Schon kurz nach dem Kauf der Canon EOS 1DX Mark III interessierte ich mich intensiv für die Kommunikationsein-richtungen. Ist man auf den Geschmack gekommen, kommen direkt Erweiterungen der Funktion ins Spiel. Insbesondere die Reichweite ist mit Bordmitteln etwas enttäuschend. Aber, die Canon EOS 1DX Mark III läßt sich mit einem sogenannten Wireless File Transmitter über angeblich 150 m Reichweite mit einer Geschwindigkeit von 5 GHz fernsteuern. Das sind deutlich größere Entfernungen mit weniger Interferenzstörungen als über den integrierten Ethernet-Anschluss oder die integrierte WLAN-Schnittstelle des Kamera-Bodys.
Nachdem ich erfolgreich zu meiner Canon EOS 1DX Mark III den passenden Wireless File Transmitter erworben hatte und mich zuerst über das Handbuch geärgert und dann durch das Handbuch gekämpft hatte, wollte ich natürlich die Funktionalität und Performance des WFT-E9 anhand der ferngesteuerten LiveView über EOS Utility ausprobieren.
Im freien Feld praktisch nutzbar könnte die Verwendung der Kamera als sogenannter Kamera-Zugangspunkt (deutsch für Access Point) sein, damit besondere Aufnahmen scheuer Tiere ohne die unmittelbare Anwesenheit des Fotografen möglich wären.
Um es kurz zu machen: Die ersten Versuche waren enttäuschend. Ich baute die Canon EOS 1DX Mark III mit dem Canon EF 28/2.8 IS USM auf mein Gitzo-Stativ und positionierte die Kombination vor einem Holzstapel, der der Vogelfütterung dient. Toll, im Vergleich mit den Versuchen mit dem eingebauten WLAN hatte ich gut 15 Meter gewonnen. Allerdings – das muß man sagen – wollte ich durch eine Ziegelsteinwand hindurch das Signal senden.
Da nutze es mir wenig, daß auch ein Testbericht zum WLAN-Transmitter Canon WFT-E7 für die Canon 5 D Mark 3 aus dem Mai 2012 konstatierte, daß Canon zwar eine Entfernungen in direkter Sichtlinie ohne Funkstörungen von bis zu 150m angibt, der praktische Nutzen bei einer Wand dazwischen allerdings maximal 22m beträgt. Über einen Abstand von 8 Jahren hätte man vielleicht doch mehr erwarten können.
Interessant ist, daß auch dort beschrieben ist, daß – wenn die Verbindung abricht – sich die Verbindung über den Transmitter selbständig wieder aufbaut. Das ist auch jetzt noch so. Riesenvorteil: das Programm EOS-Utility schließt sich zwar auch jetzt kommentarlos, muß aber bei funktionierender Verbindung nicht wieder händisch aktiviert werden.
Ich beschloß, mich damit auseinander zu setzen, mich für diese räumliche Konstellation doch mehr mit der Hardware-Seite des hauseigenen WLAN zu beschäftigen.
Dann wollte ich es aber wissen und stellte die Canon EOS 1DX Mark III mit dem Canon EF 28/2.8 IS USM auf dem Gitzo-Stativ in den Kiefernwald hinter dem Haus. Den Laptop zur Steuerung des ferngesteuerten LiveView über EOS Utility positionierte ich nun hinter der Mauer und damit in lichter Entfernung zur Kamera.
Jetzt sah das Ganze schon ganz anders aus. Gut 70 Meter konnte ich die Kamera entfernen, ohne das der Laptop das Signal des Kamerazugangspunkt – verstärkt über den WFT-E9 – verlor. Die Kamera auf dem Stativ war dabei zwischen den ganzen hohen Kiefernstämmen nur noch mit Not zu erkennen. Mehr war aber nicht drin. Das Signal wurde wohl teilweise von den Holzstämmen abgeleitet.
Eine alternative Messung unter realistischen Bedingungen im freien Feld folgte. Dazu suchte ich ein nahebei gelegenes Feuchtgebiet auf und positionierte die Kamera auf dem Stativ am Rand des Wassers, stellte die Verbindung auf „Aktivieren“ und bekam gleich das flackernde grüne Leuchten der Kommunikationsanzeige an der Canon EOS 1DX Mark III. Ich entfernte mich dann von dort. Ich zählte ungefähr 85 Meter bis ich zu einem Hochsitz gelang, der mir als Beobachtungs- und Steuerungsturm dienen sollte. Ich war beeindruckt. In der Liste der für den Laptop zur Verfügung stehenden Wi-Fi-Verbindungen tauchte eindeutig und einzig und allein die typische Kennung (diese endet mit _Canon0A) auf. Ein Klick auf die Eintragung und dann steht die Verbindung auch schon. Einerseits erkennbar an der dauernd leuchtenden grünen WLAN-Lampe an der Kamera (ok, dafür war die Kamera im konkreten Fall zu weit entfernt) und dem Umstand, daß sich EOS Utility von alleine hochfährt auf dem Laptop.
Das Starten des LiveView über diese Entfernung war ebenfalls kein Problem. Es soll nun angeblich so sein, daß mit der höheren Bandbreite des WFT-E9 ein fast verzögerungsfreier Sucher darstellbar ist. Nun gut, verzögerungsfrei würde ich jetzt nicht nennen. Aber die Verschiebung des AF-Fokuspunkts als auch die Lupe (5X, 10x) war mit Geduld möglich. Das Auslösen funktionierte auch gut.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß bei freier –und damit signal-ungestörter – Sicht, eine bemerkenswerte Reichweite mit dem WFT-E9 möglich ist. Da ist sicher auch noch mehr als die 85 Meter drin. Ob das Zusatzgerät aber auf die von Canon angegebenen 150m Reichweite kommt, wage ich doch etwas zu bezweifeln.