Im ersten Morgenlicht sitzt eine weibliche Kornweihe (Circus cyaneus) auf einer abgebrochenen Moor-Birke (Betula pubescens) im ersten Morgenlicht in einem der vielen Luchs im südlichen Brandenburg. Ein Luch ist die nordostdeutsche Bezeichnung für eine ausgedehnte, vermoorte Niederung. Diese Luchs sind besonders in Brandenburg in den noch von der Eiszeit geprägten Landschaften zu finden.
Die Kornweihe schien das Luch als Schlafplatz für die Nacht gewählt zu haben. Hoch oben auf dem abgebrochenen Baumstamm schüttelte sie eine Weile das Gefieder, um dann zu kurzen Jagdausflügen zu starten. Schließlich überflog ein Sperber (Accipiter nisus) den Moorbirken-Bruchwald und streifte auch den Rastplatz der Weihe. Die weibliche Kornweihe verließ daraufhin die offen mit Gräsern bewachsenen Teile des Luchs und verschwand über den angrenzenden Wald. Plötzlich war eine zweite Kornweihe in der Luft. Gemeinsam flogen die Weihen nach Westen davon. Interessant war, dass 2 Tage vorher ein Männchen der Kornweihe ebenfalls im offenen Teil des Luchs vor einer Kiefer (Pinus sylvestris) zu sehen war. Es könnte sich also durchaus um einen Schlafplatz für Kornweihen in der Winterperiode handeln. Bevorzugt scheint ein Platz im Torfmoos-Seggen-Wollgras-Ried zu sein. Deutlich ist das Pfeifengras (Molinia caerulea) zu sehen. Das Pfeifengras ist vergesellschaftet u.a. mit Scheidigem Wollgras (Eriophorum vaginatum), Sumpfporst (Ledum palustre), Rosmarinheide (Andromeda polifolia) und Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos).
In dem Zusammenhang ist interessant, dass am Federsee, einem ausgedehnten Feuchtgebiet in Oberschwaben in Süddeutschland Kornweihen bis in die 90iger Jahre des letzten Jahrhunderts sehr intensiv untersucht wurden. Gegenstand der Studien waren der Zug, die Überwinterung und das Verhalten der Kornweihe im Federsee-Moor. Die Vögel wurden an den Schlafplätzen gezählt und beobachtet.
Von Mitte September bis Ende April ist der Kornweihe regelmäßig im Federsee-Moor zu sehen. Mit einem Maximum von 155 Kornweihen ist das Federsee-Moor wohl der wichtigste Rastplatz der Kornweihe im Süden Mitteleuropas. Im Federsee-Moor kommen weibliche Kornweihen früher im Herbst an und reisen später im Frühjahr ab als erwachsene männliche Vögel. Im Gegensatz zu erwachsenen männlichen Vögeln ist die Anzahl weiblicher Kornweihen im Frühjahr geringer als im Herbst. Es wird aber vermutet, dass die Unterschiede im Zugverhalten auf das Alter und nicht auf das Geschlecht zurückzuführen sind. Aus klimatischen Gründen ist die Anzahl der Kornweihen im Winter geringer als während der Hauptzugzeiten. Die Anzahl der Kornweihen ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, da die Feldmaus (Microtus arvalis), ihr Hauptnahrungsmittel in Süddeutschland, im Vorkommen variiert. Alle 4 Jahre ist die Anzahl der Kornweihen daher eher gering. Die Quartiere der Kornweihen im Federsee-Moor befinden sich auf ausgedehnten Seggenwiesen (Caricetum approxpinquatae und Caricetum gracilis) und nicht zu dichten Schilfbeständen (Phragmites australis). Standorte werden jahrzehntelang wieder aufgesucht. Es können mehrere Schlafplätze gleichzeitig existieren. Saisonale Veränderungen in der Vegetationsstruktur und Störungen durch Raubtiere sind die Gründe für die Veränderung der Schlafplätze. Die Kornweihen schlafen in Gruppen am Boden, normalerweise jede Nacht an einem anderen Ort.
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