Ende Mai. Lautes, klagendes Rufen schallt aus einem Weidengebüsch am Rand eines Feuchtgebiets direkt an der kanalisierten Nuthe. Kleine kurzschwänzige, kontrastreich schwarz-weiß gezeichnete Vögel schlüpfen laut rufend durch das Geäst hindurch. Schnell stellt sich raus. Es sind die jungen Raubwürger (Lanius excubitor), die nun in der Nähe eines Mitte Mai identifizierten Raubwürger-Nests angetroffen werden.
Der Zeitraum der Bebrütung erstreckt sich über 14–19 Tage, meist 15–17 Tage. Die anschließende Nestlingszeit beträgt dann noch einmal 14–21 Tage. Die sogenannte Führungszeit, die Zeit in der die Jungen, außerhalb des Nests geführt und dann auch gefüttert werden, dauert dann auch noch mal eine Weile.
Auffallend war, daß sich die jungen Raubwürger, drei an der Zahl, gerne zusammen in dem dichten Weidengebüsch aufhielten; manchmal ganz eng auf einem Ast. Manchmal hielten sie eine Weile still; dann hatte man schon den Eindruck, sie hätten den Ort gewechselt. Dann aber riefen sie intensiv und bettelten schon mal provisorisch mit heftigen Flügelschlagen und Schnabelaufreißen. Größere Ortswechsel wurden in der ganzen Zeit nicht beobachtet. Auf gute Deckung achteten die Jungen schon zu dieser frühen Zeit ihres Lebens. Das galt insbesondere bei einer Fütterung. Es hatte den Eindruck, als würden die Alten die Jungen zum Füttern noch tiefer in die Deckung locken. Die Übergabe der Beute erfolgte – wie über einen Zeitraum von ca. 2 Stunden zu beobachten – überaus zügig und wohl immer nur an ein Jungtier gleichzeitig.
Erst als ein Jungvogel nach einem kurzen Ausflug auf den Nestbaum zu seinen Geschwistern in der Weide zurückkehrte, konnte dieses Jungtier mal für kurze Zeit ganz offen auf einem randstehenden Zweig beobachtet und auch fotografiert werden.
Von der schon fast sprichwörtlichen rabiaten Wehrhaftigkeit konnte ich mich auch überzeugen, als ein Schwarzer Milan (Milvus migrans) an den flußbegleitenden Pappel (Populus sp.) entlang patrollierte. Als er auf Höhe des Weidengebüschs erschien, wurde er im Sturzflug vehement von dem Raubwürger von oben attackiert.
Die Familie hielt sich also offensichtlich in der Nähe des bereits im Blog über das Raubwürger-Nest dargestellte Gelände auf. Bei der damaligen Entdeckung ich mich auf einem Hochstand positioniert und konnte mit Hilfe eines Spektivs eine Baumreihe genauer in den Blick nehmen. Das Nest des Raubwürgers konnte durch die Anflüge als mitten in einer großen Echten Mispel (Mespilus germanica) auf ca. ¾-Höhe einer hochgewachsenen und schon belaubten Pappel zumindest vermutet werden. In der Mispel selber war das Nest nicht zu erkennen. Aber offensichtlich befand sich das Nest mittendrin. Immer wieder steuerten zwei Altvögel das Nest an, verharrten manchmal unterhalb des Nestes oder waren nur durch die schwarz-weiß-grauen Schwanzfedern, die zwischen den Mispeln herausschauten, zu erahnen.
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