Fitis im Schwirrflug auf Helgoland

Der Rand des sogenannten Mittellands auf Helgoland ist immer mal wieder gut für Überraschungen. Besonders oberhalb des Krankenhauses kann man wunderbar in die am Hang stehenden Bäume gucken. Ich warte auf die ziehenden Vögel, die sich möglicherweise im dichten Blattwerk ausruhen und dann langsam die Spitzen der Zweige erklimmen, um von dort den Weiterflug in die Winterquartiere anzutreten. Zuerst kommt nichts. Dann aber erscheint ein Fitis (Phylloscopus trochilus). Anstatt sich still zu verhalten, schwirrt der Vogel aber einige Mal an den schon bunten Blättern eines niedrigen Ahorns. Diese Nahrungstechnik dient dazu kleine fliegende oder auf der Blattunterseite verborgene Insekten aufzuspüren. Die Art der Futtersuche ist eine echte Spezialität nicht nur des Fitis, sondern auch einiger weiterer Phylloscopus-Laubsänger. Mitglieder dieser Gattung fangen manchmal fliegende Insekten in der Luft, aber häufiger schweben sie unter Laub oder unter den Zweigen, um nach Beute zu suchen. Insekten, die an diesen Orten verborgen sind, werden normalerweise von schwereren Vogelarten mit weniger geschickten Suchtaktiken übersehen

Der Vogel ist überhaupt nicht unscheinbar während seines Fluges. Vielleicht sollte er doch vorsichtiger sein und sich besser in dichterer Vegetation aufhalten. Immer wieder finden nämlich zur Zugzeit Überfälle des Sperbers (Accipiter nisus) statt; einer davon war am Vortag erfolgreich mit einem Rotkehlchen (Erithacus rubecula).

Es werden immer mal wieder verschiedene Arten von Laubsänger der alten Welt beobachtet, die sich in der Art und Weise von Pollen und Nektar ernähren. Diese Angewohnheit wird normalerweise während der Zugperioden festgestellt und wird von Wissenschaftlern als Methode zum Aufbau von Energie nach oder vor Langstreckenflügen in Verbindung gebracht. Bisher wurden vor allem ziehende Phylioscopus- Laubsänger beim Besuch der Blüten verschiedener Pflanzenarten beobachtet, darunter Eukalyptusbäume, Aloen und Kapern. Die Tatsache, dass das Naschen von Nektar (Nektarivorie) nicht nur auf Zugvögel beschränkt zu sein bracht, beweist ein Foto von bird-lens.com, das einen Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis) auf der Insel Teneriffa zeigt, der die Blumen eines Zierbananenbaums besucht. Obwohl diese Angewohnheit bisher noch sehr selten beobachtet bzw. fotografiert wurde, hat dieses Individuum offensichtlich gelernt, an den Corollas zu schweben und daraus Nektar fast wie ein Kolibri (Trochilidae) oder ein Nektarvogel (Nectariniidae) zu trinken.

Aus dem hohen Norden Europas und Amerikas sind häufiger Bilder bekannt, die einen im Flug „stehenden“ Nordischen (Wander-)Laubsänger (Phylloscopus borealis) zeigen. Wanderlaubsänger sind arktischen Waldsänger, der schon häufiger unter einem Nadelbaumast schwebend fotografiert wurden. Diese Nahrungstechnik dient dazu verborgene Insekten aufzuspüren. Diese Art der Futtersuche ist eine Spezialität einiger Phylloscopus-Laubsänger. Mitglieder dieser Gattung fangen manchmal fliegende Insekten in der Luft, aber häufiger schweben sie unter Laub oder unter den Zweigen, um nach Beute zu suchen. Insekten, die an diesen Orten verborgen sind, werden normalerweise von schwereren Vogelarten mit weniger agilen Suchtaktiken übersehen.

Das oben beschriebene Bild schaffte es sogar in das Handbook of the Birds of the World (HBW) – Volume 11 “Old World Flycatchers to Old World Warblers” zusammen mit einem Zwillingsbild. Eine ganze Seite widmete der Verlag Lynx Edicions den beiden Fotos.

Große Seltenheiten wie den Feldrohrsänger (Acrocephalus agricola) in der Nähe des Südhafengeländes müssen es also nicht immer sein. Manchmal zeigt sich auf Helgoland auch das alltägliche Vogelleben in ganz neuer Perspektive.

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