Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für gute Fotos im Bosque del Apache ist der Wind und seine Richtung. Das Reservat ist ein optimales Gebiet, um Flugaufnahmen zu üben. Aber nur wenn Sonne und Wind aus derselben Richtung kommen, sind wirklich schöne Fotos möglich. Relativ oft hat man zwei Stunden nach Sonnenaufgang solche Bedingungen. Um diese Zeit sollte man dann den nördlichen Ring der Schotterstraße befahren, den so genannten Farm Loop. Die besten Aussichtspunkte in diesem Teil des Reservats sind normalerweise das Chupadera Deck, das Willow Deck und das Coyote Deck. In den letzten Jahren jedoch hat die Reservatsverwaltung diese Kornfelder nicht mehr geflutet und somit sind die Fotomöglichkeiten hier schlechter geworden. Das Farm Deck bleibt allerdings immer mein Favorit. Die offizielle Karte kann einen etwas irritieren, da die Teiche nur westlich der Straße zum Flight Deck eingezeichnet sind. Nach Auskunft lokaler Kenner befinden sich aber die besten Plätze neben der Farm Loop südlich des Flight Decks. Vor Ort stellt sich dann schnell heraus, dass die schönsten Teiche tatsächlich östlich der Farm Loop liegen. Dies ist also anders als auf der Karte eingezeichnet.
Am Flight Deck dagegen, führt ein kurzer Brettersteg hinaus auf den großen Teich. Hier kann man dann etliche Exemplare Kraniche sehen, die alle auf den Sonnenaufgang warteten. In der Ferne, auf einem der abgestorbenenen Bäume, hat man die Chance Weißkopfseeadler zu sehen. Mit den ersten Lichtstrahlen erwachen die Kraniche langsam aus dem Schlaf und widmeten sich ihrer morgendlichen Federpflege. Akribisch putzten sie sich das Gefieder und anschließend versammeln sie sich zu kleinen Gruppen. Diese Trupps heben dann in der Regel zeitverzögert ab, so dass es – anders als bei den Gänsen – keinen Massenabflug zu sehen gibt. Schön ist aber, dass sie meist erst nach Sonnenaufgang abheben. Der Zeitpunkt soll aber nach Aussagen von Rangern von den Temperaturen abhängen. Man muß damit rechnen, daß es auf dem Flight Deck sehr kalt ist. Nicht nur das Holz der Aussichtsplattform ist dann total vereist und rutschig.
Für die Fotografie im Bosque del Apache – auch für die Flugaufnahmen – eignet sich ein großes Tele wie das 4/600 mm sehr gut. Dazu nutze ich das Canon EF 600mm 1:4L IS II USM – manchmal zusammen mit dem 1.4x Konverter an einer EOS 1 DX. Da das Licht in der ersten halben Stunde anfangs sehr schwach ist, sollte man sich auf Wischeffekte und Bilder mit Bewegungsunschärfe bei langen Belichtungszeiten (bis zu 1/15 sec.) beschränken. Es gibt noch genug Zeit, gestochen scharfe Bilder zu schießen.
Weiter führt die Straße an einem Maisfeld entlang, das nur im vorderen Teil gemäht wird und hier tummeln sich Kraniche und Gänse in großer Zahl. Die Vögel bevorzugen diesen Teil der Felder aus zwei Gründen. Der flach gemähte Mais macht die Nahrungssuche einfacher. Zweitens ist der Überblick so gut, daß der Kranich vermeidet, dass Kojoten sich unbemerkt nähern können. Es ist ein pausenloses Schauspiel, das die startenden und landenden Gänse und Kraniche dem Beobachter bieten und man hat wirklich die Qual der Wahl angesichts der Fülle von Fotomotiven. Für solche Situationen verwende ich am liebsten das 600er mit dem 1.4x Konverter. Bevor ich beginne zu fotografieren, achte ich jedoch darauf, dass das Stativ genau waagerecht steht. Danach kontrolliere ich mit Hilfe einer kleinen Wasserwaage im Teleneiger, dass auch die Kamera korrekt ausgerichtet ist. Somit bin ich mir sicher, dass später keine Flugaufnahme einen störend schiefen Horizont haben wird. Das ist ein weiterer Vorteil des ProMediaGear GKJr. Katana Junior Teleneiger, da hier nur die senkrechte und die Panorama-Schwenkung frei sind. Eine zweite Kamera ist mit dem Canon 4.0/70-200 mm bestückt und wird aus freier Hand eingesetzt. Beide Kameras werden auf AI Servo (das ist der kontinuierliche Autofokus) und maximale Bildfrequenz eingestellt. Die Vorteile, mit zwei Kameras zu arbeiten, liegen nicht nur darin, dass man möglichst viele Fotochancen mit der jeweils optimalen Brennweite einfangen kann, man vermeidet so auch, dass durch andauernden Objektivwechsel Staub auf den Sensor gerät. Der Bosque del Apache ist nämlich sehr windig und staubig!
Gegen elf Uhr morgens wird das Licht zu hart, um überzeugende Fotos zu machen. Ich nutze diese Zeit meist, um zurück ins Motelzimmer zu fahren, was zu essen, mich auszuruhen und um die vollen Speicherkarten in den Laptop herunterzuladen. Das mache ich, wenn möglich komplett, um keine halbvollen Speicherkarten wieder mitnehmen zu müssen. Wenn noch Zeit ist, ist eine Datensicherung immer angebracht. In der Zeit kann ich auch die Kameras reinigen.
Nachmittags kommt der Wind oft aus Südwesten. Das ist optimal um Landeaufnahmen von vorne zu machen. In solchen Fällen fahre ich direkt zum Farm Deck. Ideal ist dann eine leichte Bewölkung, denn dann entstehen keine harten Kontraste auf den schneeweißen Gänsen. In solchen Fällen korrigiere ich die Belichtung gegenüber dem hellgrauen Himmel um +2/3 Blendenstufen. Manchmal stelle ich die Kamera auf manuelle Belichtungssteuerung, was ich sonst eher zu vermeiden versuche. Damit wird aber die Belichtung durch Unterschiede im Hintergrund nicht beeinflusst, die dann auftreten, wenn ein Vogel in der Landung am Anfang vor dem hellen Himmel, dann vor die dunklen Berge und zuletzt vor dem mittelgrauen Maisfeld fliegt. Das Licht ist am zeitigen Nachmittag völlig ausreichend, um gestochen scharfe Flugbilder zu schießen. Oft verwende ich relativ hohe ISO Einstellungen, um Verschlusszeiten um 1/1.000 Sekunde bei Blende 8 zu erzielen. Der Anteil superscharfer Bilder ist dann recht hoch. Leider ist der Anteil der Bilder auch hoch, in denen entweder eine Flügelspitze oder ein Fuß im Bild abgeschnitten sind.
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