburg wurden zuletzt Brutnachweise gemeldet. In anderen Gegenden der Erde ist diese Chlidonias-Seeschwalbe allerdings die häufigste der Gattung.
Schon im Brutkleid sind Chlidonias-Seeschwalben untereinander oder von Sterna-Seeschwalben nicht immer leicht zu unterscheiden. Das gilt umso mehr, wenn das Brutkleid noch nicht entwickelt wurde oder sich die Art in das Schlichtkleid gemausert hat. Besonders tricky empfinde ich die Chlidonias-Seeschwalben im ersten Kalenderjahr, wenn sie das auffällige Jungengefieder verloren, das Gefieder eine Mischung aus vermauserten (hellen) und alten (dunklen) Federn ist und die kontrastreiche Zeichnung des Prachtkleids bei weitem noch nicht angelegt haben.
Ich habe daher versucht, soviel Informationen wie möglich für die bestmögliche Artbestimmung der jungen Chlidonias-Seeschwalben zu bekommen. Viele Bestimmungsbücher betonen die Unterschiede im Körperbau. Das beste Buch ist sicher immer noch der (englische) Helm Identification Guides „Terns“ von Klaus Malling Olsen aus dem Dezember 1994. Er wird inzwischen als Antiquariat zu einem deutlich höheren Preis als damals im Laden verkauft und ist leider nicht wieder aufgelegt worden. Die Zeichnungen sind aber immer noch sehr hilfreich, wenn auch die Fotos eine Auffrischung vertragen könnten. Durch die technische Entwicklung sollten auch Flugaufnahmen, die viele Körpermerkmale viel besser darstellen deutlich stärker repräsentiert sein.
Die Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) ist eine äußerst elegante Art mit schlankem Körper und schlankem Schnabel, mit kurzen Beinen ohne sichtbares Knie, wenn sie sich niederlässt.
Im Vergleich zur Trauerseeschwalbe ist die Weißflügel-Seeschwalbe (Chlidonias leucopterus) etwas kleiner und stämmiger, mit einem kürzeren Schnabel, kürzeren, breiteren und stumpfen Flügeln und einem kürzeren Schwanz mit einer flacheren Gabel. Die Beine sind allerdings länger als die der Trauerseeschwalbe. So kann sich ein Knie zeigen, wenn die Vögel stehen. Die Weissbart-Seeschwalbe ist die größere und deutlich stämmigere Art in der Gattung. Im Vergleich zur Trauerseeschwalbe ist sie in den Körperlänge größer und kräftiger. Die Flügel sind länger und breiter. Der Schwanz ist tiefer gegabelt. Die Beine sind länger als die der Trauerseeschwalbe, mit einem sichtbaren “Knie”, wenn sie stehen. Im Flug sieht sie weniger elegant und robuster aus als die beiden anderen Arten.
Leider habe ich festgestellt, daß ich fliegende Seeschwalben selten anhand des Körpereindrucks auseinander halten konnte. Das mag möglich sein, wenn verschiedene Arten gleichzeitig über einen See fliegen und im guten Licht zu sehen sind, aber meistens sieht man mehrere Individuen der gleichen Art zusammen und auch die haben eine individuelle Varianz in den Körperabmaßen.
Da sind Aussagen zu den Farbverteilungen im Gefieder vielleicht doch hilfreicher. Die Trauerseeschwalbe erscheint im ersten Kalenderjahr (Wintergefieder im ersten Winter) an Kopf und Unterseite weiß, wobei nur ein dunkler Fleck auf der Schädelplatte verbleibt, der sich in einem “Kopfhörer” -ähnlichen Muster über die Ohrdecken erstreckt. Fast immer soll eine charakteristische dunkle “Schulter” -Markierung vorhanden sein. Die Stelle befindet sich eigentlich an den Brustseiten. Dass die Oberseite der Flügel, Rumpf und Schwanz grau sind, ist weniger hilfreich.
Weißflügel-Seeschwalben im ersten Winter (aber auch die erwachsenen Vögel im Winter) sind weitgehend weißköpfig und so hell-weiß auf der Unterseite wie die Trauerseeschwalben. Allerdings gibt es auch einen Schädelplattenfleck, der allerdings kleiner ist. Es gibt oft eine Trennung von dem dunklen Fleck auf den Ohrdecken. Dunkle Schulterflecken fehlen völlig. Auffallend sind der helle Rumpf und die weißen Schwanzseiten. Jugendliche Exemplare haben eine bräunlich-dunkle Oberseite mit einem Gittermuster wie bei der Trauerseeschwalbe. Jedoch kontrastieren die Federn auf dieser Oberseite viel stärker mit einem eher blassen Oberflügel, wodurch ein klarer dunkler „Sattel“ entsteht, der sowohl in Ruhe als auch im Flug gut sichtbar ist. Junge (ob juvenil oder im ersten Winter) Weißflügelseeschwalben zeigen diesen deutlichen “Sattel” -Kontrast, der die Trauerseeschwalbe artlich ausschließt, meist sehr gut. Weitere wichtige Merkmale der Weißflügelseeschwalbe sind der kürzere, kräftigere Schnabel, die reduzierte dunkle Farbverteilung auf dem Kopf, der „Kopfhörer“, das Fehlen einer dunklen „Schultermarkierung“, kontrastierende weiße Rumpf- und Oberschwanzdecken sowie schmale weiße Schwanzkanten
Die Weissbart-Seeschwalbe im ersten Winterkleid aber auch die Erwachsenen im Winter sind weißköpfig und weiß auf der Unterseite wie die Trauerseeschwalbe, mit einer ausgedehnten dunkel gestreiften “Kappe” und einer ziemlich gerade verlaufenden Unterkante. Diese erreicht die Rückseite der Schädelplatte und ähnelt daher in der Zeichnung eher einer Sterna-Seeschwalbe. Die Oberseite ist hellgrau und der Rumpf und der Schwanz sind ebenfalls grau, obwohl letzterer etwas blassere Seiten hat. Manchmal ist eine Andeutung von Schulterflecken zu erkennen.
Der dunkle ‘Sattel’ der Seeschwalbe des Blogbilds ist hier offensichtlich – obwohl bereits graue Winterfedern auftauchen. Der kräftige Schnabel ist gut zu erkennen und die Ausdehnung der dunklen Farbverteilung auf Kopfplatte und Nacken sind ebenfalls gut zu erkennen. Da der Vogel im Flug fotografiert wurde, ist ein weiterer nützlicher Unterschied zur jugendlichen Weißflügelseeschwalbe zu erkennen: der einheitlich hellgraue Rumpf.
Alle Schnäbel und die Beine sind im Schlichtkleid dunkel und daher keine Unterscheidungshilfe. Zusammenfassend läßt sich wohl sagen, daß man die 3 Chlidonias-Seeschwalben im jungen Schlichtkleid am besten anhand der Ausdehnung und Form der dunklen Kopfflecken („Kopfhörer“) und des Kontrasts zwischen Oberseite, Schwanz und Bürzel auseinander zu halten versucht. Hier heißt es die Merkmale in Kombination zu sehen, um sich in der Artbestimmung abzusichern.
Erstaunlich gute, informative Zeichnungen und nachvollziehbare Beschreibungen finden sich auch in dem schon recht angejahrten, aber immer noch exzellenten, Buch „Birds of Kenya and Northern Tanzania“ aus dem Jahr 1996 von Dale A. Zimmerman, Donald A. Turner und David J. Pearson
Für alle Arten der Gattung Chlidonias gilt, daß sie nährstoffreiche Gewässer mit reichem Uferbewuchs besiedeln, vor allem auf Seen und langsam fließenden Flüssen. Sie bauen ihre Nester auf Schwimmpflanzen oder auch fast freischwimmend und bildet dabei Kolonien. Als Baumaterial werden lange Halme von Binsen, Simsen und Rohrkolben verwendet. Diese sind gut schwimmfähig. Auch die Weißbartseeschwalbe ernährt sich hauptsächlich von Insekten, die im Flug von der Wasseroberfläche oder von Pflanzen abgesammelt werden. Daneben werden auch kleine Fische, Frösche und Krebstiere gefressen
Diese Weißbartseeschwalben habe ich in Sri Lanka fotografiert. Man hätte die Bilder aber sogar in Deutschland fotografieren können. Wer die Weißbartseeschwalbe in Deutschland auf dem Durchzug sehen will, der sollte Anfang Mai die Augen an größeren Flüssen aufhalten. Gerade Ansammlungen von Trauerseeschwalben an Altarmen ziehen gegen Abend die Weißbartseeschwalben an. Aber man muss Geduld haben und es am besten bis zum Abend aushalten. Scheu sind die Vögel – zumindest im Flug – nicht. Das gilt insbesondere auf dem Zug, weshalb Tarnung auch nicht von Nöten ist. Eine gute digitale Spiegelreflexkamera mit einem neueren Autofokus ist aber hilfreich. Man sollte sich gut vorher mit den AF-Fähigkeiten seiner Technik auseinandersetzen. Ein Canon EOS 1 DX – Gehäuse an z.B. dem Canon EF 600mm f/4L IS II USM Objektiv (aber es geht auch kürzer) tun da sicher gute Dienste. Man sollte nur nicht seine brandneue Canon EOS 1DX Mark III mit auf die Reise nehmen und erwarten, daß dann bei Flugaufnahmen alles superscharf ist.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat bird-lens.com gezielt Reisen in die schönsten Naturlandschaften Brandenburgs oder Berlins aber auch an entfernte Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild, das Sie im Blog sehen, ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture Shop” sehr bald finden werden. Geben Sie bird-lens.com einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor neue Bilder online sind.