Die ersten Versuche im Praxis-Betrieb im Remote Control waren nicht ganz so, wie ich es mir ausgemalt hatte. Die Nutzung machte aber Geschmack auf Mehr. Ich hatte dazu die Canon EOS 1DX Mark III mit dem Canon EF 28/2.8 IS USM auf mein Gitzo-Stativ vor einem Holzstapel, der der Vogelfütterung dient, aufgebaut. Anfangs nutzte ich die eingebaute Funktionalität, die die Canon EOS 1DX Mark III als Kamerazugangspunkt (Access-Point) definiert und war von der Funktionalität zwar begeistert, von den möglichen Entfernungen aber doch arg enttäuscht.
Aber, die Canon EOS 1DX Mark III läßt sich mit einem sogenannten Wireless File Transmitter WFT-E9 über angeblich 150 m Reichweite mit einer Geschwindigkeit von 5 GHz fernsteuern. Das sind deutlich größere Entfernungen mit weniger Interferenzstörungen als über den integrierten Ethernet-Anschluss oder die integrierte WLAN-Schnittstelle des Kamera-Bodys. Toll, im Vergleich mit den Versuchen mit dem eingebauten WLAN hatte ich gut 15 Meter gewonnen. Allerdings – das muß man sagen – wollte ich durch eine Ziegelsteinwand hindurch das Signal senden.
Also mußte in der Hardware-WLAN-Infrastruktur nachgebessert werden. Dazu wurde mir die Ubiquiti NanoStation Loco empfohlen. Aufgrund ihrer Größe fügt sich der Outdoor Router eigentlich überall diskret ein. Für eine Richtfunk-Verbindung wurde ein Teil der Richtfunkbrücke direkt oberhalb der FritzBox hinter einem Fenster angebracht. Die Empfangsstation wurde dann in ca. 30 Metern Entfernung über einem Türrahmen unterhalb eines Dachvorsprungs auf ein Plastikrohr geklemmt. Die Verbindung eignet sich eigentlich schon besonders gut um große Outdoor- Bereiche zu bestrahlen. Robust ist die Verbindung auch, egal ob bei frostigsten Temperaturen, Feuchtigkeit, Hagelkörnern: sie läuft einfach. Ich habe sie jetzt schon mehrere Monate im Einsatz und kann bisher keinen einzigen Ausfall im Dauerbetrieb verzeichnen.
Von der Empfangsstation erfolgt eine LAN-Verbindung auf eine UniFi AP-AC-Pro Funkbasisstation, von der aus dann die hinter einer Mauer liegenden Bereiche „bespielt“ werden können. Die passenden PoE-Adapter sind jeweils im Lieferumfang enthalten.
Zuverlässig wird dann über eine erstaunliche Entfernung Kontakt mit dem WFT-E9 Wireless File Transmitter aufgebaut. Leider – aber nachvollziehbar – spielt es eine Rolle, ob der Wireless File Transmitter der UniFi Funkbasisstation zugewandt oder abgewandt ist. Schon bei 30 Metern baut die Kombination Wireless File Transmitter und UniFi Funkbasisstation die Verbindung nicht mehr wirklich gut auf, da der WFT-E9 im Funkschatten des Spiegelkastens der EOS 1 DX Mark III ist. Es kommt dann in der Datenübermittlung zu Aussetzern. Eine Alternative wäre, die Kamera im Hochformat zu nutzen. Nur dann müßte man natürlich die Bildresultat oben und unten im Anschluß abschneiden.
Alternativ ist auch eine Verbindung mit einem LAN-Kabel direkt von der Ubiquiti NanoStation Loco- Empfangsstation zur Canon EOS 1DX Mark III möglich. Letztere Möglichkeit nutze ich gerne, wenn die Kamera in einem Unterstand geschützt nah an der Empfangsstation steht. Die Verbindung mit einem LAN-Kabel ist sehr schnell und stabil.
Im Vergleich zu den Versuchen vorher konnte das Signal damit deutlich verbessert werden. Der Verbindungsaufbau geht recht flott. Zu besten Zeiten hatte ich in 4 Stunden gerade mal 3 Abbrüche. Nach einem Abbruch meldete sich die Kamera wieder und EOS Utility wurde auf dem Laptop wieder hochgefahren.
Das ist nervig, wenn sich die Verbindung zwischenzeitlich doch mal häufiger verabschiedet. Das schien besonders dann der Fall zu sein, wenn zwischenzeitlich die Kamera – z.B. um den Akku zu wechseln – aus und wieder eingeschaltet wurde. Problematisch schien dann der stabile Betrieb interessanterweise zwischen FritzBox und Laptop zu sein. Ich bin dann dazu übergegangen, nach einem Herunterfahren der EOS 1DX Mark III die Verbindung im WLAN zu trennen und anschließend neu aufbauen zu lassen.
Die Foto-Ergebnisse können sich sehenlassen. Die Canon EOS 1DX Mark III spielt eben ihre Stärken im LiveView aus. Ich hatte das Sigma 2,8/ 180 – 300 und später das Canon 2,0/ 200 angebracht und alles auf ein Gitzo-stativ gestellt. Ich habe mich vor allem auf 2 Sachen eingestellt. Die Fotografie der zum Futterplatz kommenden Vögel, vor allem Kohlmeise, und dann der besten Auslösestrategie. Ich verwendete Einzel-AF zuerst bei 1/500 sec. Dann wollte ich auch mal die an – und abfliegenden Vögel im Flug ablichten und änderte auf 1/3200 sec. als Belichtungszeit. Es ist immer wieder erstaunlich wie gering die Tiefenschärfe doch ist. Mit der Einstellung eine Minimum-Blende von 4,0 im Menü der EOS 1 DX versuchte ich etwas mehr Toleranz zu bekommen. Durchschlagend ist der Erfolg damit aber nicht und die ASA-Zahlen gehen damit auch in Größenordnungen, die dem Bildergebnis auch nicht mehr unbedingt zuträglich sind. Große Erwartungen sollte man allerdings an die Lebensdauer des Akkus nicht hegen. Nach ca. 4 Stunden geht die Batterie zu Neige. Es erscheint dann eine entsprechende Warnung im Display von EOS Utility. Bei Kälte kann die Dauer auch weniger sein. Eine Alternative könnte dann das Canon AC-E19 Netzteil für die EOS 1D X Mark III sein, die allerdings in Verbindung mit dem DC-Kuppler DR-E19 auf insgesamt stolze 648,- € im Fachhandel kommt.
Bemerkenswert ist die Stabilität der Verbindung. So führt auch Schneetreiben und ein strammer Ostwind mit Böen um 7 Boforts (Bft) zu keinen Abbrüchen. Manchmal sieht man die Schneeflocken “einfrieren”, dann aber geht es problemlos weiter.