Es wird ein Tienshan-Laubsänger (Phylloscopus humei) auf ornitho.de aus dem nördlichen Spreewald gemeldet. Oh, sicher nur eine kurze Sichtung – und schon ist der Vogel verschwunden. Doch am nächsten Tag treibt sich der Tienshan-Laubsänger immer noch in der Nähe der Ortschaft Dannenreich, einem Ortsteil der Gemeinde Heidesee herum. Der aufmerksame und glückliche Erstbeobachter, Bodo Sonnenburg, konnte am ersten Tag den Laubsänger morgens früh zwischen 08:50 und 09:05 mehrfach rufend verorten. Obwohl eine Annäherung bis auf ca. 10 bis 15 Meter erfolgte, war der Vogel im Weidengebüsch/Schilf auf der gegenüber liegenden Seite des Skabyer Torfgrabens nur schwer zu sehen.
Die Entscheidung, das Ornithologen-Glück trotz der Entfernung von 75 km zu versuchen, war schnell getroffen.
Gegen 7:30 – die Sonne schickte die ersten zaghaften Strahlen aus dem Osten – stand ich an der Stelle, die seit 2 Tagen als Hotspot Brandenburgs identifiziert wurde. Der Skabyer Torfgraben wird hier aus dem Dorf Dannenreich über einen Feldweg angefahren. Von der anderen, der südlichen Seite, herrscht ein Sumpf, der jeden Zugang unmöglich macht. Der Tienshan-Laubsänger war noch am Nachmittag des Vortages mehrfach klassisch rufend an einer Weide mit einigen abgebrochenen Ästen gesehen worden. Es war kalt, das Thermometer zeigt 1°C an. Ein traumhafter Morgen ohne Wind und ohne Wolken. Allein, der Vogel war nicht zu entdecken. Ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sprang rufend durch ein dichtes Weidengebüsch, einige „Tröter“-Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) waren unüberhörbar in den Erlenkronen über mir. Aber der Tienshan-Laubsänger blieb für die ersten 45 Minuten verborgen. Dann kam die Meldung auf ornitho.de, daß der Tienshan-Laubsänger wieder gesehen worden war. Ok, ich stand also falsch. Wenig später fand ich einen Trupp Ornithologen gerade mal 50 Meter weiter entfernt am Skabyer Torfgraben stehend.
Wir warteten nur kurz gemeinsam. Dann, aufmerksam geworden durch einen charakteristischen Ruf, nicht unähnlich dem einer Bachstelze (Motacilla alba) ist, konnte ein kleiner, gräulich wirkender Vogel – eindeutig ein kleiner Laubsänger – im Gegenlicht gesehen werden. An Fotos war nicht zu denken. Später konnte der Tienshan-Laubsänger tief unten an der Weide entdeckt werden, verschwand aber wieder. Dann, etwas später, wieder ein Laubsänger, der zunächst recht anhaltend rief, und dann die Erlösung als der Tienshan-Laubsänger mehrfach rufend hoch in einer Erle auf Nahrungssuche ging. Die Erle war immer noch dicht mit Laub bedeckt. Von Zeit zu Zeit war der Laubsänger aber mal zwischen den Blättern und Zweigen zu entdecken. Hierbei waren dann auch ein paar Fotos möglich.
Mein Fotografen-Standort war durch das Privileg als einziger der Anwesenden über Gummistiefel zu verfügen, etwas näher am Graben gelegen und für die Beobachtung eigentlich gut geeignet. Die Fotosession wurde allerdings vorfristig beendet, als beim Schwenken des Objektivs eines der Stativbeine den Halt an den Erlenwurzel im Skabyer Torfgraben verlor und ich, die Kamera im glitschigen, nassen und abschüssigen Gelände haltend, samt rechtem Bein bis zur Hüfte im Wasser verschwand.
Echter (nasser) Einsatz für einen seltenen Vogel. Das war es wert!
Interessant ist, daß es aktuell eine Häufung von Sichtungen des Tienshan-Laubsängers gibt. So wurde Ende Oktober Tienshan-Laubsänger von Helgoland, aber erst kürzlich auch ein Tienshan-Laubsänger von den Netzener Wiesen bei Kloster Lehnin – also ca. 100 km westlich des Standorts am Skabyer Torfgraben – nachgewiesen. Da der Tienshan-Laubsänger von den Netzener Wiesen nicht noch mal gemeldet wurde, könnte es sich theoretisch bei dem aktuell zu beobachteten Tienshan-Laubsänger um den gleichen Vogel handeln. Das wäre allerdings ein beachtenswerter Zufall. Allerdings ist auch eine Meldung vom 9. November 2020 vom Ober-Hilbersheimer Plateau in der Nähe von Mainz bemerkenswert.
Um die wachsende Nachfrage nach Top- Aufnahmen der selteneren Arten der Paläarktis befriedigen zu können, hat bird-lens.com gezielt Reisen in die schönsten Naturlandschaften Brandenburgs oder Berlins aber auch an entfernte Orte unternommen. Dies alles um exzellente Fotos der Vögel der Westpaläarktis machen zu können. Die Ausbeute an Bildern auch von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Die Entfernung war alles andere als optimal. Das Belegbild, das Sie im Blog sehen, ist daher umrandet, um zwischen den grün strahlenden Erlenblättern den Vogel überhaupt zu sehen. Das Bild ist daher nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture Shop” finden werden. Geben Sie bird-lens.com einfach Bescheid, wenn Sie das Bild einer Vogelart benötigen, bevor neue Bilder online sind.