Eine weitläufige und ausgeräumte Niederungslandschaft im Baruther Urstromtal. Immerhin hat eine Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit einer Ortsumgehung für eine breite Hecke gesorgt, die nun mit Weißdorn und Schlehen bewachsen ist. Dazwischen stehen Apfelbäume. Plötzlich fliegt ein Vogel mit greifvogelartigem Flug in einen Apfelbaum. Eigentlich ist die Gegend ein Wintereinstandsgebiet des Raubwürgers (Lanius excubitor), der hier in der Frankenfelder Flur im Süden Brandenburgs in einigen Jahren über gut 4 – 5 Monate zu sehen ist. Doch dieser ist anders, dunkler und auch ein wenig größer. Ein Männchen des Merlins (Falco columbarius) ist es.
Der Merlin ist als Brutvogel von Schottland über Skandinavien und das nördliche Asien verbreitet. In Mitteleuropa tritt er als Durchzügler und seltener als Wintergast auf. Mit einer Länge von 26 bis 33 cm ist der Merlin der kleinste Falke in Europa. Die kleineren Männchen sind nur etwa so groß wie eine Misteldrossel. Diese Überschneidung in der Größe macht sich der Falke bei der Jagd auf seine Hauptbeute, im Offenland lebende Singvögel, zunutze. Im sogenannten Drosselflug nähert sich der Merlin typischerweise in raschem Flug dicht über dem Boden seiner bevorzugten Beute. Er fliegt zwar schnell, aber ganz offensichtlich und ohne Hast – fast gemächlich. Die Flügelschlagfrequenz erinnert an die großer Drosseln. Diese sind ja ebenfalls durch mehrere Flügelschläge und anschließendem Anlegen der Flügel an den Körper geprägt. Damit nähert sich der Merlin seiner Beute so unbemerkt bis auf wenige Meter. Seine Beute sind Kleinvögel der offenen Landschaft, wie Ammern – wie Goldammer (Emberiza citrinella) und Rohrammer (Emberiza schoeniclus) – Wiesenpieper (Anthus pratensis), Bluthänflinge (Carduelis cannabina) und Feldsperlinge (Passer montanus), die bodennah, oder, wenn sie auffliegen, auch im freien Luftraum geschlagen werden.
Vom Ansitz – gerne auch nur eine vorstehende Ackerscholle aus – sucht er seine Beute aus. Er fliegt dann sehr dicht über dem Boden und ist dabei trotz des beschriebenen Angriffsflugs blitzschnell.
Von 2012 bis 2020 nahm laut ornitho.de die Zahl der Merlin-Beobachtungen in den Monaten September bis November von bundesweit 962 auf 1982 kontinuierlich zu, was zumindest teilweise als Folge einer höheren Beobachterdichte und einer Zunahme der Meldungen auf ornitho.de zu interpretieren sein könnte. Bei ornitho.de kann man sich die archivierten Beobachtungen der Art im Hinblick auf das Wann und Wo genauer angesehen. Vor allem an der Küste und auf den Nordseeinseln sind Merline während des Herbstzuges von Mitte September bis Ende Oktober besonders regelmäßig und lokal teilweise mit mehreren Vögeln täglich zu sehen. Es gibt wohl auch eine gewisse Schlafplatztradition in weiten schilfbestandenen Niederungen, die dann über Jahre immer wieder von mehreren Individuen genutzt werden.
Mit gewisser Regelmäßigkeit werden die ersten Vögel alljährlich schon ab Mitte August beobachtet. Wer einen Merlin im Binnenland erleben will, hat die besten Chancen zu dieser Jahreszeit in weitläufigen Feldlandschaften, die an die offenen Brutgebiete der Art in der Tundra Skandinaviens und Sibiriens erinnern.
Günstige Beobachtungsorte sind zum Beispiel Rastgebiete des Mornellregenpfeifers (Charadrius morinellus). Jedoch ist der Merlin deutlich flexibler bei der Wahl seiner Aufenthaltsgebiete als der Mornellregenpfeifer. Während Zugvogel-Planbeobachtungen werden Merline auffallend regelmäßig nachgewiesen. Dass dies nicht auch während der Rast der Fall ist, ist bemerkenswert. Es könnte am recht unauffälligen Verhalten der kleinen Vögel abseits der Jagd liegen. Ab Mitte November stellt sich eine relativ geringe Zahl von Überwinterer vor allem in Gebieten mit Schwärmen von Singvögeln des Offenlands ein. In manchen Jahren läßt sich der Merlin recht gut und regelmäßig beobachten. In vielen anderen Jahren ist der kleine Greifvogel, der aus dem Hohen Norden kommt und bei uns zum Teil den Winter verbringt oder aber auch bis ins Mittelmeergebiet durchzieht, nur eine flüchtige Sichtung. Bis Anfang April bleiben die Zahlen ungefähr konstant. Der Heimzug ist nur durch leicht erhöhte Zahlen von Ende März bis Anfang Mai erkennbar. Beobachtungen im Binnenland sind im Winter und Frühjahr eher selten. Lediglich im Nordostdeutschen Tiefland gelingen Nachweise in den Wintermonaten mit einer gewissen Häufigkeit.
Bisher hatte ich den Merlin vor allem im Herbst in intensiv ackerbaulich genutzten Niederen Fläming ebenfalls im südlichen Brandenburg gesehen. So ein Weibchen, das ich mit einer erbeuteten Lerche im Fang tief über Acker abfliegend fotografieren konnte.
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