Das Havelländischen Luchs bei Garlitz noch im Dunkeln. Die Beobachtungsklappen sind geöffnet. Schemenhaft sind mit dem Spektiv einige erhöhte „Gegenstände“ in der ansonsten flachen Feldlandschaft auszumachen. Wenig später herrscht Gewißheit. Vor der Beobachtungshütte, die eher ein Turm ist, ist dieses Jahr Kohlsaat eingebracht worden. Das mögen Großtrappe (Otis tarda) im Winter besonders gern. Als es dämmert entpuppen sich die Schemen tatsächlich als Trappen; meist sind es Weibchen. So gegen 7:15 sind schon mehr als Exemplare im frühen Dämmerungslicht nördlich des Turms auszumachen. Und es werden immer mehr. Das liegt nicht nur an der besseren Sichtbarkeit, sondern offensichtlich auch an einfliegenden Individuen. Es werden immer mehr. Während es gegen 7:45 nur 10 Exemplare sind, lassen sich eine halbe Stunde später, so gegen 8:15 schon 41 Vögel zählen. Ab 8:30 starten erst einzelne Trappen, dann ganze Trupps und fliegen – über den Turm – in niedriger Höhe zu anderen Nahrungsgründen. Dabei sind die tollen Flugaufnahmen einzelner Exemplare aber auch ganzer Trupps entstanden. Eine halbe Stunde später, so gegen 9:00, sind etliche Vögel wieder einfliegend zu bewundern. Haben die Vögel erstmal den Start geschafft, wirken sie gar nicht so unbeholfen, wie sie auf den Feldern erscheinen.
Intensive Flugbewegungen traut man diesen schweren Vögeln fast gar nicht zu. Es ist aber inzwischen bekannt, dass auch regionale Flüge etwa zwischen den Belziger Landschaftswiesen, dem Fiener Bruch und dem Havelländischen Luch stattfinden. Fast die Hälfte der Großtrappen wechselt im jugendlichen Alter in eines der anderen Gebiete. Manche Vögel kehren ins eigene Einstandsgebiet zurück oder wechseln wiederholt, teils auch zwischen allen drei Gebieten. Ein Teil der Vögel wandert im Laufe des Lebens immer wieder. Wie es oben beschrieben wird, findet aber auch innerhalb eines Gebietes eine nicht unbeträchtliche Ortsverschiebung statt, die durchaus fliegend überwunden wird. Eine Vielzahl von Flugbewegungen steht aber wohl im Zusammenhang mit der Dismigration im Jugendalter.
Das Havelländischen Luch ist immer wieder gut für die Trappenbeobachtung. So konnte bird-lens.com bereits sehr schön sich gegenseitig drohende und dann miteinander kämpfende Trapphähne in Bildern festhalten, die so gar nicht zu dem Bild vom „tanzenden“ Trapphahn passen. Die meiste Zeit standen 2 Hähne regungslos da. Dann aber öffnete einer der Hähne seinen Schnabel. Diese Aktion war eindeutig aggressiv ausgeprägt. Wenig später antwortete auf gleiche Art der Nebenbuhler. Das Schnabelöffnen war in immer kürzeren Abständen zu beobachten, dann standen sich 2 Hähne beide mit geöffneten Schnäbeln gegenüber. Das war offensichtlich zu viel der Provokation. Blitzschnell schnappte einer der Hähne nach dem anderen. Der wiederrum wich aus und schnappte seinerseits. Die Hähne verhakten sich gegenseitig im jeweils anderen Schnabel. Nun brach ein heftiger Stellungskampf aus, in dem die beiden Hähne Brust gegen Brust sich gegenseitig über die imaginäre Arena schoben. Die Federn waren dabei noch weiter abgespreizt und das Weiß des Gefieders war weithin sichtbar. Nach wenigen Minuten war das Schauspiel auch schon wieder vorbei und die Trappen standen sich wieder direkt gegenüber. Das Schnabelöffnen war nun wieder in längeren Zeitabständen zu beobachten. Das gegenseitige Drohen nahm dann wieder zu bis wieder ein heftiger Stellungskampf ausbrach, in dem die beiden Hähne Brust gegen Brust sich gegenseitig über die Wiese schoben. Auch jetzt war das Schauspiel schon nach wenigen Minuten vorbei und die Trappen verließen stolz schreitend den „Kampfplatz“. Die Sequenz vom Schnabelöffnen bis zum heftigen Stellungskampf ist in der Galerie zu sehen.
Das Gebiet des Havelländischen Luchs befindet sich nördlich der Stadt Brandenburg und südlich der Stadt Rathenow. Das Havelland – westlich von Berlin – stellt eine einzigartige Wiesen- und Niederungslandschaft dar. Im Winter ist das Havelland Überwinterungshabitat sowohl für Gänse als auch für Greife und stellt ein schönes Gebiet dar, um im Winter auch Kornweihen (Circus cyaneus) und andere Greife zu beobachten. Verschiedene Arten von fliegenden Beutegreifern sind zu erwarten, so Mäusebussarde (Buteo buteo), Rauhfußbussarde (Buteo lagopus), Merline (Falco columbarius) und auch mal eine Sumpfohreule (Asio flammeus) nutzen die Vielfalt der Wiesen, Weiden und Äcker um hier ihre Wintermahlzeit abzuholen. Auch der Seeadler (Haliaeetus albicilla) ist Nahrungsgast.
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