Weißfedern-Goldschnepfe bei Buenos Aires/ Argentinien

Weißfedern-GoldschepfeEine Weißfedern-Goldschnepfe (Rostratula semicollaris) stochert im feuchten Boden im schönsten Morgenlicht Anfang März 2000. Was für ein Bild. Sie wirkt deutlich kleiner als die heimische Bekassine (Gallinago gallinago). Die Nahrungssuche findet im flachen Wasser am Rand eines Seggenstands statt, wobei sie die Beute mit Hilfe der halbkreisförmigen Bewegung des Schnabels aufnimmt. Man hat den Eindruck, daß sie den Schnabel öffnet kann, während die Spitze im Matsch eingetaucht bleibt.

Zum Abschluß sehe ich sie lautlos aus dem Schilf auffliegen. Dabei zeigt sie einen fast fledermausähnlichen Flug. Einen dumpfen, heiseren Ton, wie er gelegentlich für den Flug beschrieben wird, höre ich nicht. Im englischen wird sie mit einem gewissen Recht American Painted-snipe genannt. Auch beim wissenschaftlichen Namen hat sich was gemacht. Er ist jetzt: Nycticryphes semicollaris.

Auf der Fahrt zu meinem Lieblingsplatz auf einer aufgegebenen Farm fotografierte ich gerade eine dahingleitende Weißbrauenweihe (Circus buffoni) im besten Morgenlicht. Ein paar Mönchsittiche (Myiopsitta monachus) streiten sich auf einem rostigen Stacheldraht. Von einer alten Beton-Brücke aus sind Fuchs-Löffelente (Anas platalea), Silberente (Anas versicolor), Andenente (Anas flavirostris), Spitzschnabel-Ente (Anas georgica), Zimtente (Anas cyanoptera), natürlich (Süd-)amerikanischer Stelzenläufer (Himantopus mexicanus) und jede Menge Rallen und Coots sowie ein Bindentaucher (Podilymbus podiceps) und ein Rollandtaucher (Rollandia rolland) zu bewundern. Das Highlight sind aber eine bzw. zwei Exemplare der Weißfedern-Goldschepfe, die im schönsten Morgenlicht an einem Schilfsaum auf Nahrungssuche gehen.

Die Weißfedern-Goldschnepfen werden als scheu und weitgehend nachtaktiv beschrieben. Wenn die Bedingungen – damit ist wohl die Nahrungsverfügbarkeit gemeint – stimmen, kann man sie in kleinen Gruppen antreffen. Da habe ich bei dem konkreten Besuch ja Glück gehabt.

Diese südamerikanische Schnepfe ist in der Wissenschaft wenig bekannt und kommt nur im südlichen Teil Südamerikas vor. Weißfedern-Goldschepfen bevorzugen kurze, grasbewachsene Feuchtgebiete mit höherer, aufstrebender Vegetation in der Nähe. Da sie eher flache Feuchtgebiete bevorzugen, ist ihr Lebensraum kurzlebig, und diese Watvögel verziehen sich, wenn die Bedingungen zu trocken werden. Bei dem in der Alten Welt beheimateten Mitglied dieser Familie ist die Geschlechterrolle umgekehrt, und einige Informationen deuten darauf hin, dass dies auch bei dieser Art der Fall sein könnte. Die Brutstrategie muss jedoch noch bestätigt werden.

Ich fotografierte mit dem Nikon Nikkor AF-I 4,0/ 600 an einer Nikon F 5 bei 1/60 aus dem Auto heraus die beiden Exemplare der Goldschepfe.

Was mich 2021 – also mehr als 20 Jahre später – doch stört, sind die damals gar nicht so wahrgenommenen Tücken der analogen Welt, die bei Naturfotografen weitgehend auf Dia basierte. Ich habe das an Fotos gesehen, die ich zum Glück abwechselnd mit den verschiedenen Nikon F5 – und damit mit unterschiedlichen Filmen – gemacht habe. Die Resultate nach über 20 Jahren stellen sich als deutlich unterschiedlich in der Farbtönung heraus. Während der eine Film einen deutlichen blau-violett-Stich aufweist, ist der andere Film sehr schön neutral erhalten. Der Hammer ist, dass beide Filme Fuji Sensia II RA 666 mit 100 ASA sind. Das dürfte es doch eigentlich gar nicht geben. Vielleicht eine unterschiedliche Entwicklung?

Die Estancia Palenque, eigentlich eine Ex-Estancia el Palenque, ist ca. 10 km östlich von Gral. Lavalle im Bundesstatt Buenos Aires in Argentinien gelegen. Der Rio de la Plata ist nicht weit und ebenfalls eine Birding Exkursion wert. Diese Estancia – sofern es sie noch geben sollte – ist jeden Besucht wert. Sie ist auch nicht so weit von der Hauptstadt Argentiniens, Buenos Aires, entfernt, dass  sich ein Besuch bei einem Argentinien-Urlaub nicht einlegen ließe. Die Estancia ist ein echtes Vogelparadies. Ich habe zumindest dort Vögel gefunden, die ich in Campo del Tuyu (in der Nähe) und auch im Nationalpark El Palmar in Entre Rios oder auch am Parana nicht gesehen habe. An verschiedenen, malerisch gelegenen Stellen sind immer wieder Löffelenten, Andenenten und Zimtenten zu sehen.

Am zahlreichsten scheinen die südamerikanischen Löffelenten zu sein, die gerne auch mal mit einer Peposaca-Ente (Netta peposaca) am Schilfrand stehen. Ein Brillensichler (Plegadis chihi) mag dann ebenfalls schön bis zu den Knien im seichten Wasser zu bewundern sein. Wenn dann noch ein großer Trupp Patagonienmöwen (Larus maculipennis) im schönsten Morgenlicht auffliegt, ist die Welt perfekt.

Bird-lens ist vor allem eine Website, die die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Aufnahmen der Vögel der Westpaläarktis befriedigen soll. Um die Nachfrage nach Top- Aufnahmen seltener Vogelarten befriedigen zu können, hat Bird–Lens.com auch gezielt Reisen an entfernte Orte wie Asien, Afrika oder Südamerika unternommen. Dies alles um exzellente Fotos von Vögeln machen zu können. Die Ausbeute an Bildern nicht nur von seltenen westpaläarktischen Vögeln ist sehr gut. Das schöne Bild des Blogs ist nur ein erster Eindruck, was Sie in hinter dem Reiter “Picture-Shop” sehr bald finden können. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn bird-lens.com mit einem Bild dienen kann.

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