Ein paar achtlos hingeworfene Sonnenblumen-körner auf einem Holzhackplatz. Das zieht Haussperlinge (Passer domesticus) magisch und lautstark an. Plötzlich steht ein Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) auf einem dicken Baumstamm. Im Frühjahr mit dem Laubaustrieb fressen Kernbeißer vor allem frische Blätter; es werden aber wohl auch Körner nicht verschmät. Schnell hat der Kernbeißer in mitten der Spatzen Platz genommen. Von der Größe übertrifft er die Haussperlinge zweifach. Er blockiert mit seiner bloßen Präsenz die Fläche auf der die Körner verstreut liegen. Trotzdem versuchen immer wieder Haussperlinge an eines der begehrten Körner zu gelangen. Nun wird der Kernbeißer unleidlich und vertreibt die Sperlinge mit einer aggressiven, drohenden Geste. Der Kernbeißer ist der dominante Player auf dem Platz. Auch der im Blogbild festgehaltene vehemente Anflug eines Haussperlingsmännchens läßt den Kernbeißer nicht zurückweichen. Ganz im Gegenteil: er nimmt den mutigen Konkurrenten frontal an. Wenig später wird auch noch eine Amsel (Turdus merula), die sich am Rande des „Spielfelds“ einfindet mit einer drohenden Körperdrehung verscheucht. Bemerkenswert, denn die Amsel ist sogar noch größer als der Kernbeißer.
Erst als an diesem frischen Morgen bei wunderbarem Sonnenschein ein Buntspecht (Dendrocopos major) auftaucht und den Holzhackplatz mit den Sonnenblumenkörner ansteuert, muß der Kernbeißer weichen. Aber da hatte er sich schon eine Weile an den leckeren Sonnenblumenkörnern gemästet.
Bekannt ist, daß sich Kernbeißer in der Brutzeit im Frühjahr sehr unauffällig verhalten und sich insbesondere hoch in den dichten Baumkronen aufhalten. So werden auch in Deutschland trotz ihres farbenfrohen Gefieders die meisten Beobachtungen aus dem Winter und dem zeitigen Frühjahr gemeldet. Die ersten guten Fotos von Kernbeißern konnte ich vor Jahren in der Sächsischen Schweiz am Großen Winterberg machen. Dort befindet sich in idyllischer Lage eine Jugendherberge, die mit großen Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Ulmen (Ulmus glabra) umstanden ist. Die Herberge ist ziemlich alt und die Bäume standen ganz in der Nähe. Nah genug, um von einem Balkon direkt in das – noch unvollständig belaubte – Kronendach der umstehenden Bäume zu fotografieren. Große Buchen und Ulmen laden Finken mit ihren frischen grünen Blättern Anfang Mai geradezu ein. Schnell war ein Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) in einem Trupp Finken zu beobachten. Im Frühjahr mit dem Laubaustrieb fressen Kernbeißer frische Blätter genauso wie Buchfinken (Fringilla coelebs), Grünfinken (Chloris chloris) und Eurasische Gimpel (Pyrrhula pyrrhula).
Eine britische Studie ergab, daß Kernbeißer gerne ältere Laubwaldbestände aufsuchen. Mit älteren Laubwaldbestände ist Brandenburg mit seinem Schwerpunkt auf „Kiefer“ auf Anhieb nicht so begünstigt. Aber für einige Paare Kernbeißer reicht es offensichtlich. Fündig wird man, denn von den Kernbeißern werden insbesondere dicht bewaldete Bereiche in der Nähe von Lichtungen oder an Wegen genutzt. Kernbeißer lieben es, sich von Samen der Hainbuche oder Weißbuche (Carpinus sp.) zu ernähren. Wenn die Vögel ein geeignetes Gebiet finden, steuern sie mit Vorliebe die Bäume an, die im Spätherbst mit Samen beladen sind. Häufig sind dann zwar viele Kernbeißer zu sehen, die durch die Äste huschen. Aber es ist normalerweise schwierig, sie durch die (restlichen) Blätter hindurch klar zu erkennen.
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